Uniper nimmt bis 2025 2.9 GW Kohlestromleistung vom Netz

Datteln 4 mit 1.1. GW geht aber in Betrieb – Braunkohlestandort Schkopau bleibt bis 2034

„Uniper beendet die eigene Steinkohleverstromung in Deutschland“, so der Titel einer Medienmitteilung vom 30.01.2020 – bis Ende 2022 sollen das Kraftwerk Wilhelmshaven sowie drei Steinkohle-Kraftwerksblöcke in Gelsenkirchen-Scholven mit einer Gesamtleistung von rund 1.500 Megawatt vom Netz gehen. In Scholven soll eine Gas-und-Dampfanlage (GuD) die bestehenden Anlagen perspektivisch ersetzen. Bis spätestens Ende 2025 sollen weitere 1.400 Megawatt an den Standorten Staudinger und Heyden abgeschaltet werden. An den Standorten sollen u.a. Anlagen zur industriellen Produktion von Wasserstoff entstehen. Das 1.1-GW-Kohlekraftwerk Datteln 4 geht aber in Betrieb.

Uniper-Kohlekraftwerk Staudinger, Großkrotzenburg, Main - Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft für Solarify

Uniper-Kohlekraftwerk Staudinger, Großkrotzenburg, MainFoto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft für Solarify

Uniper  will „eigene Steinkohleverstromung“ allmählich zurückfahren; die Braunkohle bleibt, Beispiel Schkopau, noch bis Ende 2034 am Netz. In der Medienmitteilung heißt es, Uniper treibe „die Transformation des Unternehmens und die Dekarbonisierung seines Portfolios voran. Vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen Diskussionen über den Kohleausstieg in Deutschland hat Uniper sich entschieden, Verantwortung zu übernehmen und einen signifikanten Beitrag zum Erreichen der CO2-Reduktionsziele zu leisten. Hierzu legt Uniper für ihre Steinkohlekraftwerke in Deutschland einen ambitionierten Stilllegungsplan vor.“

Auf Druck der Öffentlichkeit und „nach konstruktiven Gesprächen mit der Bundesregierung will Uniper drei Steinkohle-Kraftwerksblöcke in Gelsenkirchen-Scholven sowie das Kraftwerk Wilhelmshaven mit einer Gesamtleistung von rund 1.500?Megawatt bis Ende 2022 stilllegen, bis

Ende 2025 dann weitere 1.400 Megawatt an den Standorten Staudinger und Heyden“. Bis 2015 hatte Uniper bereits Kohlekraftwerksleistung von gut 2.400 Megawatt an den Standorten Datteln, Scholven, Knepper, Veltheim und Shamrock stillgelegt. Insgesamt werden durch diese Stilllegungen bis 18?Millionen Tonnen CO2 pro Jahr eingespart.

Das letzte im Uniper-Portfolio verbleibende Kohlekraftwerk in Deutschland sei das Kraftwerk Datteln 4, das bereits mit dem Stromnetz synchronisiert worden sei und sich derzeit im technischen Testbetrieb befinde. „Es ist eines der modernsten Kohlekraftwerke und Teil von Unipers Strategie, den CO2-Ausstoß des Unternehmens zu senken. Uniper strebt an, durch die geplanten freiwilligen Stilllegungen der alten und ineffizienten Anlagen und die Inbetriebnahme von Datteln 4 ihre CO2-Emissionen in Deutschland in den nächsten fünf Jahren noch einmal um bis zu 40 Prozent zu senken und gleichzeitig die Versorgungssicherheit für die von ihr belieferten Kunden und Kommunen aufrechtzuerhalten.“

