MPI-Forscher präsentieren neue Methode zur exakten Vorhersage von NMR-Parametern

Hochgenaue Ergebnisse bei niedrigem Rechenaufwand

Die Kernresonanz-Spektroskopie (“Nuclear Magnetic Resoncance” – NMR) ist eine der wichtigsten analytischen Techniken in der Chemie, die in der pharmazeutischen Industrie, der Biomedizin oder den Materialwissenschaften nicht fehlen darf. Sie dient dazu, die Struktur und Dynamik von Molekülen aufzuklären. NMR-Spektren allein genügen jedoch oft nicht für eine vollständige Strukturbestimmung und so müssen Forscher quantenchemische Berechnungen zur Ergänzung und Interpretation nutzen. Doch die bisher genutzten Methoden stießen immer wieder an Grenzen. Forscher der Abteilung für Molekulare Theorie und Spektroskopie am MPI für Kohlenforschung entwickelten nun einen neuen Ansatz, der den Durchbruch bringt und veröffentlichten ihn am 18.05.2021 open access im  Journal of Chemical Physics.

Ein Konformer des Vancomycin-Moleküls und sein berechnetes 13C-NMR-Spektrum, bei dem einige Werte den Atomen zugeordnet sind – Grafik © MPI für Kohlenforschungopen access

Bisherige Ergebnisse oft zu ungenau oder nur mit hohem Rechenaufwand erzielbar – die neue DLPNO-Näherung reduziert den Rechenaufwand genauer Methoden erheblich. Die Kombination aus Experiment und immer neuen theoretischen Methoden führt zu Erkenntnissen, die auf anderem Wege nicht zugänglich gewesen wären. Allerdings stehen Wissenschaftler häufig vor einem Dilemma: Effiziente Methoden wie die Dichtefunktionaltheorie – das Arbeitspferd der Theoretischen Chemie – liefern häufig nur unzureichende Genauigkeit. Hochgenaue Wellenfunktionsmethoden wiederum nehmen enorme Rechenressourcen in Anspruch. Zudem können sie nicht für große Moleküle wie z. B. in der Pharmazeutik oder Biomedizin angewendet werden.

Die Wellenfunktionsmethode der Kofo-Forscher zur Vorhersage von NMR- Parametern basiert auf dem von Frank Neese beschriebenen Konzept der Domänen-basierten Lokalen Paar Natürlichen Orbitalen(DLPNO)-Näherung. Die Theoretiker um Stoychev et al. erreichten hochgenaue Ergebnisse bei niedrigem Rechenaufwand. In einem kürzlich veröffentlichten Artikel beschreiben sie, wie ihnen die exakte Berechnung chemischer Verschiebungen für Systeme mit hunderten Atomen gelang. Die neue Methode eröffnet interessante Perspektiven für Anwender, denn in vielen Bereichen der Chemie gehört die Interpretation von NMR-Spektren zum Tagesgeschäft.

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