DENEFF: Merkels Energiewende-Bilanz negativ

Jahr Eins nach Fukushima: Effizienzexperten attestieren politischen Stillstand bei Energieeinsparungen

Die Deutsche Unternehmensinitiative Energieeffizienz e.V. (DENEFF) warnte heute bei einer Pressekonferenz in Berlin gemeinsam mit Experten vor vielfach höheren Energiepreisbelastungen als nötig, wenn die Bundesregierung zentrale Vorhaben der Energiewende weiterhin verzögere. Diese zusätzlich verursachten Kosten wären die Folge neuer Kraftwerksbauten und neuer Stromnetze, die sich durch eine konsequente Steigerung der Energieeffizienz vermeiden ließen. Ein Jahr nach der Reaktorkatastrophe in Fukushima kann die Bundesregierung trotz zahlreicher Ankündigungen kaum Effizienz-Fortschritte vorweisen.

Laut eines Gutachtens von Prof. Peter Hennicke, ehemaliger Präsident des Wuppertal Instituts, klafft zwischen Ansprüchen und politischer Wirklichkeit noch immer eine deutliche Lücke: „Die Politik bleibt bei der Energieeffizienz weit hinter ihren eigenen Ansprüchen zurück. Bei einem Weiter-so wird Deutschland die seit 2007 angestrebte CO2-Reduktion im Wärmebereich um die Hälfte verfehlen. Im Stromsektor verfehlt sie ihr Reduktionsziel um fast zwei Drittel. Dass es gehen kann, wenn man will, zeigt das Beispiel Japan. Innerhalb eines Jahres ist es dort gelungen, Spitzenlast und Stromverbrauch um bis zu 20 Prozent zu reduzieren. Das ist das Doppelte dessen, was sich Deutschland bis 2020 vorgenommen hat.“

Laut DENEFF-Analyse gibt es auch bei den im Energiekonzept und dem nach Fukushima beschlossenen Energiewendepaket angekündigten Maßnahmen keine ausreichenden Fortschritte. Christoph Freiherr von Speßhardt, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Deutschen Unternehmensinitiative Energieeffizienz e.V. (DENEFF): „Energieeffizienz ist der Schlüssel, damit die Energiewende bezahlbar und die Versorgungssicherheit gewährleistet bleibt. Wir brauchen dringend zuverlässige Anreizsysteme und Konzepte, um Verbraucher und Unternehmen beim Energiesparen zu unterstützen. Sonst riskieren wir, dass die Energiewende als teurer Rohrkrepierer endet.“

Das Stop-and-Go bei der KfW-Förderung für energetische Gebäudesanierung ist zu Beginn des Jahres fortgesetzt worden – die jüngst positiven Signale der Bundesregierung hierzu wurden von der Energieeffizienzbranche aber ausdrücklich begrüßt. Der seit Juli letzten Jahres vom Bundesrat gestoppte Regierungsvorschlag für eine steuerliche Förderung hingegen hängt weiter im Vermittlungsausschuss. Zusammen mit dem aus Sicht der DENNEFF „leeren Kompromiss“ zwischen den Bundesministern Philipp Rösler und Norbert Röttgen zur europäischen Effizienzrichtlinie wird somit verhindert, dass die bis 2022 vom Netz gehenden Atomkraftwerke durch schnell und kostengünstig umsetzbare Energieeinsparungen ersetzt werden.

Nach Auswertungen von co2online ist der bisherige Sanierungstrend weit davon entfernt, den Energiebedarf des Gebäudebestandes bis 2050 um 80 Prozent zu senken. Eine Umfrage des Energieberatungsportals hat ergeben, dass Wohngebäudebesitzer vor allem durch Zuschüsse und steuerliche Abschreibungsmöglichkeiten motiviert werden können. Dr. Johannes Hengstenberg, Geschäftsführer der gemeinnützigen Beratungsgesellschaft co2online: „Hohe Investitionskosten, verwirrende Technikvielfalt und Unklarheiten bei zukünftiger Förderung sind die zentralen Gründe, warum sich Hauseigentümer zurückhalten. So ist ein Gelingen der Energiewende eher unwahrscheinlich. Vielmehr müssten neue Formen der Förderung entwickelt und geprüft werden, die auf die Bedürfnisse der Verbraucher und die messbare Zielerreichung ausgerichtet sind.“

In seinem Gutachten stellt Hennicke dar, dass durch eine konsequente Effizienzpolitik mindestens eine halbe Millionen Arbeitsplätze geschaffen werden können. Die Wirtschaft profitiert mit rund 11 Milliarden Euro Gewinn bzw. 50 Milliarden Euro weniger Energiekosten.
->Quelle: deneff.org; deneff.org/Energiewende-Bilanz.pdf