G7 für mehr Energiesicherheit – Kritik

Hans-Josef Fell: „Nicht mehr zeitgemäß – Ideen des vergangenen Jahrhunderts – nichts gelernt“

Der Energieexperte und Ex-Grünen-MdB Hans-Josef Fell kritisiert auf seiner Webseite die Ergebnisse scharf: „Die Zusammensetzung der G7 ist schon lange nicht mehr zeitgemäß. Eine Reform der Zusammensetzung fehlt bislang, weshalb die G7 mittlerweile eine Gruppe des vergangenen Jahrhunderts ist, mit Ideen des vergangenen Jahrhunderts. Zur Frage der Energiesicherheit haben die Energieminister wieder nur die alten Konzepte auf den Tisch gelegt. Aus alten Versäumnissen haben die Minister nichts gelernt und die weltweiten Fragen um Peak oil nicht verstanden. Noch glauben sie an die unendliche Verfügbarkeit fossiler und atomarer Energieressourcen, statt endlich offensiv auf heimische Erneuerbare Energien zu setzen.“

Erneuerbare Energien spielten aber keine wirkliche Rolle im Beschluss der G7, so Fell weiter. Sie würden lediglich in einem Atemzug mit den sogenannten Low Carbon Technologien genannt, wozu Kohle-CCS; fossile Energieeffizienz, Atomkraft und Erdgas gehörten. Es würden wieder einmal keine Investitionen in den Ausbau von Windkraft-, Solar-, Geothermie-, Wasserkraft- oder Biomasseanlagen in den Mittelpunkt gerückt, sondern Infrastrukturmaßnahmen, Pipelines und LNG-Terminals thematisiert – alles sündhaft teure Infrastrukturmaßnahmen, die aber keine Erdgasquellen seien. Wo neues Erdgas herkommen soll hätten auch die G7 nicht gesagt. Dabei seien Flüssiggas und neues Pipelinegas zum Ersatz von russischen Gaslieferungen auf dem internationalen Markt nicht einmal verfügbar. Dies habe eine aktuelle Analyse der Energy Watch Group zur Abhängigkeit von russischen Erdgaslieferungen unlängst unterstrichen.

Die Macht der alten Energiekonzerne

Die alten Energiekonzerne betreiben noch immer erfolgreich eine Kommunikationsstrategie, die die Erneuerbaren Energien als gewaltige Preistreiber diffamieren. Die regierenden Entscheidungsträger der G7 argumentieren auf Basis der alten Analysen der fossilen und atomaren Konzerne. Daher konzentriert sich das 13-Punkte-Papier, auf das sich die Energieminister geeinigt haben, auf den Umbau der Infrastruktur für eine Diversifizierung der Energielieferungen und der Förderung der [[CO2]]-armen Technologien Atomkraft und Kohlendioxidabscheidung und –speicherung (CCS). Maßnahmen zur Energieeffizienz werden ebenfalls befürwortet, wobei es mit der Umsetzung in den einzelnen Staaten hapert.

Längst liegen genug Studien auf dem Tisch, die aufzeigen, dass 100 Prozent Erneuerbare Energien kostengünstig und schnell umgesetzt werden können. Neuinvestitionen in Erneuerbare Energien sind wesentlich billiger und schneller zu haben als Investment in die fossile und atomare Versorgung. Länder wie China – nicht Mitglied der G7 – haben dies bereits erkannt und investieren mittlerweile massiv in den Ausbau Erneuerbarer Energien. Durch die frühere und heutige Missachtung der Möglichkeiten der Erneuerbaren Energien treiben die G7 die EU und Ukraine immer tiefer in Energieabhängigkeiten von politisch instabilen Ländern, von Aserbaidschan bis Iran. Energiesicherheit wird damit nicht erreicht, sondern immer stärker gefährdet.
Folgt: Die G7-Erklärung im Wortlaut (engl.)