Berliner Energietage 2016 beendet

EnEV in der Praxis

(Veranstaltung des BMUB am 12. April um 14:00 Uhr)

Seit Jahresbeginn gelten die in der EnEV 2014 verankerten erhöhten energetischen Anforderungen an Neubauten. Über 300 Fachleute und Praktiker informierten sich über Anwendungsfragen und Perspektiven der EnEV. Peter Rathert vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) erläuterte, welche Erfahrungen bei der Anwendung der EnEV in Praxis gemacht wurden und wo nachgesteuert wird. So stellte Andrea Vilz (BMUB) den aktuellen Stand bei der Weiterentwicklung Energieausweise vor.
Ab 2021 müssen alle Neubauten in der EU als „Niedrigstenergiegebäude“ errichtet werden. Was aber bedeuten immer ambitioniertere energetische Standards für die Neubautätigkeit? Mit dieser Frage setzte sich Prof. Bert Oschatz (IGT Dresden)auseinander, der in seinem Impulsvortrag die Ergebnisse einer neuen Studie vorstellte. Bei der anschließenden Podiumsdiskussion warnte Dr.-Ing. Ingrid Vogler (GDW) eindringlich, dass energetische Standards die Wirtschaftlichkeit einer Baumaßnahme nicht gefährden dürften. Denn gerade in den Großstädten und Ballungsräumen werde dringend neuer, bezahlbarer Wohnraum gebraucht. Die EnEV sei nicht allein für die Kostensteigerungen bei den Baupreisen verantwortlich zu machen, hielt Prof. Dr. Andreas Holm (FIW) dem entgegen. Die Verschärfungen würden die Gestehungskosten zwar um 3,2 % verteuern, aber gleichzeitig würden Energiebedarf und Energiekosten massiv gesenkt. Mittelfristig werde sich das auszahlen und klimapolitisch sei es alternativlos.

Gestaltung der urbanen Energiewende – Vom Konzept zur Realität

Veranstaltung von E.ON am 12. April um 9:00 Uhr)

In der bis auf den letzten Platz gefüllten E.ON-Veranstaltung wurde die Vision der klimaneutralen Stadt zum realistischen Szenario. Als wichtigen Erfolgsfaktor nannte Jonas Kamleh, Vertreter der Stadt Malmö („Climate Smart Malmö“) die eng abgestimmte Zusammenarbeit zwischen öffentlicher Hand und Wirtschaft. So werden ganze Stadtviertel zu smarten und nachhaltigen Quartieren weiterentwickelt.
Thomas König, Mitglied der Geschäftsführung von E.ON Deutschland, zeigte einen Weg auf, wie sich Berlin als internationale Referenzmetropole für nachhaltige Energieversorgung etablieren kann. Eine wesentliche Rolle kommt dabei der Smartifizierung und digitalen Vernetzung zu, beschrieb Marcus Walena von digimondo. Das E.ON-Startup stattet bereits heute Berlin mit einem speziellen Funk-Netz aus und bringt so das Internet der Dinge in die Metropole.

Wärmerückgewinnung: Chancen und Potenziale

(Veranstaltung der HEA am 12.04.2016)

Das Thema Wärmerückgewinnung muss noch stärker in das Bewusstsein der Fachöffentlichkeit gerückt werden! Einsatzmöglichkeiten werden häufig nicht identifiziert, Energieeffizienzpotenziale bleiben ungenutzt An dieser Stelle setzte die HEA – Fachgemeinschaft für effiziente Energieanwendung e.V. in ihrer Fachveranstaltung an. Aufgezeigt wurden die vielfältigen Chancen und Potenziale von Wärmerückgewinnungsprozessen in Industrie, Gewerbe und Privathaushalten. Die Fachveranstaltung lieferte Marktdaten, zeigte die Möglichkeiten in Hinblick auf Energieeffizienz und Wirtschaftlichkeit auf und beschrieb praxisorientierte Anwendungen. Experten der Deutsche Energie-Agentur (dena), des Umwelt Campus Birkenfeld der Hochschule Trier sowie der Unternehmen Ochsner Wärmepumpen, Frioheat und Meltem Wärmerückgewinnung beschrieben die Vielfalt der Anwendungen und präsentierten Konzepte und Lösungsansätze aus den Anwendungsbereichen Abwärme und Abluft.

Technologie- und Energiemix im Wärmemarkt: Status und Zukunft

(Veranstaltung des BDH am 13.04.2016)

Schon heute steht der Energiewende im Heizungskeller technologisch nichts im Wege – das war die zentrale Botschaft des Workshops. Ob systemische Lösungen zur Kopplung von Wärme- und Strommarkt, die digitale Heizung oder marktreife Zukunftstechnologien wie die Brennstoffzellenheizung: die Angebote der Industrie, um die Effizienzpotentiale im Wärmemarkt endlich zu realisieren, sind vielfältig. Noch lägen diese jedoch häufig brach, wie BDH-Präsident Greis in seinem Statement konstatierte. Zwar sei der Heizungsmarkt 2015 wieder in Gang gekommen, aber noch immer entspräche nur ein knappes Viertel der installierten Heizungen dem Stand der Technik. Auch die fossilen Energieträger könnten wichtige Beiträge zur Wärmewende leisten, wie Timm Kehler (Zukunft Erdgas) und Adrian Willig (IWO) betonten.
Die Digitalisierung hat längt auch im Wärmemarkt Einzug gehalten. Andreas Kuhlmann (dena) lud die Vertreter der Industrie ein, sich aktiv an der neuen Plattform „Digitale Energiewelt“ zu beteiligen, die sich hier als Think tank verstehe. „Im Heizungskeller ist die Digitalisierung keine Zukunftsmusik mehr“, erklärte BDH-Hauptgeschäftsführer Lücke. „Die Digitalisierung holt die Heizung aus dem Keller, holt sie ins Bewusstsein und eröffnet völlig neue Möglichkeiten.“

Folgt: Digitalisierung im Gebäudebereich: Ein großer Schritt zur Energiewende?