Deutschland baut Batteriespeicher schneller als Prognosen der Bundesnetzagentur

Deutschland erlebt einen Rekordausbau an Batteriespeichern. Doch die Bundesnetzagentur bildet dieses Wachstum in ihren Szenarien kaum ab. Das ist problematisch, weil politische Planung und Netzausbau so auf veralteten Annahmen beruhen. In Höxter zeigt ein Großprojekt, wie weit Realität und Modell auseinanderklaffen.

So soll der Großspeicher in Höxter aussehen. Trotz schwieriger Zulassungen wachsen diese Projekte schneller als die Prognosen der Bundesnetzagentur vorsehen.  Bild: SMA Solar Technology AG / SMA Altenso GmbH, Pressebild

Laut einer Auswertung von pv magazine wurden bis Anfang September 362.537 neue Systeme mit einer Gesamtkapazität von knapp 4,6 Gigawattstunden installiert. Die Anlagen bringen zusammen rund 2,6 Gigawatt Leistung. Damit wächst der Markt erheblich schneller, als es die bisherigen offiziellen Prognosen abbilden. In ihrem aktuellen Versorgungssicherheitsbericht geht die Bundesnetzagentur nämlich von einem gleichbleibenden oder sogar sinkenden Speicheranteil bis 2035 aus. Der Verband der Solarwirtschaft kritisierte, dass diese Modellierungen die Realität verfehlen und Speicher in den Planungen der Bundesregierung zu wenig berücksichtigt werden. Während die Bundesnetzagentur in ihrem Bericht von 22 bis 35 Gigawatt zusätzlicher steuerbarer Leistung bis 2035 ausgeht, sehen Branchenexperten die Dynamik längst auf einem ganz anderen Niveau. Schon heute können sich viele Speicher am Markt refinanzieren, was zeigt, dass Investitionen auch ohne Subventionen attraktiv sind. Doch das Bild in den Prognosen bleibt verzerrt. In den offiziellen Grafiken tauchen stationäre Großspeicher nur als schmaler Randposten auf. Getrieben sowohl von Heimspeichern als auch von industriellen Projekten, wächst der Markt in der Realität rasant.

Ein konkretes Beispiel verdeutlicht, wie sich diese Dynamik in der Praxis zeigt. In Höxter in Nordrhein-Westfalen entsteht einer der größten Batteriespeicher Deutschlands. Diese Woche erfolgte der Spatenstich: Geplant sind 130 Megawatt Leistung und 354 Megawattstunden Kapazität. Der Speicher soll im ersten Quartal 2027 ans Netz gehen und genug Strom liefern, um rechnerisch rund 30 000 Haushalte einen Tag lang zu versorgen. Jede Batteriezelle ist so groß wie ein Lkw-Container, lässt sich austauschen und hat eine erwartete Lebensdauer von etwa 15 Jahren. Der Speicher soll Strom aufnehmen, wenn Sonne und Wind Strom im Überfluss produzieren, und ihn in Flauten wieder einspeisen. Damit eignet er sich nicht nur für Arbitragegeschäfte, sondern auch für netzdienliche Dienste wie die Absicherung des Stromnetzes. Die MEAG, die den Großspeicher realisieren, betreibt bereits einen weiteren Großspeicher und kommt somit künftig auf eine Gesamtkapazität von mehr als 580 Megawattstunden. Dennoch bleiben Herausforderungen bestehen. Netzanschlüsse sind oft schwer zu bekommen, Genehmigungsverfahren dauern lange und die regulatorischen Rahmenbedingungen sind weiterhin nicht darauf ausgelegt, den Speicherzubau systematisch zu fördern. Selbst wenn die Technik vorhanden ist, wird der Ausbau dadurch gebremst.

Die Energiewende braucht Speicher, darin besteht Konsens. Doch während die Bundesnetzagentur in ihren Modellen noch zurückhaltend kalkuliert, entstehen in der Realität längst Großprojekte. Die zeigen, was möglich ist.

Quellen: