Kommunales Interesse an Wärmewende wächst

Blitz­umfrage der Agentur für Erneuer­bare Energien unter Energie-Kommunen: Vorreiter der kommunalen Energie­wende wollen vermehrt Ausbau Erneuer­barer Wärme­technologien angehen

Philipp Vohrer - Foto © GerhardHofmann, Agentur ZukunftKommentar von Philipp Vohrer, Geschäftsführer der Agentur für Erneuerbare Energien
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Mit der jüngsten Novellierung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) gelten ab 2017 Ausschreibungen sowohl für größere Photovoltaik- als auch für Windenergieanlagen. Mit der neuen Regelung zielt der Gesetzgeber darauf ab, die Erneuerbaren Energien besser in den Markt zu integrieren und sie planvoll auszubauen. Unter den Bürgerenergie-Befürwortern wird die Umstellung auf Ausschreibungen heftig kritisiert, da die bürokratischen Hürden für Bürgerenergieprojekte in Konkurrenz zu professionellen Projektierern als zu hoch erscheinen.

Die ersten vier bereits absolvierten Ausschreibungsrunden für Photovoltaik-Freiflächen-Anlagen haben bereits gezeigt, dass die Akteursvielfalt auf der Strecke bleibt: Lediglich 0,22 Prozent der bezuschlagten Gebote (mit Blick auf die installierte Leistung) entfielen auf Energiegenossenschaften. Entsprechend negativ bewerten Energiebürger und Genossenschaften die Einführung von Ausschreibungen auch für Windenergie im neuen EEG – trotz der nun eingeräumten Bürgerenergieregel. Das grundsätzlich höhere Risiko für kleine Akteure wie Bürgerenergiegenossenschaften werde dadurch nicht vermieden, es werde sogar vergrößert. Entsprechend pessimistisch sind die Erwartungen.

Der Wärmemarkt macht Hoffnung

Positiver scheint die Stimmung bei denjenigen, die Wärmeprojekte planen. Obwohl der Ausbau der Erneuerbaren Energien im Wärmemarkt in den vergangenen Jahren keine vergleichbare Dynamik erfahren hatte wie im Strommarkt, scheint hier Licht am Horizont. In Deutschlang gibt es mittlerweile rund 145 Nahwärmegenossenschaften, mehr als 50 wurden allein in den vergangenen drei Jahren gegründet.

Eine Umfrage der Agentur für Erneuerbare Energien (AEE) unter Energie-Kommunen hat ergeben, dass mindestens jede fünfte Vorreiterkommune ihre Aktivitäten im Bereich Nahwärmenetze in den vergangenen 12 Monaten verstärkt hat. Die Expertenumfrage richtet die AEE im Sommer 2016 an 100 Energie-Kommunen, auf die 30 geantwortet haben. Energie-Kommunen sind solche Gemeinden, die sich bisher vorbildlich für den Ausbau Erneuerbarer Energien eingesetzt haben, und die dafür den Titel „Energie-Kommune“ von der AEE verliehen bekommen haben.

Kommunen sind im Bereich Nahwärmenetze aktiv

Die Umfrage zeigt Interessantes: Durch die andauernden Diskussionen um den Kurs der Energiewende und die häufigen und teils erheblichen Veränderungen der politischen Rahmenbedingungen im Strombereich wächst das Interesse von Energie-Kommunen am Ausbau der Erneuerbaren Energien im Wärmebereich. Rund 20 Prozent der Vorreiterkommunen in Sachen Energiewende wollen ihren Fokus künftig auf die Errichtung von Nahwärmenetzen richten.

Fast ein Viertel der Befragten fokussiert sich „zunehmend“ oder zumindest „gleichbleibend“ auf Bioenergie als Wärmequelle – und das, obwohl der Wärmemarkt immer noch als schlafender Riese gilt und sich der politische Rahmen bisher kaum verändert hat: Seit dem Jahr 2000 fördert der Staat im Rahmen des Marktanreizprogramms (MAP) den Einsatz von Erneuerbare-Energien-Heizungsanlagen vor allem in Bestandsgebäuden mit finanziellen Zuschüssen oder zinsgünstigen Krediten. Zum anderen regelt seit 2009 das Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz (EEWärmeG), dass ein gewisser Mindestanteil der Wärmeversorgung bei Neubauten durch Erneuerbare Energien zu erfolgen hat. Ein dem EEG vergleichbares Politikinstrument gibt es für die Wärmeerzeugung nicht. Doch die jährlichen Diskussionen um Ökostrom im Rahmen von regelmäßigen EEG-Novellen haben ihre Spuren hinterlassen, wie die Blitzumfrage unter den Energie-Kommunen zeigt.

Folgt:  Politischer Rahmen ist kontraproduktiv