Solarworlds Auferstehung

Forschung erhalten – geht durch Dumping zugrunde

„Die Forschungen an solchen Effekten wie der Bifazialität gehen durch Dumping verloren“, sagt er laut pv magazine in Berlin weiter. „Dumping zerstört nicht nur Märkte, Staatsdumping zerstört ganze Industrien, in diesem Fall die europäische und US-Solarindustrie“, so Asbeck weiter. Unternehmen die dumpten, würden Investitionen anderer Unternehmen verhindern. „Man braucht nicht mehr das beste Modul, man braucht nur noch das günstigste Modul. Daraus folgt ein weltweiter Stillstand bei der Forschung“, meinte er. Dabei habe Deutschland noch Glück, dass die Forschung stark in den verschiedenen Fraunhofer-Instituten verankert sei. Dennoch bräuchten auch die Wissenschaftler die PV-Hersteller für ihre Entwicklungen.

pv magazine weiter: „Bei der Forschung habe er aus der Vergangenheit gelernt, so Asbeck. Die etwa 400 Patente hätten im Zuge des Insolvenzprozesses verkauft und verloren gehen können. Für den Neustart übernimmt die SolarWorld Industries nun zunächst 67 Mitarbeiter aus seiner Freiberger Forschungsgesellschaft. Wahrscheinlich noch in diesem Jahr sollen sie in eine gemeinnützige Gesellschaft wechseln. Diesen ‚Extra-Kosmos‘ wolle Asbeck gründen. Es soll eine offene Plattform für die gemeinsame Forschung von Unternehmen aus der Solarindustrie, aber auch dem Halbleiter- und Siliziumbereich sowie Anlagenbauern sein.

Dass dies alles möglich ist, verdankt Asbeck nicht zuletzt den katarischen Geldgebern. Auf der Presseveranstaltung in Berlin wurde nochmal die Unterzeichnung der umfangreichen Finanzvereinbarung nachvollzogen. ‚Wir haben ein neues Baby mit großem Erfahrungsschatz‘, erklärte Al Hajri. Gemeinsam mit SolarWorld hat das Unternehmen zuvor bereits eine Siliziumfertigung in Katar aufgebaut, die nun erweitert werden soll. Zum einen sei es ein Anliegen gewesen, die PV-Produktion von SolarWorld in Deutschland aufrechtzuerhalten. ‚SolarWorld darf als führender Anbieter nicht vom Markt verschwinden, dass wäre auch nicht gut für die Solarindustrie weltweit‘, erklärte Al Hajri.

Künftig gehe es darum, die bestehenden Synergien weiter auszubauen. ‚Die deutsche SolarWorld-Fertigung könnte eine Art Masterpiece sein, um in Katar die komplette Photovoltaik-Wertschöpfungskette im Silizum-nachgelagerten Bereich nochmal abzubilden‘, sagte Asbeck. Zunächst hat er dabei wohl die Fertigung von Ingots und Wafern im Blick – perspektivisch geht es beiden Seiten jedoch um eine vollständig integrierte Modulfertigung.“

