50 Hertz: Geringerer Redispatch trotz mehr EE

Geschäftsbilanz 2016: Energiewende und Versorgungssicherheit schließen einander nicht aus – Netzausbau hilfreich

Die für den Norden und Osten Deutschlands verantwortliche Übertragungsnetzbetreiberin 50Hertz Transmission GmbH hat am 13.03.2017 ihre Geschäfts- und Tätigkeitsbilanz für 2016 vorgelegt. Trotz hohen Anteils von Photovoltaik und Windkraft habe 50Hertz die Redispatchkosten für notwendige Ausgleichsmaßnahmen zur Stabilisierung des Netzes im vergangenen Jahr halbiert. Das zeige, dass der Ausbau des Übertragungsnetzes unabdingbar sei, um die Energiewende möglichst effizient zu gestalten, so 50Hertz-Chef Boris Schucht.

Hochspannungsmasten und Windenergie bei Nauen, Brandenburg – Foto © Dieter Fichtner für Solarify

48 Prozent Erneuerbare (= 28,4 GW) sicher ins Netz integriert

Der Stromverbrauch blieb im Netzgebiet von 50Hertz mit rund 96 TWh wie in den Vorjahren auf konstantem Niveau. Die installierte Leistung Erneuerbarer Energien stieg erneut – von 27,1 GW 2015 um 1,3 GW auf 28,4 GW 2016. Der Anteil der Erneuerbaren Energien am Stromverbrauch lag 2016 in der 50Hertz-Regelzone bei rund 46 TWh – dies entspricht einem Erneuerbarem-Anteil am Stromverbrauch von ca. 48 Prozent, der sicher ins Netz integriert werden konnte.

Die physikalischen Nettoexporte aus der 50Hertz-Regelzone stiegen im vergangenen Jahr um 1 TWh von 39,4 TWh 2015 auf 40,4 TWh 2016. Zum Vergleich: Deutschlandweit wurden im letzten Jahr 53,7 TWh Strom exportiert, so dass das 50Hertz-Netzgebiet wesentlicher Stromexporteur in Deutschland und Europa ist.

Engpassmanagement-Kosten von 354 auf ca. 180 Mio. € gesunken

Die Kosten für das Engpassmanagement – also für das Redispatch genannte Herauf- und Herunterfahren von konventionellen Kraftwerken sowie das Einsenken von Erneuerbaren-Energien-Anlagen – haben sich 2016 im Vergleich zum Vorjahr deutlich reduziert. Lagen die Kosten 2015 in Summe noch bei 354 Mio. €, verzeichnete 50Hertz in 2016 einen Rückgang um fast die Hälfte auf ca. 180 Mio. €. Hierbei entfielen auf Redispatchmaßnahmen etwa 107 Mio. € (2015: 205 Mio. €) und auf die Einsenkung von Erneuerbare-Energien-Anlagen ca. 73 Mio. € (2015: 146 Mio. €).

Sandra Enkhardt auf pv magazine: „Boris Schucht, der Vorsitzende der Geschäftsführung von 50 Hertz, sieht die sinkenden Kosten vor allem in der Inbetriebnahme der Thüringer Strombrücke begründet. Mit der neuen Südwest-Kuppelleitung lasse sich der Strom Richtung Süden transportieren. ‚Man sieht daran eines sehr deutlich: Netzausbau wirkt‘, sagte Schucht. ‚Ein hoher Anteil an erneuerbaren Energien steht nicht im Widerspruch zu einer hohen Versorgungssicherheit‘, zitiert Der Tagesspiegel den 50-Hertz-Manager. Nach seiner Ansicht ist der Ausbau des Übertragungsnetzes unabdingbar, um die Energiewende erfolgreich und volkswirtschaftlich effizient zu gestalten.“

Infrastrukturausbau als Schlüssel der Energiewende kommt voran

Im vergangenen Jahr habe 50Hertz 33 Kilometer neue Leitungen in Betrieb genommen, weitere 129 Kilometer hätten sich im Bau und 629 Kilometer im Genehmigungsverfahren befunden. Gemessen an den Projekten, die das 2009 in Kraft getretenen Energieleitungs-Ausbaugesetz (EnLAG) als vordringlich definiert hat, habe 50Hertz damit rund 55 Prozent dieser EnLAG-Projekte bis 2016 in seinem Netzgebiet realisieren können. Zudem seien drei neue Umspannwerke (Jessen/Nord, Gransee, Putlitz/Süd) im vergangenen Jahr in Betrieb genommen worden. Zwei sollten in diesem Jahr folgen. Diese angfristig orientierten, für die Energiewende notwendigen Infrastrukturprojekte könnten nur dann erfolgreich umgesetzt werden, wenn der gesetzliche und regulatorische Rahmen, der sich im vergangenen Jahr verschärft habe, der Investitionsfinanzierung dienlich sei, so Schucht weiter.

Die Bauarbeiten am 380-KV Nordring Berlin gingen voran, so dass mit der voraussichtlichen Fertigstellung des westlichen Abschnitts in diesem Jahr gerechnet werden könne. Ebenfalls im laufenden Jahr würden auch die Phasenschieber-Transformatoren an der Verbindungsleitung zur Tschechischen Republik in Röhrsdorf (Sachsen) in Betrieb genommen, dazu das zweite System der Südwest-Kuppelleitung. Im Offshore-Bereich habe 2016 vor allem die Kabellegung beim Netzanschluss der geplanten Windparks im „Cluster Westlich Adlergrund“ im Mittelpunkt gestanden (am 19.12.2016 wurde das erste Seekabel für das 50Hertz-Netzanschluss-Vorhaben Ostwind 1 erfolgreich in Lubmin angelandet), die 2017 weiter fortgesetzt werde.

Hohes Investitionsniveau und solides Ergebnis: Bis 2021 3,8 Mrd. Euro Investitionen geplant

Die Investitionen hätten nach dem letztjährigen Rekordjahr 737 Mio. € 2016 betragen und sich sich damit auf das Niveau eingependelt, das für die kommenden fünf Jahre im Durchschnitt zu erwarten sei. Von dieser Investitionssumme entfielen 318 Mio. € auf Onshore- (2015: 302 Mio. €) und 419 Mio. € auf Offshore-Investitionen (2015: 600 Mio. €) Für den Zeitraum 2017 bis 2021 plant 50Hertz Investitionen von insgesamt rund 3,8 Mrd. Euro. Aufgrund des nach wie vor sehr hohen Investitionsniveaus sei die Beschäftigentzahl auf nunmehr rund 1.000 Mitarbeiter (2015: 950) gestiegen. Der Umsatz im Netzgeschäftsei leicht zurückgegangen – er habe im vergangenen Jahr bei 1,290 Mrd. Euro im Vergleich zu 1,495 Mrd. Euro 2015 gelegen. Das ausschüttungsrelevante Ergebnis nach HGB habe 2016 127 Mio. Euro betragen und sei anders als im Vorjahr nicht durch die Redispatchkosten gemindert worden. Letztlich sei das Jahr 2016 durch eine solide finanzielle Performance gekennzeichnet gewesen, so Marco Nix, Geschäftsführer Finanzen bei 50Hertz. Die Ratingagentur Moody’s habe auch für 2016 das stabile Baa1-Rating bestätigt.

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