G20 noch nicht auf Dekarbonisierungs-Weg

Internationales Konsortium bescheinigt G20 kurz vor Peking-Gipfel großen Handlungsbedarf

Trotz vermehrter Anzeichen, dass der Anstieg der energiebedingten CO2-Emissionen gestoppt ist, müssen die G20-Staaten ihre Anstrengungen deutlich vergrößern, um den Einstieg in eine treibhausgasneutrale Welt zu organisieren, so wie sie das Pariser Klimaabkommen anstrebt – fordert das internationale Konsortium Climate Transparency (Germanwatch, Humboldt-Viadrina Governance Platform, NewClimate Institute und weitere) in einer Pressemitteilung.

Peking - Eingang zur verbotenen Stadt - Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft

Peking – Eingang zur verbotenen Stadt – Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft für Solarify

Prioritäten müssten insbesondere in den Bereichen Kohleverstromung, Subventionsabbau für fossile Energien und bei einer langfristigen Rahmensetzung für die Klimapolitik gesetzt werden. Zu diesem Schluss kommt die am 01.09.2016 in Peking von „Climate Transparency“ veröffentlichte Studie „Brown to Green – Assessing the G20 transition to a low-carbon economy“. An dem wenige Tage vor dem G20-Gipfel in China von dem internationalen Konsortium veröffentlichten Report arbeiteten Experten verschiedener Organisationen aus aller Welt. Sie analysierten und bewerteten die G20-Staaten in vielen Bereichen der Klima- und Energiepolitik, unter anderem Emissionen, Entwicklung der Kohleverstromung, der Erneuerbaren, „grüne“ Investitionen und auch Ambition der klimapolitischen Vorgaben für die kommenden Jahre.

Die G20-Staaten sind für rund drei Viertel der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich, allein die energiebedingten Emissionen sind von 1990 bis 2013 um mehr als die Hälfte gewachsen (56%). Die gute Nachricht ist: Dieses CO2-Wachstum ist zum Stillstand gekommen. Während beim Neubau von Kraftwerken inzwischen die Erneuerbaren Energien mehr als die Hälfte der Investitionen ausmachen, dominieren aber in den bestehenden Energiesystemen in den G20-Staaten noch immer die braunen Energieträger Kohle, Öl und Gas.

„Unsere Studie zeigt zweierlei: Auf der einen Seite scheint das Wachstum der globalen Emissionen beendet zu sein. Auf der anderen Seite entfaltet der Umbau von der fossilen zur grünen Wirtschaft noch nicht genug Dynamik“, sagt , einer der Autoren der Studie.

Niklas Höhne, NewClimate Institute, Co-Autor der Studie, ergänzt: „Die G20 hat zwar grüne Investitionen als wichtiges Thema erkannt, aber das reicht noch nicht für den Einstieg in eine dekarbonisierte Welt. Der Umbau zu einer grünen Wirtschaft birgt aber enorme Chancen: Er ermöglicht eine Versorgung nicht nur mit genug sondern ebenso mit erschwinglicher Energie auch für die Ärmsten weltweit und er setzt neue wirtschaftliche Impulse frei. Nicht zuletzt ist dieser Umbau schlicht notwendig, um den Klimawandel in einem bewältigbaren Rahmen zu halten – und er muss jetzt beginnen.“

Die Bewertung Deutschlands fällt zwiespältig aus: Lange Weltmeister beim Ausbau der Erneuerbaren Energien und vorbildlich bei der internationalen Klimafinanzierung – allerdings immer noch sehr hoher Anteil von Kohleverstromung und Subventionen für fossile Energien. Nicht zuletzt schreckt auch der noch immer nicht in der Ressortabstimmung befindliche Entwurf des Klimaschutzplans 2050 vor den notwendigen Rahmensetzungen – etwa für den Ausstieg aus der Kohle – zurück. „Eine deutliche Nachbesserung des Plans würde Deutschland die notwendige Glaubwürdigkeit geben, um Klimaschutz in der G20 beim Gipfel in Deutschland im kommenden Jahr voranzutreiben“, sagt Jan Burck.

Folgt: Einige Hauptaussagen der Studie