Fall Hemlock für Asbeck erst einmal erledigt

„Mit der Neugründung der SolarWorld Industries hat sich der Fall Hemlock für Asbeck erstmal erledigt“, schätzt Sandra Enkhardt. Denn „just am Mittwoch bestätigte ein Berufungsgericht in den USA das erstinstanzliche Urteil, wonach die SolarWorld Industries Sachsen – die ebenfalls Mitte Mai Insolvenz anmeldete – knapp 800 Millionen US-Dollar Schadenersatz samt Zinsen an den Siliziumhersteller Hemlock zahlen soll. Es geht dabei um Verletzungen von Lieferverträgen aus dem Jahr 2013. Die neue SolarWorld Industries hat damit nichts zu tun. Der Sprecher des Insolvenzverwalters der Gesellschaft, Thomas Schulz, erklärte pv magazine: ‚Wir schauen uns das Urteil an und werden es prüfen.‘ Erst am 11.08.2017 hatte das Amtsgericht Bonn einen von Hemlock beauftragten Anwalt von der Teilnahme an der Abstimmung in der Gläubigerversammlung ausgeschlossen. Das Gericht folgte dabei der Auffassung, dass Hemlock zu diesem Zeitpunkt noch nicht über ein vollstreckbares Urteil verfügte. Zudem dürften die Forderungen vor einem deutschen Gericht nicht standhalten. Hemlock stehe es frei, seine Forderungen gegenüber SolarWorld beim Insolvenzverwalter anzumelden. Der Prüfungstermin, ob die Forderungen berechtigt sind, stehe allerdings erst im November an, so Schulz weiter. Daneben werde sich der Insolvenzverwalter nun darauf konzentrieren, den Investorenprozess für den Verkauf der Anteile der SolarWorld AG an der Solarparc GmbH, der Deutschen Lithium GmbH sowie der SolarWorld Americas so zügig wie möglich umzusetzen.“

Kritische Kommentare

Handelsblatt-Kommentator blieb extrem unbegeistert: „Frank Asbeck wagt den nächsten Neustart. Leider dürfte sein Rettungsmanöver wieder mit einer Pleite enden, denn tatsächlich belässt er wieder einmal fast alles beim Alten. Erst Sonnenkönig, dann Verlustkaiser und jetzt Retter in letzter Minute: SolarWorld-Gründer Frank Asbeck erfindet sich wieder einmal neu. Mit fast schon missionarischem Eifer versucht der schillernde Unternehmer, sein Lebenswerk vor dem endgültigen Untergang zu bewahren. SolarWorld ist zwar insolvent, aber noch nicht tot. Ausgerechnet der Pleitier selbst kauft nun mit Geld aus Katar die beiden deutschen Fabriken von Europas einst größtem Photovoltaikkonzern aus der Insolvenzmasse. Gläubiger und Kartellamt stimmten dem Deal zu.“ Titel des Kommentars: „Zum Scheitern verurteilt.“

Und am 15.08. 2017 schrieb () auf der Seite von New Energy Light Solutions (gekürzt): „Tragisch ist diese Entwicklung deswegen, weil es offenbar andere Interessenten für die Übernahme gab, die durchaus glaubhaft darstellen konnten, die gesamte oder zumindest einen Großteil der Belegschaft weiter beschäftigen zu wollen. Ihre Konzepte und Angebote wurden angeblich gar nicht beachtet, da es bereits in einer frühen Phase Absprachen zwischen Asbeck und dem Insolvenzverwalter gab. Andererseits ist äußerst fragwürdig, ob ein Frank Asbeck an der Spitze einer Solarworld 2.0 wirklich eine erfolgsversprechende Konstellation ist. Die Rettung von Arbeitsplätzen in Deutschland scheint ja nicht ganz oben auf der Prioritätenliste von Asbecks Weiterführungskonzept zu stehen. Den Beweis anzutreten, dass die Solarworld-Firmenstrategie nicht falsch war und dass ein wirtschaftlicher Erfolg auf dem europäischen und amerikanischen Markt nur unter Ausschaltung jeglicher asiatischer Konkurrenz möglich ist, scheint wohl eher die Intention zu sein. Wem haben wir die für uns Europäer so unvorteilhafte Situation zu verdanken? … nicht zuletzt Frank Asbeck. Er hat maßgeblich die ersten Anti-Dumping-Untersuchungen in den USA und in der EU angestoßen und die daraus erwachsenen Zwangsmaßnahmen in Form von Marktbeschränkungen und Strafzollerhebungen zu verantworten. Auch kämpft er an vorderster Front bei der neuen Untersuchung in den USA, in deren Folge eine noch radikalere Marktabschottung befürchtet wird. Auch bleibt ungewiss, was Herr Asbeck und seinen Gefolgsleuten für den europäischen Markt noch in petto hat – immerhin gilt es, eine Solarworld 2.0 gegen unfairen Wettbewerb seitens asiatischer Konkurrenten zu verteidigen – koste es was oder wen es wolle!“

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