Dänemark: Eine Energiewende für Strom, Wärme und Verkehr

Bis 2050 in allen Energiesektoren unabhängig von fossilen Brennstoffen

Von Stephanie Ropenus – mit freundlicher Genehmigung von energieverbraucher.de

Dänemark will bis zum Jahre 2050 in allen Energiesektoren unabhängig von fossilen Brennstoffen werden. Die dänische Energiewende leitet also nicht nur den Übergang zu Erneuerbaren Energien im Stromsektor ein, sondern auch eine Wärmewende und eine Verkehrswende. Die Integration der Windenergie, die im letzten Jahr fast 40 Prozent des Stroms lieferte, und die Verknüpfung der Energiesektoren spielen eine tragende Rolle. Damit kann Dänemark Deutschland und anderen Ländern Impulse geben.

1891 erhielt der dänische Erfinder Poul Latour die Lizenz, die erste Windkraftanlage auf dem Gelände der Schule von Askov zu errichten. Schon 1908 gab es in Dänemark 30 landwirtschaftliche Energieversorger mit Windgeneratoren.

An schönen Sommertagen ist am Amager Strand südöstlich von Kopenhagen immer viel los. Der Strandpark ist außerordentlich beliebt bei Läufern, Schwimmern, Kitesurfern und Familien. Am Horizont zeichnet sich die Silhouette des Offshore-Windparks Middelgrunden ab. Geht man den Strandweg weiter, kann man die zwanzig Windanlagen, die im flachen Wasser des Öresunds stehen, gut erkennen. Es ist daher nicht verwunderlich, dass Middelgrunden zu den meist fotografierten Offshore-Windparks der Welt gehört und inzwischen zu einem heimlichen Nationalsymbol des Landes geworden ist.

Als der Bau von Middelgrunden vor 15 Jahren begann, war es mit 40 Megawatt Leistung der größte  Offshore-Windpark weltweit – ein Pionierprojekt mit Bürgerbeteiligung, das lokal erzeugten Windstrom nach Kopenhagen liefern sollte. Dänemark gehört damit zu den Pionieren der Energiewende.

In fünf Jahren sollen Windkraftanlagen die Hälfte des dänischen Stroms produzieren

Bis 2050 möchte das Land unabhängig von fossilen Brennstoffen werden. Bereits in fünf Jahren sollen Windkraftanlagen mindestens die Hälfte des dänischen Stroms produzieren. Und schon 2014 sorgte Dänemark international für Aufsehen, als ein Rekordanteil von 39 Prozent Windenergie an der Stromnachfrage bekannt wurde – eine der höchsten Zahlen weltweit. Dabei wurde das dänische Stromsystem ähnlich wie in Deutschland ursprünglich von fossilen Energieträgern dominiert. Doch schon seit den 1970er Jahren wird immer mehr Windenergie zugebaut – erst an Land, später auch auf See. Dänemark steht damit vor der Herausforderung, ein Stromsystem mit hohen Anteilen konventioneller Energie wie Kohle auf die variable Einspeisung von Erneuerbaren Energien umzustellen.

Bis 2050 eine Energiewende für Strom, Wärme und Verkehr

Den grønne omstilling – die „grüne Umstellung“ – wird die Energiewende auf Dänisch genannt. Das Besondere daran ist, dass sie nicht nur den Strombereich, sondern alle Energiesektoren umfasst. So soll in 35 Jahren der gesamte Energiebedarf Dänemarks komplett mit Erneuerbaren Energien gedeckt werden – neben Strom müssen sie also auch Wärme und die für den Verkehr nötige Energie liefern.

Doch wie können diese Sektoren aufeinander abgestimmt werden, wenn heute niemand genau weiß, wie das zukünftige Energiesystem aussehen wird? Die „Energiestrategie 2050“ aus dem Jahre 2011 war das erste Konzept weltweit, das zu dieser Frage einen integrierten Ansatz lieferte. „Eine unvorhersehbare Zukunft fragt nach flexiblen Antworten“, heißt es darin. Es ist genau diese Flexibilität bei gleichzeitiger Kontinuität der Zielverfolgung, die für das dänische Vorgehen charakteristisch ist.

Die beiden tragenden Säulen für ein erneuerbares Energiesystem heißen Energieeffizienz, um den Energieverbrauch zu senken, und ein Wachstum der Erneuerbaren Energien in allen Sektoren. In Dänemark bedeutet das vor allem: das Wachstum der Windenergie. Sie soll der maßgebliche Treiber auch für die Wärme- und Verkehrswende werden. Daraus ergeben sich weitere Kern­elemente für die zukünftige Umsetzung der grønne omstilling: Wärme-, Industrie- und Verkehrssektor werden zu einem Großteil elektrifiziert. Fern- und Nahwärme sollen zunehmend durch Erneuerbare Energien gespeist werden. Ein intelligentes Energiesystem ermöglicht die Steuerung flexibler Lasten. Hierzu gehören Blockheizkraftwerke, Wärmepumpen, Elektrokessel und das Aufladen von Elektroautos, die beispielsweise in Zeiten hoher Windstromeinspeisung als zusätzliche Verbraucher aktiviert werden können. Aber auch die effiziente Nutzung von Biomasse gehört zur dänischen Energiestrategie.

Folgt: Kontinuität bei der Umsetzung