Virtueller Handelsblatt-Energiegipfel 2021

RWE-Chef kritisiert falsche Regulierungsanreize und will andere Prioritäten

Der virtuelle Handelsblatt-Energiegipfel 2021 vom 13. bis 15. Januar 2021 beschäftigte sich mit den Chancen von Künstlicher Intelligenz (KI) für die Energiewirtschaft. Vor allem RWE-Boss Rolf Martin Schmitz missfällt so einiges am Energie-Regulierungsregime. Er diagnostizierte „falsche Anreize bei der Windenergie, unzureichende Maßnahmen bei der Versorgungssicherheit und unausgewogene Regulierung beim Wasserstoff“.  Letzteres nimmt nicht wunder: Denn RWE will nach den Worten von Schmitz eine führende Rolle im Zukunftsmarkt Wasserstoff spielen: „Wir decken die gesamte Wertschöpfungskette ab, das können andere auch, aber wir glauben, dass wir es besser können.“

Damit der Markt in Schwung komme, forderte der im Sommer ausscheidende RWE-Vorstandvorsitzende regulatorische Anreize, staatliche Förderungen und die Bereitschaft der Kunden, für den Klimaschutz Preisaufschläge in Kauf zu nehmen: „Wasserstoff ist zu teuer“, klagte Schmitz. Es müsse alles darangesetzt werden, die Nachfrage nach grünem Wasserstoff anzukurbeln.

Reiche: „sicher, sauber, digital“ – Homann: „bezahlbar“

Die Westenergie-Vorstandsvorsitzende Katherina Reiche und Jochen Homann, Präsident der Bundesnetzagentur, diskutierten aus ihren jeweiligen Blickwinkeln. Dabei gingen die Meinungen weit auseinander, wie die Netze für die Energiewende ertüchtigt werden sollen. Beim Aufgaben-Dreiklang waren sie sich noch einig: Die Energieversorgung müsse sicher, sauber im Sinne des Klimaschutzes und digital werden. Aber dann ergänzte Homann bereits: „bezahlbar“.

Reiche fand die breite Einigkeit der Politik über die Relevanz des Themas gut. Aber grüner Wasserstoff aus Erneuerbarem Strom müsse jetzt von der EEG-Umlage befreit werden, um den Hochlauf der Produktion anzukurbeln“, sagte sie. Der Wasserstoff solle zuerst in den Gebieten eingesetzt werden, in denen anders keine Dekarbonisierung möglich sei. Contracts for Difference (CfD) sollten Anreize für die Umstellung bei den Verbrauchern und Produzenten für den Einsatz von Wasserstoff schaffen. Sie plädierte zugleich dafür, Wasserstoff durch die Regulierung ins bestehende Gasnetz zu integrieren.

Homann widersprach der Forderung, die Regulatorik für Wasserstoff aus dem Erdgasnetz zu übernehmen: „Ich bin dafür, eigene Regelungen für Wasserstoff zu schaffen, hier ist die Politik gefragt“. Er lehnte auch eine regulatorische Planung eines Wasserstoffnetzes ab, denn dafür müsste staatliche Planung auch die künftigen Standorte von Elektrolyseuren festlegen. Man dürfe nicht wie beim Hochlauf der erneuerbaren Stromerzeuger den Fehler machen, die Transportlinien zu spät zu berücksichtigen, warnte Homann.

CfD sinnvoll für Wasserstoff

Beim Wasserstoff verlangt Schmitz Verbesserungen der Regulatorik. Denn die Umlagen auf den Strompreis machten grünen Wasserstoff teuer, nicht die Investitionskosten. „Der Wasserstofferzeugungspreis wird nur zu 20 Prozent durch die Investition, aber zu 80 Prozent durch den Strompreis bestimmt.“ Auch hier wären beispielsweise CfD eine sinnvolle Unterstützung. Dass die Politik sich gegen die CfD ausgesprochen hat, findet der RWE-Vorstandsvorsitzende nicht gut. Dieses vor allem für Offshore-Windenergie vorgesehene staatliche Fördermodell wurde bereits in anderen Ländern eingeführt. Die Koalition konnte sich aber bislang nicht darauf verständigen. „Dafür haben wir gekämpft“, so Schmitz.

Wasserstoffproduktion außerhalb Europas zu aufwändig

Laut Schmitz wird eine staatliche Förderung des Wasserstoffs unausweichlich sein, da sonst das Thema „nicht fliegen wird“. Er bevorzuge dabei regulatorische Hilfen, da man mit diesen eher Marktverhältnisse schaffen könne als über eine reine Subventionierung. Für Wasserstoff hält er den Transport über Pipelines für sinnvoll. Aufgrund des Flächenmangels werde man hierzulande nicht genügend grünen Wasserstoff produzieren können. Hier könnten Länder wie Spanien und Frankreich aushelfen. Die Produktion von Wasserstoff auf anderen Kontinenten und den Transport mit Schiffen sieht Schmitz als zu teuer und aufwändig an. Deshalb: „Wir konzentrieren uns auf Europa.“

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