Antarktisches Paradox: Viel Schnee = weniger Eis

Weil vermehrter Schneefall in der Antarktis Wasser aus dem weltweiten Wasserkreislauf herausnimmt, könnte dies unter dem Strich den Meeresspiegelanstieg in den nächsten hundert Jahren bremsen – das legen die Ergebnisse einiger globaler und regionaler Klimamodelle nahe. Den neuen Forschungsergebnissen zufolge wird dieser Effekt aber zu einem großen Teil durch die Beschleunigung der Eismassen kompensiert. Der sich auftürmende Schnee ist schwer und übt entsprechend viel Druck auf das darunter liegende Eis aus. Je höher Eis und Schnee sich türmen, desto größer ist auch der Druck. Weil zusätzlicher Schnee das auf dem Boden der Antarktis aufliegende Eis stärker erhöht als die schwimmenden Eisschelfe am Rande des Kontinents, fließt das Eis schneller in Richtung Küste – und trägt dadurch zum Anstieg des Meeresspiegels bei.

„Der Meeresspiegel steigt– das ist Tatsache“

Eine ganze Reihe von weiteren Phänomenen sind für den Eisverlust der Antarktis von Bedeutung, zum Beispiel das durch die Erwärmung des Ozeans verursachte Abschmelzen an der Unterseite der Eisschelfe. Diese Phänomene könnten den bereits beobachteten Beitrag der Antarktis zum globalen Meeresspiegelanstieg erklären. „Wir wissen jetzt, dass der Schneefall in der Antarktis uns nicht vor dem Anstieg des Meeresspiegels retten wird“, sagt der Ko-Autor Anders Levermann, Forschungsbereichsleiter am PIK und einer der Leitautoren des Kapitels zum Meeresspiegel im nächsten Sachstandsbericht des Weltklimarats IPCC. „Der Meeresspiegel steigt – das ist Tatsache. Jetzt müssen wir verstehen, wieviel Zeit uns bleibt, um die Infrastruktur an unseren Küsten anzupassen. Und dies hängt davon ab, wieviel CO2 wir als Menschheit in der Zukunft weiter ausstoßen werden.“

->Quelle: www.pik-potsdam.de; Artikel: Winkelmann, R., Levermann, A., Martin, M.A., Frieler, K. (2012): Increased future ice discharge from Antarctica owing to higher snowfall. Nature [doi:10.1038/nature11616]

Weblink zum Artikel:http://www.nature.com/nature/journal/v492/n7428/full/nature11616.html