Radermacher:
Die Zukunft unserer Welt

Die Einleitung

„Dieses Buch wirft einen Blick in die Zukunft. Damit ist es allerdings nicht so einfach. Denn die Zukunft hat es an sich, dass es immer anders kommt, als man dachte. Man könnte den Versuch, in die Zukunft zu schauen, also auch gleich lassen. Albert Einstein hat sich zur Zukunft so geäußert: »Ich beschäftige mich viel mit der Zukunft, denn ich gedenke, noch viel Zeit darin zu verbringen.« Ein gutes Argument, sich mit dem zu beschäftigen, was noch vor uns liegt. Auch wenn man weiß, dass diesen Bemühungen prinzipielle Grenzen gesetzt sind.

Was ist denn überhaupt möglich in Bezug auf die Einschätzung der Zukunft? Unter Umständen gibt es unterhalb der Ebene und des Anspruchs sicherer Voraussagen weitere sinnvolle, wenn auch schwächere Aussagen, die die Zukunft betreffen. Es könnte ja so sein, dass man im Sinne der Theorie nichtlinearer dynamischer Systeme zwar nicht weiß, wie die Zukunft aussehen wird, aber aufzählen kann, welche Zukünfte prinzipiell möglich sind. So könnte es nur vier oder fünf prinzipiell bzw. wesentlich verschiedene Möglichkeiten geben. Dann wüsste man zwar immer noch nicht, wie die Zukunft wird, aber man hätte die Erkenntnis, dass es im Wesentlichen nur eine Von vier oder fünf Möglichkeiten sein kann. Die Zukunft auf eine von nur fünf Möglichkeiten zu reduzieren, wäre ein gewaltiger Fortschritt an Einsicht.

In einer gewissen Logik gibt es drei wesentlich verschiedene Möglichkeiten, wohin wir uns bewegen können, nämlich in noch zu präzisierender Weise Kollaps, Neo-Feudalisierung/Brasilianisierung sowie Balance und Nachhaltigkeit. Hinter der Ableitung dieser drei Möglichkeiten steht eine lange Tradition des Denkens, im Besonderen des CLUB OF ROME, der sich seit mehr als 40 Jahren mit derartigen Fragen beschäftigt. 1972 veröffentlichte er das Buch »Grenzen des Wachstums«, das die Welt verändert hat. Die Botschaft war: »Wir müssen uns mit Grenzen auseinandersetzen«, etwas, das heute jeder versteht. Ich möchte darstellen, wie eine aktualisierte Botschaft aussieht. Eine Botschaft, die Grenzen des Wachstums übersetzt in die Möglichkeiten der Zukunft unter den aktuellen Verhältnissen einer rasanten Globalisierung mit nur sehr eingeschränkter Global Governance. Davon handelt dieses Buch.“
->Quelle: stifterverband.info