Daimler bald neben VW auf Sünderbank?

DUH: Daimler-Abgasskandal erreicht VW-Dimension: US-Justizministerium lässt in Stuttgart Daimler-Büros durchsuchen

Nach Informationen der Deutschen Umwelthilfe (DUH) sicherten Ermittler der Unternehmensberatung Deloitte Touche Daten in den Büroräumen von Daimler. Die Untersuchungen in den Werken sowie der Konzernzentrale in Möhringen hatten bereits am 22.04.2016 begonnen, als das US-Justizministerium seine Ermittlungen bekannt gab.

Die Ermittler, die wegen der Ermittlungen des US-Justizministeriums Daten sowie den E-Mailverkehr sicherstellen, suchen nach Hinweisen, ob Daimler illegale Abschalteinrichtungen in seinen Fahrzeugen verbaut hat, um die Abgasreinigung bei realen Fahrsituationen zu verringern. Die DUH hatte erstmals am 02.02.2016 auf die Abschaltung bei Temperaturen unterhalb von 10° C bei einer Mercedes C-Klasse 220 CDi hingewiesen. Einen Tag später veröffentlichte die DUH ein ihr zugespieltes im Intranet von Daimler eingestelltes Eingeständnis dieser Abschalteinrichtung und konnte damit erstmals Daimler den Gebrauch der Abschalteinrichtungen nachweisen.

In den USA wie auch in der EU sind aus gutem Grund Abschalteinrichtungen in der Abgasreinigung gesetzeswidrig. Als Folge der giftigen Stickoxid-Emissionen sterben laut DUH jährlich 10.400 Menschen vorzeitig an den Folgen des Dieselabgasgiftes NO2. Im März 2016 belegte die DUH in einem Rechtsgutachten von Rechtsanwalt Remo Klinger, dass die von Daimler dauerhafte Aktivierung einer Abschalteinrichtung bei Temperaturen unter 10 Grad Celsius rechtswidrig ist. Der Wissenschaftliche Dienst des Deutschen Bundestages bestätigte diese Rechtsauffassung in einem eigenen Gutachten.

„Daimler setzt die DUH seit unserer Veröffentlichung der ersten Ergebnisse eigener Untersuchungen im Dezember 2015 zu einem Mercedes C 200 CDI massiv unter Druck. Unsere Veröffentlichung der Drohbriefe von Daimler-Anwalt Christian Schertz führte zu einem Rechtsstreit, den wir Anfang April für uns entscheiden konnten“, sagt Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der DUH.

Seit Beginn des Abgasskandals steht die DUH in intensivem Austausch mit nationalen, europäischen und amerikanischen Behörden. Im Februar fand auf Einladung der amerikanischen Umweltbehörde (Environmental Protection Agency, EPA) in der amerikanischen Botschaft in Berlin ein Gespräch mit EPA-Direktor Christopher Grundler statt, bei dem es auch um die gefundenen Hinweise auf Abschalteinrichtungen bei Mercedes Fahrzeugen bezüglich der Erkennung der Prüfsituation beziehungsweise die Temperaturabschaltung ging. Die EPA kündigte eigene  Messungen und Gespräche mit Daimler an, die laut DUH zur Einleitung der Untersuchung führten.

Die Berichte über die dauerhafte Aktivierung einer temperaturgesteuerten Abschalteinrichtung führte in den USA zu einer Sammelklage, in der neben den Ergebnissen des niederländischen Prüfinstituts TNO sowie der DUH auch eigene Messungen aufgeführt wurden. Die am 07.04.2016 eingereichte US-Klage spricht von einer bis zu 65-fachen Überschreitung der Stickoxid (NOx)-Grenzwerte auf der Straße.

Bundesverkehrsminister Dobrindt erhielt dieselben Informationen über die Untersuchungsergebnisse von allen durch die DUH untersuchten beziehungsweise analysierten Fahrzeuge. Bis heute hat Dobrindt im Gegensatz zu den amerikanischen Behörden jedoch seinen Staatssekretären und dem Beamtenapparat jeden Gesprächskontakt mit der DUH untersagt. Im Gegensatz zu den amerikanischen Behörden fanden im Bundesverkehrsministerium keine gezielten Überprüfungen der von der DUH übermittelten Messergebnisse statt. Den übermittelten Hinweisen auf Abschalteinrichtungen bei Daimler Fahrzeugen (Neben zwei Mercedes Modellen der Smart Diesel) wie auch anderen Autoherstellern (Opel, BMW) ging das Dobrindt-Ministerium nicht nach.

->Quelle: duh.de/pressemitteilung