Anthrax-Ausbruch dank Klimawandels

Tauende Permafrostböden in Sibirien geben Milzbrandbakterien frei

In Sibirien ist erstmals seit 75 Jahren Milzbrand ausgebrochen – in Jamalo-Nenezki auf der Jamal-Halbinsel in Nordwestsibirien starb ein zwölfjähriger Junge – rund 90 Menschen, mehr als die Hälfte davon Kinder, kamen laut „Siberian Times“ („Zombie-Anthrax-Ausbruch“) mit Verdacht auf Milzbrand in Krankenhäuser – die Region wurde unter Quarantäne gestellt. Nachdem und 2.300 Rentiere verendet sind, wurden 40.000 Tiere geimpft.

Jamalo-Nenezki galt seit 1941 als Anthrax-frei. Die Sporen können aber gefroren Jahrzehnte überleben. Der 75 Jahre lang eingefrorene Kadaver eines Rentiers soll Quelle des sporenbildenden Milzbrandbakteriums sein – Erinnerungen an „Jurassic Park“ werden wach. Durch infolge der Erderwärmung ungewöhnlich hohe Temperaturen taut der Permafrostboden auf. Andere mutmaßen als Infektionsherd einen historischen Friedhof des indigenen Volks der Nenzen. Da die Böden bisher gefroren waren, wurden die Verstorbenen in Holzsärgen bestattet, aber nicht vergraben. Grasende Rentiere könnten sich infiziert haben.

Diese These hält Anthropologie-Professor Florian Stammler in einem DLF-Interview nicht für schlüssig: „Die Nenzen haben immer ihre Toten oberirdisch bestattet – wegen des Permafrostes. Daher würde ich keinen Grund sehen, warum gerade in diesem Jahr diese Erreger aus den Särgen vom Wind herausgetragen worden sein sollen, wenn es früher nicht passiert ist. Weil diese Särge immer oberirdisch und dem Wind und Wetter ausgesetzt waren. Deshalb halte ich es für weniger wahrscheinlich, dass es daher kommt.“

Um das Risiko auf der betroffenen Halbinsel zu minimieren, dass durch die Wanderungen der Hirten die Bakterien oder Sporen weiter verbreitet werden, werden jetzt überall Warnhinweise verteilt, und es wird darauf geachtet, dass die Nomaden das Gebiet weitläufig meiden, und das Gebiet wird zudem eingezäunt.

Milzbrand oder Anthrax ist eine bakterielle Infektionserkrankung, die meist Tiere in Afrika, Asien und Teilen Europas befällt. Gefährdet sind vor allem Paarhufer wie Rinder. Menschen in Industrieländern sind äußerst selten betroffen. Der Erreger verbreitet sich durch seine Sporen, eine Übertragung von Mensch zu Mensch gilt als unwahrscheinlich.

In Deutschland gab es den letzten Fall von Hautmilzbrand bei einem Menschen im Jahr 1994, berichtet das Robert-Koch-Institut.

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