Antrieb für deutsch-brasilianische Energiepartnerschaft

IASS-Blog: Regierungskonsultationen sollten politischen Dialog über Erneuerbare Energien stärken

Im August werden Bundeskanzlerin Merkel, Energieminister Gabriel und eine Reihe weiterer Minister zu Regierungskonsultationen nach Brasilien reisen. Sie sollten diese Möglichkeit ergreifen, um die Zusammenarbeit zu Erneuerbaren Energien unter der deutsch-brasilianischen Energiepartnerschaft zu beleben. Eine stärkere Kooperation mit Brasilien – ein wichtiger Vorreiter des weltweiten Ausbaus Erneuerbarer Energien – kann schließlich auch die internationale Energiewende-Politik Deutschlands stärken.  Ein Beitrag von Sybille Röhrkasten (von Solarify leicht gekürzt und geringfügig umgestellt).

Erneuerbaren-Dialog stockt

Deutschland und Brasilien sind wichtige Vorreiter des weltweiten Ausbaus Erneuerbarer Energien. Dabei wählen sie sehr unterschiedliche Herangehensweisen. Im Jahr 2008 schlossen die beiden Länder eine Energiepartnerschaft, um die Zusammenarbeit zu Erneuerbaren Energien und Energieeffizienz zu vertiefen. Der politische Dialog zu Erneuerbaren stockt jedoch.

Deutschland sollte deutlich machen, dass es in der Energiepartnerschaft künftig stärker auf brasilianische Kompetenz setzt. Anknüpfungspunkte hierfür bieten Bioethanol und Erneuerbaren-Auktionen. Dies könnte die brasilianische Seite dazu bewegen, ihrerseits intensiver in Bereichen zu kooperieren, in denen Deutschland die Nase vorn hat.

Brasilianisch-deutscher EE-Dialog stärkt internationale Energiewendepolitik Deutschlands

Eine vertiefte Kooperation zu Erneuerbaren Energien unter der deutsch-brasilianischen Energiepartnerschaft könnte auch zu einer Stärkung der internationalen Energiewende-Politik Deutschlands beitragen. So reicht für eine global nachhaltige Energieversorgung die Umstellung des Stromsektors auf Erneuerbare allein nicht aus. Vielmehr müssen auch im Transportsektor fossile Energieträger substituiert werden. Hier kann die brasilianische Erfahrung wichtige Teil-Lösungen bieten.

[note In Brasilien basiert die Stromversorgung seit jeher auf erneuerbaren Quellen. Mit einem Erneuerbaren-Anteil von 75 Prozent erreicht Brasilien schon heute beinahe die Zielmarke, die in Deutschland für das Jahr 2050 gilt. Hintergrund ist das ausgeprägte Wasserkraftpotenzial Brasiliens, das Strom relativ kostengünstig erzeugen lässt. Allerdings wird der Anteil der Wasserkraft zukünftig sinken. Einerseits möchte Brasilien aufgrund der Erfahrung mit schwerwiegenden Dürren in den letzten Jahren seine Abhängigkeit von der Wasserkraft verringern. Andererseits ist es zunehmend schwer, das noch verbleibende Wasserkraftpotenzial zu erschließen. Der Itaipú-Staudamm im Süden Brasiliens – Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft]

Darüber hinaus kann die internationale Energiewende-Politik Deutschlands nur dann erfolgreich sein, wenn sie nicht nur deutsche Erneuerbaren-Expertise vermittelt, sondern auch Wissen und Erfahrungen aus sehr unterschiedlichen Ländern integriert. Das ist ein wichtiger Ansatz für die Arbeit der IASS-Plattform Energiewende zur internationalen Dimension der Energiewende. Unter anderem organisierten wir gemeinsam mit der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) und dem Deutschen Institut für Entwicklungspolitik (DIE) einen Workshop zur internationalen Energiewende-Politik Deutschlands, in dem wir den Austausch mit Erneuerbaren-Experten aus Nordafrika beförderten.

Überholtes Nord-Süd-Denken

[note Die klassische Vorstellung von Brasilien jenseits des Zuckerhuts: Yanomami im Regenwald Roraimas – Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft]

In meiner Promotions-Forschung habe ich immer wieder erschreckt festgestellt, wie tief verankert das Nord-Süd-Denken in der internationalen Kooperation zu Erneuerbaren Energien nach wie vor ist. Der „Süden“ wird zumeist als Empfänger von Geld- und Technologietransfers gesehen, während der „Norden“ die Richtungen der Kooperation vorgibt. Länder wie Brasilien hinterfragen diese Machtkonstellation und sind nicht mehr bereit, diesen Spielregeln zu folgen. Für die internationale Energiewende-Politik Deutschlands ist es daher von essentieller Bedeutung, sich mit den Sichtweisen und Interessen dieser „neuen Player“ vertraut zu machen. Auch wenn die Kooperation nicht immer einfach ist.

[note Die deutsch-brasilianische Energiepartnerschaft wurde 2008 geschlossen. Neben Brasilien unterhält die Bundesregierung bilaterale Energiepartnerschaften mit Algerien, China, Indien, Marokko, Nigeria, Norwegen, Russland, Südafrika, Türkei und Tunesien. Für das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie sind diese Energiepartnerschaften ein zentrales Instrument seiner energieaußenpolitischen Strategie. Mit den Kooperationen soll der Ausbau Erneuerbarer Energien und die Verbreitung effizienter Energietechnologien befördert werden.]

->Quellen: