„Giftgas: Der unsichtbare Feind”

„Janusköpfigkeit der Wissenschaft“

Der Bogen reichte dabei von der Entwicklung und dem Einsatz von Giftgasen im Ersten Weltkrieg und speziell den Forschungen von Haber und seinem Institut in Deutschland, über die Entwicklung und den Einsatz chemischer Massenvernichtungswaffen in den Jahrzehnten nach dem Ersten Weltkrieg  bis in die Gegenwart. Dabei wurden auch völkerrechtliche, politische, und ethische Fragen der Forschung über chemische Waffen und ihren Einsatz angesprochen, darüber hinaus Probleme der Rüstungskontrolle sowie ökologische Langzeitfolgen von Rüstungsaltlasten und die „Dual-Use-Problematik“ der Verwendung von Forschungsergebnissen in zivilen und militärischen Kontexten.

Am Ende der Konferenz stand eine Gedenkveranstaltung, bei der auch der belgische Botschafter Ghislain D`hoop sprach („Verbot chemischer Waffen weltweit durchsetzen“). Nobelpreisträger Gerhard Ertl wies auf die Kriegsbegeisterung auch der Wissenschaftler vor 100 Jahren hin („auch Fritz Haber mit seinem Motto: ‚Im Kriege dem Vaterland – im Frieden der Menschheit!'“). Haber, der es einerseits mit seiner Ammoniaksynthese ermöglicht habe, dank der künstlichen Salpeterherstellung den Krieg viel länger zu führen, als es die Munition ursprünglich erlaubt hätte, andererseits mit dem Haber-Bosch-Verfahren viel zum Kampf gegen den Hunger beigetragen habe, stehe für „die Janusköpfigkeit der Wissenschaft“.

Jürgen Renn, Direktor des MPI für Wissenschaftsgeschichte, resümierte die Vorträge des Symposiums, wies noch einmal auf die Doppelrolle der Wissenschaft hin. Immerhin waren mehr als 1.000 Chemiker in die Giftgasproduktion involviert – übrigens das erste Wettrüsten der Geschichte. Er sprach über die Bearbeitung in Frankreich und England, wie aus der experimentellen Situation eine Großproduktion wurde, und welch ungheure psychologische Wirkung die Giftgasattacken erzeugten. Allerdings habe niemand den Gaskrieg je verherrlicht, doch verharmlost schon (Haber: „Blausäure? Man kann nicht angenehmer sterben…“). Schließlich schilderte Renn die gewaltigen Probleme mit der Entsorgung und Dekontaminierung nach dem Ende der Massenproduktion vor allem im NS-Regime.

Die Gedenkveranstaltung schloss mit einer Schweigeminute und einem Vortrag von Paul Walker (Green Cross) über die Anstrengungen, eine Welt frei von Massenvernichtungs-Waffen zu schaffen.

->Quellen: