Kenngrößen zur Erfassung von Umweltbewusstsein

Machbarkeitsstudie des UBA

UBA-Studie: Kenngrößen Umweltbewusstsein © UBAIn einer im August 2016 veröffentlichten Machbarkeitsstudie geht das Umweltbundesamt (UBA) der Frage nach, mit welchen Kenngrößen Umweltbewusstsein zeitgemäß erfasst werden kann. Sie stellt die theoretischen Grundlagen, die forschungspraktische Entwicklung und eine erste empirische Überprüfung eines Vorschlags für Kenngrößen zur Messung des Umweltbewusstseins in Deutschland vor.

Seit nunmehr 20 Jahren erforscht das UBA im Auftrag des BMUB das Umweltbewusstsein in Deutschland. Damit wird ein wichtiger Beitrag zur sozialwissenschaftlichen Forschung und Diskussion geleistet; gleichzeitig dienen diese Studien als Grundlage für eine wissenschaftlich fundierte Politikberatung und für die Planung von Maßnahmen in der Umweltkommunikation. UBA-Präsidentin Maria Krautzberger und Umweltministerin Barbara Hendricks - Foto © Gerhard Hofmann Agentur Zukunft für SolarifyDie Konzeption dieser Studien folgt dem Prinzip, „Tradition“ mit „Innovation“ zu verbinden. Das heißt, dass einige zentrale Fragestellungen wiederholt und (annähernd) gleichbleibend in den (seit 1996 im zweijährigen Rhythmus durchgeführten) repräsentativen Umfragen erhoben werden und somit Zeitvergleiche ermöglichen, die Aufschluss über Veränderungen und Entwicklungen im Umweltbewusstsein der Deutschen geben. Andere Fragestellungen werden für die einzelnen Studien jeweils neu entwickelt, insbesondere wenn es um aktuelle Anlässe oder spezifische Fragestellungen aus politischer Sicht geht. Auch lagen den Studien mitunter wechselnde theoretische Konzepte von „Umweltbewusstsein“ zugrunde. Entsprechend vielschichtig sind insofern die Ergebnisse –und scheinen deshalb teilweise unübersichtlich und widersprüchlich.

Konzeptionelle Grundlage der Studie ist die Pressure-State-Response-Heuristik der OECD. Dieser Ansatz wurde zur Klassifikation von „objektiven“ Nachhaltigkeitsindikatoren entwickelt und für „subjektive“ Indikatoren – also Kenngrößen für Umweltbewusstsein – adaptiert. Für die inhaltlich-normative Konkretisierung wurde auf Leitbilder zurückgegriffen, die derzeit den umweltpolitischen Diskurs prägen: Die „Ökologische Modernisierung“ und die „Sozial-ökologische Transformation“. Für den empirischen Feldtest wurde eine (nicht-repräsentative) Stichprobe von 450 Personen online befragt. Die Daten des Feldtests wurden anschließend nach testtheoretischen Gesichtspunkten geprüft. In einer mehrstufigen Aggregation der Einzel-Indikatoren wurden unterschiedliche Teilskalen, Summenscores und Schwellenwerte ermittelt. Der Vorschlag für den Gesamtindex „Umweltbewusstsein“ entspricht dem Prozentanteil von Personen, der in allen drei Teilbereichen „Pressure“, „State“, „Response“¹ gleichermaßen die festgelegten Kriterien erfüllt.

[note „Pressure“-Indikatoren weisen auf die Belastungen der Umwelt durch menschliche Aktivitäten hin, Indikatoren, die einen Problemdruck erzeugen oder die Wahrnehmungen beschreiben, die Menschen motivieren können, sich mit Umwelt und Nachhaltigkeit zu befassen. Mögliche Pressure-Indikatoren sind etwa die Wahrnehmung von ökologischen Risiken oder das Umweltwissen.
„State“-Indikatoren beschreiben den Zustand der Umwelt, das heißt die Umweltqualität in verschiedenen Bereichen; sie bilden den inneren Zustand von Individuen ab, das heißt die Einstellungen, Deutungsmuster oder Mindsets, die mit Umwelt und Nachhaltigkeit verbunden sind. Sie können affektive, kognitive und konative Bedeutungsinhalte umfassen. Ein möglicher „State“-Indikator ist der Stellenwert, der Umwelt und Natur für ein gutes Leben beigemessen wird. Ebenfalls hierzu zählt die Offenheit für sozial-ökologische Innovationen
„Response“-Indikatoren zeigen die gesellschaftlichen Reaktionen auf Gefährdungen der Umwelt an. Sie stellen mögliche Reaktionen dar. Dies sind konkrete Verhaltensweisen des Individuums selbst, etwa im Konsum oder im Bereich des bürgerschaftlichen Engagements.]

Umweltbewusstsein kann auf verschiedene Arten und Weisen erfasst werden. So kann es zum einen inhaltlich in seinen verschiedenen Facetten und Ausprägungen beschrieben werden. Zum anderen können mit bestimmten Indikatoren ermittelte Werte als Kenngrößen betrachtet werden, die über die quantitative Verbreitung bestimmter, durch die benutzten Konstrukte definierter Formen von Umweltbewusstsein Auskunft geben.

Folgt:  Teilaspekte als Kenngrößen für das Umweltbewusstsein