Solar-Radweg im Übersoll

SolaRoad erzeugt mehr Strom als erwartet – weltweite Initiativen für Solarstraßen

Im Oktober 2014 hat die Firma SolaRoad – einer amerikanischen Idee folgend („Solar-Roadways“, Solarify berichtete) – in Krommenie nördlich von Amsterdam einen Solar-Fahrradweg gebaut und jetzt einen erfreulichen Zwischenstand mitgeteilt: Die Module erzeugen mehr Strom, als erwartet. Der weltweit einmalige Fahrradweg hat 3.000 kWh Solarstrom produziert.

Mit dieser Strommenge kann laut SolaRoad ein durchschnittlicher Einpersonenhaushalt in den Niederlanden ein Jahr lang mit Strom versorgt werden oder ein Elektroroller 2,5 Mal um die Erde fahren. Firmeneigenen Hochrechnungen zufolge könnte der Ertrag auf 70 kWh/a pro Quadratmeter Solarstraße steigen.

Noch befindet sich das Projekt in der Testphase. Auf der linken Hälfte der zweigeteilten Fahrbahn liegen die Solarzellen unter Schutzglas. Die andere Seite dient als Referenz und um verschiedene Materialien und Oberflächen im Zusammenspiel mit den Solarzellen zu testen.

Der erzeugte Strom wird direkt ins Netz eingespeist und könnte zum Beispiel zur Straßenbeleuchtung oder Ampeln dienen. Später wäre wäre auch das (in)direkte Aufladen von Elektroautos denkbar.

Radeln auf Sonnenkollektoren

Mehr als 150.000 Radfahrer seien schon über das Teststück gefahren, heißt es in einer aktuellen Mitteilung. Dass es sich um einen speziellen Boden handelt, falle den Radlern kaum auf, die Akzeptanz des Solar-Radwegs ist demnach kein Problem. „Wenn wir das aktuelle Ergebnis auf die Jahresausbeute hochrechnen, erwarten wir mehr als die 70 kWh pro Quadratmeter, die wir im Laborstadium als Obergrenze geschätzt haben“, so SolaRoad-Sprecher Sten de Wit von der Forschungsorganisation TNO, die das Konzept entwickelt hat. „Das könnte ein Durchbruch im Bereich der nachhaltigen Energieversorgung sein, vor allem, wenn ein System entwickelt werden kann, den erzeugten Strom den Fahrzeugen auf der Straße direkt zuzuleiten. Man stelle sich vor, dass die Energie an der Stelle entsteht, wo sie gebraucht wird. Das wäre dann ein großer Schritt hin zu einem energie-neutralen Mobilitätssystem.“

Die amerikanischen Ingenieure Julie und Scott Brusaw, Gründer von Solar Roadways, hatten einen neuen Straßenbelag aus Solarzellen erfunden. Das riesige Flächenpotenzial der Straßen nicht nur der USA brachte die beiden auf die Idee, diese mit Solarzellen zu bepflastern. Brusaw entwickelte daraufhin in Idaho zusammen mit seiner Frau und einem Team einen Straßenbelag aus Glasplatten mit eingebauten LEDs samt Solarzellen. Im Frühjahr 2014 hatten sie dafür per Crowdfunding mehr als zwei Millionen Dollar für den Bau der weltweit ersten Solarstraße eingesammelt. Die Kampagne wird auf der Webseite indiegogo.com fortgesetzt.

Die SolarRoad-Module wurden aufgerauht, damit sie rutschfest sind. „Sie erzeugen liegend 30 Prozent weniger Strom als auf einem schrägen Dach”, so de Wit. Er rechnet dennoch damit, dass die begehbaren Solarpanele nach 20 Jahren so viel Strom erzeugt haben, wie ihre Herstellung gekostet hat – wenn sie in Massenproduktion gehen, könnte das sogar in nur 15 Jahren sein.

Unerfreulich sei, dass sich bereits ab Ende Dezember 2014 ein Teil der SolaRoad-Beschichtung zu lösen begonnen hätten. Das sei Untersuchungen zufolge darauf zurückzuführen, wie sich das Material bei starken Temperaturveränderungen verhalte. Die Entwicklung einer verbesserten Beschichtung sei bereits weit fortgeschritten.

Im nächsten Schritt wollen die Niederländer eine Autostraße aus Solarmodulen bauen. Erhielten zehn bis 20 Prozent der 140.000 Kilometer niederländischer Straßen eine Solarschicht, könnte ihre Stromproduktion ein Drittel aller Autos elektrisch antreiben. Inzwischen hat das eigentlich auf Bewegungsenergie-Nutzung spezialisierte Unternehmen Energy Floors angekündigt, mit Partnern an Radwegen zu arbeiten, die auch Solarenergie gewinnen.

Auch in Deutschland…

In Deutschland kämen 650.000 Kilometer Straßen mit einer horizontalen Fläche von rund 1.400 km2 für liegende Module in Frage – sagt Donald Müller-Judex aus Herrsching am Ammersee. Würden diese Flächen genutzt, ist der Gründer des oberbayrischen StartUps Solmove überzeugt, könnten damit 20 Millionen Autos mit Strom fahren und die Klimaziele erreicht werden. Die Doppelnutzung (verkehrlich und energetisch) vorhandener versiegelter Flächen stellt seiner Meinung nach ein größeres Potenzial dar als die Nutzung von Dächern. Befahrbare Solar-Module zu entwickeln und die Wirtschaftlichkeit zu belegen, ist das Ziel seines Verbundvorhabens Solmove. Die grundsätzliche Machbarkeit wurde bereits in ersten Vorversuchen geprüft. Da die Einzelteile beliebig zusammensetzbar sind, können sie einfach mit einem speziellen Gummiasphalt auf dem Straßenbelag befestigt werden. Daher müsste – im Gegensatz zu den ausländischen Modellen – nicht die gesamte Straßenoberfläche ausgewechselt werden.

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