Thüringen fördert Photovoltaik

„Wenn man alle Kosten einbezieht, sind Atomkraftwerke teurer als andere Technologien“: acht Fragen an Pao-Yu Oei, Gastwissenschaftler an der TU Berlin im Fachgebiet Wirtschafts- und Infrastrukturpolitik

Dr. Pao-Yu Oei lehrt und forscht im Fachgebiet Wirtschafts- und Infrastrukturpolitik (WIP) des Bereichs Volkswirtschaftslehre und Wirtschaftsrecht der Technischen Universität Berlin. Seine Themen: Braunkohle, Kohlebergbau und Stromerzeugung in Deutschland, Carbon Capture und Storage, europäischer Elektrizitätsmarkt, grenzüberschreitende Wasserverteilung (Flussgebietsmanagement), Reduktion der Kohleverstromung in Deutschland (parallel Forschung am DIW Berlin), Klimapolitik in Deutschland und Europa. Erich Wittenberg fragte ihn.

Der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW Solar) forderte die Bundesregierung auf den Mieterstrom gegenüber Eigenverbrauch in Einfamilienhäusern nicht zu benachteiligen. Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des BSW-Solar, sagte während der gemeinsamen Pressekonferenz in Erfurt: „Thüringens neues Förderprogramm ist ein klares Bekenntnis zur Solarenergie und überbrückt schmerzhafte Lücken auf Bundesebene. Der Freistaat stellt die Weichen dafür, dass endlich auch Mieter klimafreundlichen Solarstrom ernten und zugleich ihre Stromkosten senken können. Die Akzeptanz in der Bevölkerung für die Energiewende dürfte dadurch weiter wachsen. Endlich erhält Solarenergie damit auch stärker Einzug in die Innenstädte. Wir begrüßen ebenso die Förderung stationärer Speicher. Sie entkoppeln Solarenergie von der Tageszeit und ermöglichen die Nutzung von Sonnenstrom rund um die Uhr.“

[note Aus dem Ministerium: Das neue Förderprogramm soll Impulse für den Klimaschutz und die Nutzung der Sonnenenergie in Thüringen geben. Dadurch werden wichtige lokale Akteure der Energiewende wie Kommunen und kommunale Unternehmen, die Thüringer Wohnungswirtschaft, Kleine und mittelständische Unternehmen sowie Bürgerenergiegenossenschaften unterstützt. Durch Mieterstrommodelle können erstmals auch Mieterinnen und Mieter von den Kostenvorteilen erneuerbarer Energien profitieren.
Förderung von Eigenverbrauch und Mieterstrommodellen
Neben Neuinvestitionen in Photovoltaikanlagen sind auch Ersatzinvestitionen in oder die Erweiterung von Stromspeichern und Wärmespeichern (Warmwasser-, Kältespeicher, Power-to-Heat-Anlagen) förderfähig. Investitionen in vorhandene Photovoltaikanlagen mit stationären Energiespeichersystemen, die der Speicherung von Strom aus Photovoltaik dienen, werden mit bis zu 50 Prozent gefördert, wenn der Strom selbst verbraucht wird.
Mieter unterstützen
Vor allem Mieter von Wohn- oder Gewerbegebäuden waren bislang von den positiven Effekten der Energiewende ausgeschlossen. Deshalb werden mit „Solar Invest“ erstmals Investitionen sowie Beratungsleistungen und Machbarkeitsstudien zur Realisierung von innovativen Mieterstrommodellen bis 80 Prozent gefördert.
Bürgerenergiegenossenschaften profitieren
Die generelle Ausschreibungspflicht des EEG 2017 hebt die Hürden insbesondere für kleine Akteure der Energiewende wie Bürgerenergiegenossenschaften -wenn diese an Ausschreibungen nach dem EEG 2017 teilnehmen wollen, profitieren sie durch Beratungsleistungen und Machbarkeitsstudien (auch Rechtsberatung) durch das neue Förderprogramm. Anträge werden an die Thüringer Aufbaubank gestellt.]

Thüringen und NRW gehen bei der Förderung von Mieterstrom voran: Der nordrhein-westfälische Umweltminister Johannes Remmel hatte Ende Oktober landesweite Förderprogramme für Mieterstrommodelle und Solarstromspeicher vorgestellt. Das in Düsseldorf vorgestellte Förderprogramm unterstützt die Installation von Solarstromspeichern als Ergänzung größerer bestehender oder neuer PV-Anlagen ab einer Leistung von 30 Kilowatt. Nach Ansicht des Bundesverbands Solarwirtschaft (BSW-Solar) benachteiligt die Bundesregierung Mieterstrommodelle allerdings weiterhin. Anders als Solarstrom vom Dach eines Eigenheims werde solarer Mieterstrom derzeit noch zu Unrecht künstlich massiv verteuert, kritisiert Körnig. Damit meint er, dass Mieterstrom derzeit noch mit der vollen EEG-Umlage von über sechs Cent je Kilowattstunde belastet wird. „Diese Diskriminierung muss endlich ein Ende haben!“, so Körnig. Die Öko-Abgabe sollte ursprünglich eigentlich dazu dienen, die Energiewende voranzutreiben. Landeszuschüsse könnten diese Barriere nur zum Teil überbrücken.

Mit dem Beginn der Landesförderung veröffentlichte der Bundesverband Solarwirtschaft den kostenlosen Leitfaden Geschäftsmodelle mit PV-Mieterstrom. Das neu gestartete Info-Webportal sonneteilen.de beschäftigt sich ebenfalls mit der Errichtung von Solarstromanlagen auf Wohngebäuden und dem Angebot lokaler Solarstromtarife.

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