Offshore-Ausbau bis 2020 planmäßig

Dennoch: „Energiewende beschleunigen!“

„Mit einer Leistung von mehr als 5,3 GW tragen die Windenergieanlagen auf See immer stärker zur Versorgungssicherheit Deutschlands bei. Sie liefern praktisch rund um die Uhr im Jahr sauberen Strom“, erklärten die Branchenvertreter von AGOW, BWE, Stiftung OFFSHORE-WINDENERGIE, VDMA Power Systems und WAB e.V. am 17.01.2018 in Berlin bei der Vorstellung der aktuellen Ausbauzahlen zur Offshore-Windenergie. „Der Ausbau der Offshore-Windenergie liegt im Plan.“

Die Medienmitteilung im Telegrammstil

  • Kostendegression nutzen – Offshore-Deckel anheben
  • 2017: 1,25 GW neu am Netz, insgesamt mehr als 5,3 GW an Kapazität am Netz
  • Zeitnahe Nutzung freier Konverterkapazitäten geboten
  • Verstärkte Anstrengungen beim Netzausbau und Sektorenkopplung gefordert

Am 31.12.2017 seien nach einer Analyse der Deutschen WindGuard insgesamt 1.169 Anlagen mit einer installierten Leistung von rund 5.387 MW am Netz gewesen Nach Zahlen der AG Energiebilanzen hätten die Windenergieanlagen auf See ihre Stromproduktion auf 18,3 Terawattstunden im Jahr 2017 steigern können – fast 50 Prozent mehr als 2016 (12,3 TWh).

Aktuell seien zwei Offshore-Windparks mit einer Leistung von 780 MW im Bau. Für fünf Projekte mit einer Leistung von rund 1,5 GW liege die finale Investitionsentscheidung vor (bis 2020 ist gesetzlich ein Ausbau der Offshore-Windenergie bis 7,7 GW möglich).

Die Reduzierung des Ausbaupfads der Windenergie auf See durch das EEG 2017 – insbesondere Anfang der 2020er Jahre – bremse allerdings diese positive Entwicklung der Offshore-Windindustrie in Deutschland: „Zusammen mit den Küstenländern und den Gewerkschaften wurde daher bereits im September 2017 mit dem Cuxhavener Appell ein Ausbau von mindestens 20 GW bis 2030 und 30 GW bis 2035 gefordert. Nur gestiegene Ausbauvolumina in Deutschland und ganz Europa werden für weitere und dauerhafte Kostensenkungen sowie Innovationen bei der Technologieentwicklung sorgen. Daher sollten auch freie Konverterkapazitäten, die sich nach den Ausschreibungsergebnissen In Deutschland im Frühjahr 2018 zeigen werden, zeitnah genutzt werden. Auch die bisher bekannt gewordenen Ergebnisse der Sondierungsgespräche zwischen CDU, CSU und SPD legen dies nahe. Die massiven Kostensenkungen im Bereich der Erneuerbaren Energien eröffnen neue Potenziale und zeigen deutlich, dass vergleichsweise junge Technologien inzwischen weitgehend wettbewerbsfähig sind.“

Auch klimapolitisch sei ein stärkerer Ausbau der Erneuerbaren Energien notwendig. Um ihre nationalen und internationalen Klimaziele zu erreichen, müsse die neue Bundesregierung Rahmenbedingungen schaffen, die die emissionsintensive Stromerzeugung eindämmen, ein höheres Ausbauvolumen der Erneuerbaren Energien sicherstellen und das Energiesystem dafür anpassen. „Die neue Regierung muss einen verbindlichen Rahmen für die Energiewende auflegen. Dabei müssen ein höherer Ausbau der Erneuerbaren Energien und die entsprechende Anpassung des Gesamtsystems im Mittelpunkt stehen. Die Sondierungsergebnisse können hier Möglichkeiten eröffnen“, erklärten die Branchenvertreter. „Windenergie auf See kann hier dank der aktuellen Kostenentwicklung einen deutlich größeren Beitrag als bisher leisten.“

Höheres Ausbauvolumen für mehr Wertschöpfung und Beschäftigung

Ein höheres Ausbauvolumen im Offshore-Windbereich ist zudem für mehr Beschäftigung und Wertschöpfung am Industriestandort Deutschland von großer Bedeutung. Aktuell arbeiten bereits rund 20.000 Beschäftigte in der Offshore-Windindustrie bei einem erwirtschaften jährlichen Umsatz von rund 2 Milliarden Euro. Das sind rund 40 Prozent der europaweit in der Offshore-Windbranche Beschäftigten. Die Endfertigung der Anlagenhersteller erfolgt zwar überwiegend im Norden Deutschlands, die Zulieferindustrie hingegen verteilt sich auf alle Bundesländer mit den Schwerpunkten NRW, Baden-Württemberg und Bayern. Aber auch viele Unternehmen in Ostdeutschland sind wichtige Lieferanten für die Windindustrie.

