Eisbären vom Aussterben bedroht

WWF zum Welt-Eisbärtag: Lebensraum geht mit erschreckender Geschwindigkeit verloren

Längst eine Binsenweisheit – die größten Landraubtiere, die Eisbären, sind in Gefahr: Durch den Klimawandel massiv bedroht, verlieren sie in erschreckendem Ausmaß und in hoher Geschwindigkeit ihre Lebensräume. Nur noch rund 20.000 Tiere (andere Zählungen sprechen von 31.000) gibt es in der Arktis. Die Weltnaturschutzorganisation IUCN stuft sie daher als „gefährdet“ ein. Der Klimawandel lässt ihnen buchstäblich den Lebensraum unter den Pfoten schmelzen. Wissenschaftler fürchten, dass der Bestand innerhalb der nächsten Jahrzehnte weiter dramatisch abnimmt.

Anlässlich des Welt-Eisbären-Tages am 27.02.2017 verwies die Umweltorganisation WWF auf die massiv bedrohte Lebensgrundlage der Eisbären in der Arktis. Ohne genügend Packeis werde es langfristig keine Eisbären mehr geben. Allerdings gehen – kein Wunder – die Meinungen darüber auseinander.

Eisbären sind perfekt an die extreme Kälte in der Arktis angepasst. Die hohlen äußeren Fellhaare und die zehn Zentimeter dicke Fellschicht sorgen für eine hervorragende Wärmedämmung. Doch die Tiere können sich nicht schnell genug an die sich ständig ändernden Bedingungen durch den Klimawandel anpassen. Eisbären verbringen die langen arktischen Winter und das Frühjahr auf dem Packeis. In dieser Zeit jagen sie Robben und fressen sich Fettreserven an.

Die Verlängerung der eisfreien Zeit in der Arktis bedeutet, dass Eisbären ihre Fettreserven aufbrauchen. Eisbären verlieren täglich rund ein Kilogramm, wenn sie keine Robben fressen. Sobald in einem Gebiet mehr als 180 Tage eisfrei sind, gibt es wenig Hoffnung, dass die Tiere genügend Nachwuchs zur Welt bringen, damit sich stabile Eisbärpopulationen aufrechterhalten. Es droht also, dass die Populationen nach und nach aussterben.

[note Schon Anfang 2003 befürchteten Wissenschaftler bei der Jahresversammlung der Society for Integrative and Comparative Biology in Toronto, und legten es später in einer Veröffentlichung nieder: „Angesichts des rasanten Tempos des ökologischen Wandels in der Arktis, der langen Entwicklungszeit und der hochspezialisierten Natur der Eisbären ist es unwahrscheinlich, dass Eisbären als Spezies überleben werden, wenn das Meereis vollständig verschwindet, wie es von einigen vorhergesagt wurde.“
Andrew Derocher, einer der Autoren der Studie schätzte 10 Jahre später, „dass die Zahl der Eisbären bis zum Jahr 2050 um zwei Drittel gesunken sein wird“ (Süddeutsche Zeitung).
Der WWF befürchtete 2005 laut stern „angesichts der globalen Erwärmung … ein Aussterben von Eisbären und Seehunden in der Arktis binnen 20 Jahren“.
Eine in „PLoS ONE“ erschienene Studie verwendete 2014 ein präzises die Entwicklung des arktischen Meereises vorhersagendes  Klima-Simulationsmodell und kam zu dem Schluss: „Klimaprojektionen zufolge, die auf Business-as-Usual („Weiter so“) beruhen, könnten sich die Eisbären bis zum Jahr 2100 dem Hungertod oder mindestens dem Fortpflanzungsversagen über das gesamte Archipel gegenüber sehen.“]

Grad der Bedrohung umstritten

Allerdings wird über die tatsächliche Bedrohung gestritten – wie über den auslösenden Klimawandel eben auch – zum Beispiel auf der Grundlage von Details über die 19 Eisbär-Populationen rund um den Nordpol. Das norwegische Polarinstituts hält davon acht für akut gefährdet, drei für stabil, und nur eine wachse; für sieben jedoch, vor allem auf der sibirischen Seite und in Ostgrönland, fehlten Daten. Aber nicht nur das schmelzende Eis, auch drohende Öl- und Gasbohrungen (wie sie der amerikanische Präsident ankündigte) werden die Bedingungen für die Raubtiere erheblich verschlechtern. Beim Pariser Klimagipfel COP21 stellte die IUCN auf Grund neuer Computersimulationen eine hohe Wahrscheinlichkeit fest, dass die Eisbärenbestände in den kommenden 35 bis 40 Jahren um mehr als 30 Prozent schrumpfen werden. Manche – vor allem die, welche den Klimawandel als menschengemacht bestreiten – wollen aus den unterschiedlichen Schätzungen eine abnehmende Tendenz herauslesen.

„In 50 Jahren ausgestorben“

Dagegen sagte die Wildtierbiologin, Sybille Klenzendorfin einer 3sat-Dokumentation Mitte 2015 das baldige Aussterben der Tiere voraus: „Die Prognosen sind, wenn nichts am Klimawandel getan wird, dass die Population in den nächsten 20 bis 30 Jahren um 60 Prozent zurückgehen wird“. Unterstützt wird sie von Klimaforscher Dirk Notz: „Wenn die Menschen weiterhin dafür sorgen, dass der Kohlendioxid-Anteil in der Atmosphäre weiter ansteigt, dann wird sich auch das Meereis im arktischen Ozean immer weiter zurückziehen, bis es Mitte des Jahrhunderts komplett verschwunden sein könnte“ – eine der Hauptursachen, warum Eisbären am Nordpol elendig verhungern. Ihr einziger Ausweg sei, in die nördlichsten Regionen der Arktis zu fliehen. Doch auch die werden eines Tages von der Eisschmelze betroffen sein (Hannoversche Allgemeine).

[Solarify meint: Es ist ein Streit um des Eisbären Bart, ob sie nun – stets unbeweisbar, aber mit hoher Wahrscheinlichkeit – in 80, 100 oder 120 Jahren aussterben. Wirklich wichtig ist vielmehr, dass von mittlerweile fast 80.000 durch Wissenschaftler der IUCN überprüften Arten gut 23.000 als vom Aussterben bedroht gelten. Es würde Stunden in Anspruch nehmen, die Rote Liste auch nur vorzulesen.]

->Quellen: