Frankreich und Spanien bald per HGÜ verbunden

Red Eléctrica in der Schlussphase des Baus der 400-kV-Leitung zwischen Bescanó(F) und Santa Llogaia(E)

Die vielfach umstrittene 400-kV-HGÜ-Leitung zwischen Frankreich und Spanien steht vor dem Abschluss, meldet der spanische Übertragungsnetzbetreiber Red Eléctrica de España. Die Hängung der 44 Kilometer langen Freileitungen zwischen Bescanó (bei Girona) und Santa Llogaia bei Figueres in Spanien hat begonnen. Ab dort wird eine 65 Kilometer lange  Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungs-Leitung (HGÜ) unterirdisch bis Baixás bei Perpignan in Südfrankreich verlaufen. Sie soll umweltschonend Versorgungssicherheit und Stromqualität weiter Teile der Provinz Girona und vor allem der Costa Brava erhöhen.

Am 13.09.2013 hatte der Mastbau angefangen: „Red Electrica (REE) hat damit begonnen, die ersten von 115 Masten für die 44,2 Kilometer lange Hochspannungstrasse zwischen Santa Llogaia d’Alguema (Alt Empordà) und Bescanó aufzurichten. Die Stahlkonstruktionen, an der Basis zehn Meter breit und mit einer Höhe von etwa 55 Metern sollen Anfang 2015 fertig sein, wenn die umstrittene 400-kV-Leitung als Teil der elektrischen Verschaltung mit Frankreich in Betrieb gehen soll. (El Pais, Catalunña, 14.09.2013)

8,5 km langer Kabeltunnel zwischen Spanien und Frankreich

REE hat weiter nach eigenen Angaben bereits ein Viertel des HGÜ-Kabels in einem 8,5 km langen Kabeltunnel unter den Pyrenäen zwischen La Junquera (Spanien) und Montesquieu-des-Albères in Frankreich verlegt. Der Stollen verläuft neben der TGV-Eisenbahnstrecke und wurde von Inelfe (Interconnecteur Electrique France-Espagne) – einer 50/50-Projektgesellschaft des französischen Übertragungsnetzbetreibers (RTE) und des spanischen Übertragungsnetzbetreibers (REE) – gebaut. Diese Projektgesellschaft ist für den Bau der neuen Verbindung im Stromversorgungsnetz zuständig.

Die Entfernung zwischen den beiden von Siemens Energy errichteten Stromrichterstationen an jedem Ende der Leitung beträgt rund 65 Kilometer. Der Siemens-Auftragswert liegt knapp unter der Hälfte des Gesamtprojektwertes von rund 700 Mio. Euro.

Siemens: „Bei der zum Einsatz kommenden HVDC-Plus-Technik handelt es sich um eine neue Generation von Stromrichtern auf Basis der selbstgeführten Multilevel-Voltage-Sourced-Converter-Technik in Modular-Multilevel-Converter-Bauweise (VSC MMC). Kernstück der HVDC-Plus-Stromrichterstationen ist ein Umrichter auf IGBT-Basis (Insulated Gate Bipolar Transistor), der den Wechselstrom in Gleichstrom und umgekehrt umwandelt. Im Gegensatz zur netzgeführten Stromrichtertechnik arbeitet das HVDC-Plus-System mit abschaltbaren Leistungshalbleitern, so dass die Kommutierungsvorgänge im Stromrichter unabhängig von der Netzspannung ablaufen. Eine sehr schnelle regelungs- und schutztechnische Eingriffsmöglichkeit in den Stromrichter bewirkt eine hohe Dynamik des Systems, was vor allem bei Netzfehlern und Störungen im Drehstromnetz notwendig ist. Beim HGÜ-Projekt Frankreich-Spanien hat Siemens die Herausforderung angenommen, die Leistungsfähigkeit dieser modernen Umrichtertechnik in eine bisher nicht erreichte Größenordnung zu steigern – passend zur Gleichspannung der zum Einsatz kommenden Erdkabel. Diese liegt mit 320 kV für extrudierte Kabel auf dem Stand des heute technisch Machbaren. Darüber hinaus ist die Umsetzung technischer Besonderheiten gefordert, die so nur von dieser modernen Umrichtertechnik bereitgestellt werden können. Erwähnenswert ist der von der Energieübertragung unabhängige Blindleistungsaustausch zwischen jedem Umrichter und dem Drehstromnetz an beiden Umrichterstationen. Nicht zuletzt verleiht die Funktion Black-Start Capability dem HGÜ-System die Fähigkeit, ein zusammengebrochenes Netz wieder aufzubauen.“
Folgt: 2 GW Übertragungsleistung