Die Hersteller und Zulieferer brauchen daher eine Perspektive zur Auslastung ihrer Produktionskapazitäten, um Industriearbeitsplätze zu erhalten und auszubauen. Ein nachhaltig stabiler Heimatmarkt ist die Basis für immer stärker werdenden Export der europäischen Offshore-Windenergietechnologien. Aktuell haben die Windenergieanlagenhersteller eine Exportquote von über 70 Prozent. Neben Deutschland sind Großbritannien und die Niederlande die technologischen Schaufenster und attraktive Märkte für Offshore-Technologien. Und die Entwicklung geht weiter – die Hersteller arbeiten derzeit bereits an Anlagen der 10 MW-Klasse und darüber hinaus. Hierfür ist es wichtig, die Pläne für ein Testfeld für Prototypen in deutschen Gewässern alsbald umzusetzen.

Nur durch intensivierte Anstrengungen im Bereich Forschung und Entwicklung kann Deutschland seine Technologieführerschaft im Offshore-Windenergiebereich halten. Die zukünftige Energiepolitik darf sich nicht am derzeitigen technologischen Wissensstand orientieren, sondern muss offen für Innovationen sein.

Priorität für Netzausbau und Sektorenkopplung

Neben dem Ausbau der Erneuerbaren Energien hängt der Erfolg der Energiewende in Deutschland wesentlich vom Netzausbau und Fortschritten bei der Sektorenkopplung ab. Die neue Bundesregierung muss daher dem Ausbau der großen Übertragungsnetze Priorität einräumen. Weitere Verzögerungen müssen unbedingt vermieden werden. Zusätzlich sollten alle technischen Möglichkeiten genutzt werden, um Netzengpässe an Land vorübergehend oder dauerhaft zu überwinden. Dazu zählen insbesondere Maßnahmen zur verbesserten Netzauslastung. Außerdem gilt es, die Höhe der Must-Run Kapazitäten zu überprüfen, die für die Systemstabilität notwendig ist.

Des Weiteren müssen schnellstmöglich die regulatorischen Hürden für die weitere Kopplung der Sektoren beseitigt werden. Zukünftige Mobilität muss nachweislich erneuerbar getragen sein, der Zugang zu Wärmenetzen ist zu verbessern, und die Schranken zur Direktbelieferung der Industrie müssen fallen. „Wir brauchen einen echten Aufbruch für die Energiewende 4.0, um die emissionsfreie Versorgung aller Bereiche zu ermöglichen“, so die Verbände. „Dabei kann auch die breite Einführung eines CO2-Preises sinnvoll sein.“

Die Zahlen 2017 im Überblick:

Zubau OWEA mit Netzeinspeisung 1.250 MW
Gesamt kumuliert am 31.12.2017 OWEA mit Netzeinspeisung 5.387 MW
Installierte OWEA ohne Netzeinspeisung 0,0 MW
[note Ausbau der Windenergie im Fokus – Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen fordert, den Ausbau der Windenergie zu forcieren. Windenergie sei die günstigste Stromquelle in Deutschland, schreiben die Abgeordneten in einem Antrag (19/450). Die Begrenzung der Ausbaumenge auf 2.900 Megawatt brutto jährlich konterkariere Ziele des Klimaschutzes und müsse deutlich angehoben werden. Entsprechend plädiert die Fraktion für drei Sonderausschreibungen für Windkraft an Land in Höhe von jeweils 1.500 Megawatt für das laufende Jahr sowie zwei Folgejahre. Maßgabe müsse sein, dass Anlagen, die einen Zuschlag erhalten, innerhalb von 18 Monaten in Betrieb gehen.Darüber hinaus solle per Gesetz festgehalten werden, dass auch für Teilnehmer der dritten und vierten Ausschreibungsrunde 2018 ein Moratorium bezüglich des Bundes-Immissionsschutzgesetzes gilt. Dies sei wegen der verzögerten Regierungsbildung anzuraten, um in Ruhe die bisherigen Regelungen evaluieren und eine tragfähige Lösung für die Genehmigungsverfahren von geplanten Windenergieanlagen finden zu können.Auf den Prüfstand sollen nach dem Willen der Fraktion zudem die bisherigen Richtlinien für Bürgerenergiegesellschaften. Sonderregelungen hätten hier nicht wie erhofft für mehr Akteursvielfalt am Markt gesorgt. Nun müssten rasch Konsequenzen gezogen werden. Als einen der Schlüssel sehen die Abgeordneten dabei die Anwendung der sogenannten De-Minimis-Regelung an, mit der Projekte unterhalb einer bestimmten Mindestgröße von der Ausschreibungspflicht befreit werden. (hib/PEZ)]
->Quellen: