Teslas Gigawatt-Solardach-Produktion stockt

Musk plant Privatisierung

Wie die Nachrichtenagentur Reuters meldet, kämpft der Elektroauto-Konzern Tesla mit Produktionsproblemen in seiner Gigawattfertigung in Buffalo. Zudem soll Tesla-Chef Elon Musk mit der Ästhetik der Solardächer unzufrieden sein. Wenig später konkretisierte Musk seinen Plan, Tesla zu privatisieren – schrieb 8.08.2018 auf pv magazine.

Dach-PV-Anlage – Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft, für Solarify

Die Produktion der Solardächer in Teslas Gigawattfertigung in Buffalo läuft derzeit noch nicht nach Plan. Zum einen gebe es Probleme mit den Produktionslinien, zum anderen sei Tesla-CEO Elon Musk mit der Ästhetik der Solardachziegel unzufrieden, so Reuters unter Berufung auf Mitarbeiter.

Die Fabrik im US-Bundesstaat New York hat Tesla gemeinsam mit Technologiepartner Panasonic gebaut und im vergangenen Jahr eröffnet. Dabei flossen staatliche Beihilfen in Höhe von 750 Millionen US-Dollar. Tesla gab im Gegenzug Zusagen über Investitionen und Arbeitsplätze. Seit der Eröffnung ist die Produktion allerdings mehrfach angehalten worden, wie es weiter heißt. In einem Statement bestätigte Tesla, dass die Fertigung derzeit stetig weiter hochgefahren werde und gleichzeitig weiterhin am Produktdesign und Produktionsprozess arbeite. „Ein weiteres Hochfahren ist für Ende 2018 geplant.“

Ebenfalls am 08.08.2018 wurde dann ein Schreiben von Elon Musk an die Mitarbeiter bekannt. Dabei ging es um die Privatisierungspläne von Tesla, die der Vorstandschef erstmals bei der Veröffentlichung der Halbjahreszahlen eine Woche zu geäußert hatte. Er will demnach 420 US-Dollar (fast 370 Euro) pro Aktie zahlen. Das Führungsgremium prüft diesen Vorschlag derzeit einem Statement von sechs Tesla-Direktoren auf der Website zufolge. Es gehe darum, zu evaluieren, welche Schritte als nächste erfolgen müssten. Die Transaktion hätte Reuters zufolge ein Volumen von 70 Milliarden US-Dollar (mehr als 60 Mrd. Euro).

Unzufriedener Musk

Ein ehemaliger Tesla-Mitarbeiter hat Reuters bestätigt, dass Musk mit dem ästhetischen Aussehen der Solardächer immer noch nicht zufrieden sei. Während der Vorlage der Quartalszahlen im vergangenen Jahr erklärte er in einem Gespräch mit Investoren, dass Tesla bislang Hunderte Solardächer in den USA installiert habe. Auf Nachfrage von Reuters hieß es nun, dass es sich dabei auch um Solardächer handele, die erst teilweise gebaut sind oder in nächster Zeit installiert werden sollen. Nach Angaben der kalifornischen Energieversorger waren bis Ende Mai gerade einmal zwölf Solardächer im ganzen Bundesstaat ans Netz angeschlossen.

Es ruckelt

Tesla selbst wollte keine konkreten Angaben zum derzeitigen Produktionsvolumen machen. Panasonic produziert in der Gigawattfertigung seit Februar ebenfalls Solarmodule und Solarzellen – Reuters gegenüber stellte Panasonic klar, dass die in Buffalo produzierten Solarmodule unter der eigenen Marke verkauft und nicht wie vorgesehen an Tesla verkauft werden. Auch seien Muster der dort herstellten Solarzellen an potenzielle Kunden geliefert worden, da die Nachfrage von Tesla gering gewesen sei. Allerdings glaube Panasonic weiter daran, dass Tesla seine Solarzellen nutzen werde, wenn das Solardach in die Massenfertigung gehe.

Nach dem Bericht wurde die Produktion kürzlich aber heruntergefahren, um neues Equipment zu installieren. Im September sollen die Fertigung dann wieder aufgenommen werden. Im kommenden Jahr soll dann auch die Produktionskapazität von einem Gigawatt erreicht werden.

