Bruch der maritimen Nahrungskette?

Erderwärmung und Übersäuerung dezimieren Meeresfauna

Zwei Meeresökologen der Universität von Adelaide in Australien, haben am 12.10.2015 unter dem Titel „Global alteration of ocean ecosystem functioning due to increasing human CO2 emissions (Weltweite Funktionierens-Veränderung des Meeres-Ökosystems infolge wachsender menschen-verursachter CO2– Emissionen)“ als Forschungsergebnis in der US-Zeitschrift PNAS veröffentlicht, dass die steigenden CO2-Emissionen einen Zusammenbruch der Nahrungskette in den Weltmeeren zur Folge haben könnten.

Ivan Nagelkerken und Sean D. Connell gingen für ihre Metaanalyse 632 Studien und Untersuchungen über Meere, Korallenriffe, Plankton, sowie Versauerung und Erwärmung der Ozeane durch. Sie erklären in ihrem Artikel, wie die Erderwärmung dafür sorgt, dass in den übersäuerten Meeren Vielfalt und Anzahl der Schlüsselorganismen stark dezimiert werden. In der Folge bekommen größere Fische Schwierigkeiten, an ausreichend Nahrung zu kommen.

Denn laut Nagelkerken und Connell können sich nur wenige Meeres-Lebewesen an die steigenden Temperaturen anpassen. Die Mikroorganismen werden dagegen zunehmen. Doch das führe kaum zu sogenannter „Sekundärproduktion“ – zur Entstehung von Plankton und kleineren Fischen, die wiederum Nahrung für größere Fische seien. Die Folge: Die Nahrungskette bricht ab.

Eine der von den australischen Forschern durchgeackerten Studien muss die von Astrid Wittmann und Hans-Otto Pörtner vom Alfred-Wegener-Institut (AWI) gewesen sein; die beiden haben erstmals 2013 das Ausmaß der bedrohlichen Veränderung der Weltmeere bewertet. In einer Studie trugen sie dafür alle verfügbaren Daten über die Reaktion von Meerestieren auf die Ozeanversauerung zusammen und analysierten sie. Dabei stellten sie fest, dass die meisten der untersuchten Tierarten zwar von der Ozeanversauerung betroffen, die jeweiligen Auswirkungen jedoch sehr artspezifisch sind. Die Ergebnisse der AWI-Forscher erschienen am 25.08.2013 online bei Nature Climate Change. Wittmann und Pörtner hatten alle bisherigen Studien zusammengefasst, die sich mit den Konsequenzen der Ozeanversauerung für marine Arten aus fünf Tierstämmen befasst hatten: Korallen, Krebstiere, Weichtiere, Wirbeltiere wie Fische und Stachelhäuter wie Seesterne und Seeigel. Am Ende lagen ihnen insgesamt 167 Studien mit den Daten von mehr als 150 verschiedenen Arten vor. Um diese Ergebnisse einzuordnen, verwendeten sie die auch dem Weltklimabericht zugrunde liegenden CO2-Emissions-Szenarien. Diese ermöglichen es, die Auswirkungen unterschiedlicher CO2-Konzentrationen in der Atmosphäre bis weit in die Zukunft vorherzusagen. (Siehe: solarify.eu/2013ozeanversauerung)

Beispiel Korallen

Gegenwärtig vollzieht sich laut Nature weltweit eine bedrohliche Korallenbleiche, von der bis zum Jahresende 2015 bereits mehr als ein Drittel der globalen Korallenriffe betroffen sein könnten. Es besteht die Gefahr, dass 12.000 Quadratkilometer Korallen dabei absterben, wie die amerikanische Nationale Ozean- und Atmosphärenverwaltung (NOAA) bestätigt (mehr auf solarify.eu/globale-erwaermung-auch-fur-korallen-toedlich). Korallenriffe dienen aber vielen Spezies als Lebensraum. Sie machen zwar nur ungefähr 0,1% der Meeresböden aus, sind aber lebenswichtig für ein Viertel aller maritimen Arten. Im Great Barrier Reef ist in den vergangenen 30 Jahren bereits die Hälfte der Korallen verschwunden. Wenn die Treibhausgasemissionen nicht gesenkt werden, wird 2050 kaum mehr etwas vom Great Barrier Reef übrig sein – zumindest so, wie wir es heute kennen.

Folgt: Abstract von Nagelkerkens und Connells Untersuchung