Anlagen zur industriellen Produktion von Wasserstoff

Für die von Stilllegungen betroffenen Kraftwerksstandorte entwickelt Uniper „zukunftsgerichtete und nachhaltige Transformationskonzepte für die Energiewelt von morgen, die langfristige Beschäftigungsperspektiven ermöglichen. Dazu zählen unter anderem Planungen und Überlegungen zum Bau und Betrieb von neuen gasbefeuerten KWK-Anlagen mit Fernwärmeauskopplung, innovative Lösungen zur Versorgung von Industriekunden mit Dampf, Wärme, Kälte und Strom oder die Errichtung von Anlagen zur industriellen Produktion von Wasserstoff.“

Scholven wird auf GuD umgestellt

So hat Uniper bereits mit dem Bau der zwei neuen Gasturbinen und des Dampfkessels am Standort des Kraftwerks Scholven begonnen, nachdem die Bezirksregierung Münster vor Weihnachten die Genehmigung erteilt hat. Die neue Gas-und-Dampfanlage (GuD) soll die bestehenden Anlagen perspektivisch ersetzen. Durch die Umstellung des Standorts auf Gas wird nicht nur der Ausstoß klimaschädlicher Stoffe wie CO2 massiv gesenkt. Auch die Lärmbelastung der Nachbarn durch die Anlage selbst und durch Versorgungs-Lkw wird deutlich reduziert, da das Gas künftig per Pipeline angeliefert werden wird.

Uniper-COO David Bryson: „In Scholven schlägt seit rund einhundert Jahren das Herz des (nördlichen) Ruhrgebietes – und wir sorgen dafür, dass es langfristig weitergeht. Die gesamte Erzeugung der neuen Anlage an diesem traditionsreichen Kraftwerksstandort ist auf die Bedürfnisse der umliegenden Industrie zugeschnitten. Die von Uniper dort erzeugten Produkte – Strom, Wärme, Dampf sowie gegebenenfalls später auch vollentsalztes Wasser und Druckluft – werden von unseren Kunden in direkter Nachbarschaft abgenommen und vor Ort verbraucht.“ Und; „Unser Ziel ist es, einen aktiven und konstruktiven Beitrag zum Erreichen der CO2-Reduktionsziele und zu einem zügigen und nachhaltigen Ausstieg aus der Kohleverstromung in Deutschland zu leisten. Wir wollen ein Zeichen setzen, dass den Diskussionen der letzten Jahre nun auch Taten folgen.“

Seit mehr 100 Jahren ist Scholven ein wichtiger Industriestandort – weit über Nordrhein-Westfalen hinaus. 1908 wurde die Zeche Scholven abgeteuft. Dies war gleichzeitig die Geburtsstunde für das Kraftwerk Scholven. Zunächst produzierte das Kraftwerk ausschließlich Strom für die Versorgung der Zeche. Doch im Laufe der Zeit kamen dann mehr und mehr industrielle Abnehmer hinzu, so dass sich Scholven Mitte der sechziger Jahre mit über drei Gigawatt zum zeitweise größten Steinkohlekraftwerk Deutschlands und einem der größten in Europa entwickelte.

Noch heute leisten das Kraftwerk Scholven und das Fernwärmekraftwerk (FWK) Buer einen hohen Beitrag zur Versorgungssicherheit im europäischen Stromverbund. Das Kraftwerk Scholven versorgt gemeinsam mit seinen Nebenbetrieben in Gladbeck-Zweckel, Marl, Recklinghausen und Westerholt die Region zuverlässig mit Strom, Fernwärme und Prozessdampf. Die drei Blöcke B, C und das Fernwärmekraftwerk Buer erzeugen insgesamt 762 MW (netto) Strom. Zusätzlich werden durch den Verbund bis zu 250 MW als Dampf für die Industrie und Fernwärme für über 100.000 Wohnungen und öffentliche wie soziale Einrichtungen in der Region erzeugt. Die Anlagen sind die „Spinne im Netz“ eines traditionellen Industrieclusters und bedienen seit Jahrzehnten zuverlässig Industriekunden in der Nachbarschaft. Ebenso werden Nebenprodukte an benachbarte Unternehmen geliefert.

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