„Monstertunnel“

Größte Tunnelbaumaschine der Welt
Wasserkraft: Niagaratunnel 10,4 km 140 m unter der Erde

Die Medien hatten sofort eine Bezeichnung parat: „Monstertunnel“ nannten die Zeitungen den neuen Tunnel unter den Niagarafällen und der Stadt Niagara Falls, der nach der Fertigstellung des Gesamtprojektes durch die österreichische STRABAG und die Ontario Power Generation 2013 die Energieversorgung für 160.000 Haushalte sicherstellen soll.
Seit dem 18. Jahrhundert ist die Wasserkraft der Fälle genutzt worden; ab 1759 zunächst als Antrieb von Wassermühlen (Bild li.) , ab 1853 dann zur Erzeugung elektrischer Energie. Hierfür wird ein Teil der Wassermenge über einen Kanal zum Kraftwerk umgeleitet. Ab 1881 erzeugte das Kraftwerk genug Energie, um sowohl den Wasserfall als auch die dazugehörige Ortschaft zu beleuchten. Das von George Westinghouse entwickelte Niagara-Kraftwerk war eines der ersten und größten Kraftwerke der Welt, die mit Wechselstrom arbeiteten.

Heute gibt es mehrere Kraftwerke an den Fällen; die größten sind das Sir-Adam-Beck-Kraftwerk Nr. 1 und Nr. 2 auf kanadischer Seite und das Robert-Moses-Niagara-Kraftwerk und das Lewiston-Pumpspeicherkraftwerk auf US-amerikanischer Seite. Die installierte potentielle elektrische Leistung dieser Kraftwerke beträgt in der Summe etwa 4,4 Gigawatt, diese kann jedoch real nicht annähernd erreicht werden, da die Fälle selbst bei Hochwasser nur eine Leistung von ca 2,5 GW an Wasserdurchfluss liefern. Dennoch gehört diese Gruppe damit zu den größten Wasserkraftwerken der Erde.
Um das Naturschauspiel der Wasserfälle für Besucher nicht zu sehr zu schmälern, unterzeichneten die USA und Kanada 1950 einen Vertrag, in dem festgelegt wurde, dass während der Touristensaison im Tagesmittel maximal 50 % der Gesamtwassermenge zu den Kraftwerken umgeleitet werden dürfen. Außerhalb der Saison steigt der Anteil bis auf etwa 75 %. Als Nebeneffekt der reduzierten Wassermenge reduzierte sich auch die Erosion der Fälle merklich.
Im Jahr 2005 wurde begonnen, einen neuen Kraftwerksstollen zu bauen. Für diesen 10,4 Kilometer langen Tunnel wurde die mit einem Durchmesser von 14,4 Metern und 150 Metern Länge derzeit größte Hartgestein-Tunnelbohrmaschine der Welt konstruiert. Der Tunnel befindet sich 140 m unter der Erdoberfläche. Durch den Stollen sollen ab 2013 500 Kubikmeter Wasser pro Sekunde fließen. Der Durchstich erfolgte im Mai 2011. Durchgeführt wird das Bauvorhaben von der österreichischen Firma STRABAG und der Ontario Power Generation.
Mit dem Tunnel werden vom Oberlauf des Niagara Rivers 500 m³/s zum Kraftwerk unterhalb der Niagarafälle geleitet, wobei die Stadt Niagara Falls und bestehende Überleitungsstollen unterfahren werden.

Im Zuge des Stollen-Vortriebes wurde ein vorläufiger Ausbau eingebaut. Die endgültige Auskleidung mit Dicken bis 0,7 m erfolgt aus unbewehrtem Beton. Zur Aufnahme der Betriebswasserdrücke von bis zu 15 bar wird die endgültige Auskleidung mit Injektionen vorgespannt.

Durchschlag für „Big Becky“ beim Niagara Tunnel Projekt

Nach mehreren Jahren intensiver Arbeiten konnte am 13. 05. 2011 die 150 m lange Schildmaschine „Big Becky“ den 10,4 km langen Niagara Tunnel mit einem Durchmesser von 14,4 m erfolgreich durchschlagen. Euphorisch feierten die Arbeiter sowie die anwesenden Vertreter des Bauherrn, der Politik und Presse etc. diesen bedeutsamen Meilenstein in der Geschichte des „Sir Adam Beck Kraftwerks“ in Ontario, Kanada.

Im Auftrag der STRABAG ist ILF seit 2005 für die Angebotsplanung, Detailplanung, Ausführungsplanung sowie für die Erstellung der Baubestandspläne verantwortlich. Die Gesamtkosten inklusive Umbau des Kraftwerks liegen bei 1,6 Milliarden Dollar, rund 1,3 Milliarden Euro. Als Termin der Fertigstellung wurde Juni 2013 vereinbart. Der Tunnel werde so gebaut, dass er 90 Jahre wartungsfrei betrieben werden könne, hieß es. Der Stromverkauf bringe täglich einen Umsatz von 440.000 Dollar.
->Quellen und Bilder: strabag.de;    ilf.com;    niagarafrontier.com1;   niagarafrontier.com2