EU hat bei Wasserstoff-Patenten Nase vorn

München und Ruhrgebiet weltweit aktivste Regionen bei  Entwicklung von Wasserstofftechnologien

In München werden 2,5 Prozent aller globalen Patente mit Bezug zu Wasserstoff eingetragen. Im Ruhrgebiet sind es 2,2 Prozent. Damit belegen die beiden deutschen Regionen Platz sieben und acht in einem Ranking der Internationalen Energieagentur (IEA) und des Europäischen Patentamts. Tokio belegte mit 7,5 Prozent aller Patente den ersten Platz. Für das Ranking zählten die IEA und das Europäische Patentamt die Erfindungen, für die Patente in mindestens zwei Patentregionen auf der Welt eingetragen wurden. Ist eine Erfindung in mehr als zwei Regionen eingetragen, ist es ein Indikator für eine vielversprechende hochwertige Erfindung, so die Autoren des Rankings. Die Auswertung wurde in einer Studie veröffentlicht, die sich Marian Willuhn für das pv magazine genauer angeschaut hat.

Wasserstoff-Industrie: Innerhalb Europas ist Deutschland am besten aufgestellt © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft, für Solarify

EU beim Wasserstoff vorne

Die Studie macht klar, dass die Europäische Union und Japan die beiden Regionen mit den meisten Patenten für Wasserstoff sind. Die EU kam auf 28 Prozent der weltweit eingereichten Patente. Japan kam auf 24 Prozent. Aus den USA kamen 20 Prozent der eingetragenen Wasserstoff-Patente. Während Europa und Japan einen Zuwachs verzeichneten, ist die Zahl der eingereichten Patente in den USA rückläufig.

Unter den europäischen Ländern reichte Deutschland die größte Anzahl an Patenten ein. Der Studie zufolge kommt Deutschland allein auf elf Prozent der weltweiten Wasserstoff- Patente. Frankreich war die zweitaktivste Region Europas und kam auf einen Anteil von sechs Prozent. Die Niederlande mit einem globalen Patentanteil von drei Prozent belegten den dritten Platz in Europa.

„Mehr als jedes vierte Patent im Bereich Wasserstoff wird aus der Europäischen Union angemeldet, das ist weltweit spitze“, sagt Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) zu der Studie. „Ich freue mich ganz besonders, dass Deutschland mit elf Prozent innerhalb der EU den größten Anteil daran hat. Wir haben schon jetzt, dank der Wissenschaftler und auch unserer engagierten Forschungsförderung, eine starke Ausgangsposition erreicht, um Deutschland zur Wasserstoffrepublik und deutsche Wasserstofftechnologien zum Exportschlager zu machen. Dass die angemeldeten Patente aus allen Bereichen der Wertschöpfungskette kommen, zeigt, welch großes Potenzial in Wasserstofftechnologien ‚Made in Germany‘ steckt. Als Wegbereiter wollen wir die Forschung weiter intensiv fördern und den Transfer von Erkenntnissen aus der Wissenschaft in die Wirtschaft beschleunigen. Dabei muss es auch darum gehen, bei den Endanwendungen in die Breite zu kommen. Denn Wasserstoff ist auch ein wichtiger Baustein zur Dekarbonisierung des Schiff- und Luftverkehrs, der Stromerzeugung und des Heizens.“

Elektrolyse am innovativsten

Technologieseitig stellten die Autoren der Studie fest, dass Patente zur Verbesserung der Produktionstechnologien die größte Anzahl der eingereichten Patente zwischen 2011 und 2020 ausmachte. Im Jahr 2020 standen fast 80 Prozent der Patente in Verbindung mit Elektrolyse.

Die IEA schreibt in ihrem Bericht, dass die innovativsten Regionen um den ersten industriellen Markthochlauf von Wasserstoff buhlen. Die Daten, so die Energieagentur, deuten darauf hin, dass Europa sich eine gute Position für Investitionen für die Herstellung von Elektrolyseuren ausbaut.

Für was werden Patente eingetragen?

Bei den Patenten, die sich an den Endnutzer richten, waren Autos am besten vertreten. Besonders Japans Industrie legte in diesem Bereich die meisten Patente vor. Obwohl Medien und Politik den Einsatz in anderen Sektoren wie dem Fernverkehr, dem Flugverkehr, der Stromgewinnung oder dem Heizen viel beschworen haben und durch nationale beziehungsweise regionale Politikversprechen unterstützten, spiegelte sich das nicht in einer hohen Anzahl entsprechender Patente wider. Die Ausnahme macht die Produktion von grünem Stahl mithilfe von Wasserstoff. Hier zählten die Autoren der Studie einen Anstieg der eingereichten Patente.

Wer reicht Patente ein?

Zu den Akteuren, die Patente einreichen, gehören allen voran die europäische chemische Industrie, die viele Patente für Elektrolyseure und Brennstoffzellen einreichte. Auch Automobilhersteller waren sehr aktiv in diesem Gebiet. Öffentliche Forschungsinstitute und Universitäten machten 13,5 Prozent aller Patente aus. Bei der letzteren Akteursgruppe waren vor allem die französischen und südkoreanischen Bildungseinrichtungen aktiv. In Deutschland sind Linde, Thyssenkrupp, BMW und die BASF die Unternehmen, die die meisten Patente anmelden. Linde liegt im globalen Vergleich auf Platz zwei, hinter dem französischen Konzern Air Liquide.

Für Start-ups lohnt es sich besonders stark Patente vorweisen zu können, da diese jungen Unternehmen von Investitionen von Risikokapitalgebern abhängig sind. Wie die Auswertung zeigt, sind mehr als die Hälfte der insgesamt 10 Milliarden US-Dollar (9,3 Milliarden Euro) an Risikokapital in Start-ups mit eingetragenen Patenten geflossen. Und das, obwohl weniger als ein Drittel aller Start-ups eingetragene Patente vorweisen kann.

->Quelle: pv-magazine.de/eu-hat-bei-den-wasserstoff-patenten-weltweit-die-nase-vorn