Reuters: „Einige New Yorker Gesetzgeber befürchten, dass Tesla sein Vereinbarungsziel nicht einhalten kann. Der Staat stellte 350 Millionen Dollar (307 Mio. Euro) für den Bau der Fabrik zur Verfügung, 274,7 Millionen (241 Mio. Euro) für Ausrüstung und 125,3 (110) ‚für zusätzliche spezifizierte Gesamtkosten‘, so ein Tesla-Antrag bei der Securities and Exchange Commission„.

Nach Tesla-Angaben arbeiten momentan rund 600 Menschen in der Fabrik. Die Zusage an den Bundesstaat von Tesla lautet, in Buffalo 1460 Arbeitsplätze zu schaffen, 500 davon in den ersten zwei Jahren nach Fertigstellung des Werks. Zudem sagte das kalifornische Unternehmen zu, insgesamt fünf Milliarden US-Dollar im nächsten Jahrzehnt in dem Bundesstaat zu investieren. Die Behörden gehen momentan noch davon aus, dass Tesla seine Verpflichtungen erfüllt. (Sandra Enkhardt)

Wirtschaftswoche:  „Der Elektroautopionier Tesla verdankt der Börse sein Überleben. Doch das Abnabeln ergibt Sinn. Denn Elon Musk offeriert eine im Gegensatz zu Kapital wirklich knappe Ressource.“ Wiwo-Autor Matthias Hohensee aus Silicon Valley begründet seine These so: „Tatsächlich wäre es für Musk wesentlich bequemer, Tesla aus dem Sperrfeuer der Wall Street zu nehmen. Vor allem, um Leerverkäufern eine Nase zu drehen.“ Zudem würde er Kritik vermeiden, wenn er, entgegen seinem Versprechen, doch zusätzliches Kapital aufnähme. Akkus seien der „größte Engpass für die Expansion von Tesla, sowohl bei Autos als auch Solar-Energiespeichern, und seine Gigafactory in Nevada reiche nicht aus. Für zusätzliche Produktionsstätten in China und Deutschland brauche Musk aber frisches Geld. Tesla sei inzwischen als Weltmarke bekannt genug, um sich aus anderen Quellen zu finanzieren. Denn die Zeiten seien vorbei, als das Silicon-Valley-Start-up und den Produktionsbeginn des Tesla S durch den Börsengang abgesichert werden musste. Hohensee: „In den Zeiten der lockeren Finanzen und niedrigen Zinsen, das sieht Musk bei seinem Weltraumtransportunternehmen SpaceX, gibt es dank privatem Geld Alternativen zum Börsengang.“

Saudi-arabischer Staatsfonds will weg vom Öl

Wie der Nachrichtensender n-tv schreibt, habe Musk in einem Blogeintrag mitgeteilt, er habe nicht nur die Rückendeckung des Verwaltungsrats, sondern auch die Unterstützung des saudi-arabischen Staatsfonds. Musk habe in dem Blog*) geschrieben, am Ende dieses Treffens sei vereinbart worden, dass er einige der größten Aktionäre von Tesla ansprechen solle. Der saudi-arabische Staatsfonds habe bereits Unterstützung für den Plan, Tesla von der Börse zu nehmen, signalisiert. Derzeit führe er weitere Verhandlungen mit dem saudischen Fonds, so Musk.

*)Update am 13.08.2018: „Vor fast zwei Jahren ist der saudi-arabische Staatsfonds mehrfach auf mich zugekommen, um Tesla zu privatisieren. Anfang 2017 trafen sie sich zum ersten Mal mit mir, um dieses Interesse auszudrücken, wegen der drängenden Notwendigkeit, sich vom Öl zu diversifizieren. Im Laufe des folgenden Jahres führten sie mehrere weitere Treffen mit mir durch, um dieses Interesse zu bekräftigen und zu versuchen, eine private Transaktion voranzutreiben. Offensichtlich hat der saudische Staatsfonds mehr als genug Kapital für eine solche Transaktion.“

->Quellen: