Wintershall Dea und VNG wollen Wasserstoff-Pilotprojekt starten

Gemeinsame Investition in Methanpyrolyse-Pilotprojekt

Wintershall Dea und die VNG AG wollen beim Thema Wasserstoff zukünftig enger zusammenarbeiten und planen in einem ersten Schritt den Bau einer Anlage zur Herstellung von klimafreundlichem „türkisem“ Wasserstoff. Wie sie am 18.08.2021 mitteilten, haben die zwei in Deutschland ansässigen Energieunternehmen einen entsprechenden Kooperationsvertrag unterzeichnet. Ralph Diermann bestreitet auf pv magazine die Klimafreundlichkeit dieser Wasserstoffspielart: „Klimafreundlich ist türkiser Wasserstoff allerdings nicht.“ Bei der Produktion von türkisem Wasserstoff würden etwa 15mal mehr CO2-Äquivalente freigesetzt als bei grünem Wasserstoff. Die BASF hat zu Jahresbeginn eine Methanpyrolyse-Testanlage in Betrieb genommen (siehe Foto unten).

Beispiel Methanpyrolyse: In dem BMBF-geförderten Projekt „arbeiten BASF-Forscher an einem neuen Reaktorkonzept, bei dem klimafreundlicher Wasserstoff hergestellt werden kann – Testanlage im Stammwerk Ludwigshafen hat Versuchsbetrieb aufgenommen“Foto © BASF SE

Laut Wintershall soll das von dem Unternehmen HiiROC, in das beide Unternehmen erst vor Kurzem investiert hatten, angewandte Verfahren der thermischen Methanpyrolyse eingesetzt und gemeinsam mit dem Anlagenhersteller für einen konkreten Anwendungsfall weiterentwickelt werden. Die Pilotanlage soll nach derzeitigem Plan 2023 in Betrieb gehen und eine nominale Kapazität von 400 kg Wasserstoff pro Tag haben (gleichbedeutend einer Jahresenergiemenge von knapp 5 GWh). Damit wird die Anlage eine der ersten dieser Art zur Produktion von sogenanntem türkisem Wasserstoff in Deutschland sein. Die Unternehmen sind bereits im Gespräch mit potenziellen Abnehmern für den produzierten Wasserstoff sowie zu einem möglichen Standort in Ostdeutschland.

Bei der Methanpyrolyse wird Erdgas bei hohen Temperaturen in Wasserstoff und festen Kohlenstoff gespalten. Der Wasserstoff kann anschließend als dekarbonisierter Energieträger genutzt werden. Der feste Kohlenstoff hingegen kann als wertvoller Rohstoff in der Industrie zum Einsatz kommen, beispielsweise im Straßen- oder Gebäudebau.

„Um die deutschen und europäischen Klimaziele bis 2050 zu erreichen, ist die zügige Etablierung eines funktionierenden Wasserstoff-Marktes notwendig. Wir wollen Teil der Lösung sein und investieren in zukunftsfähige Projekte“, sagt Hugo Dijkgraaf, Chief Technology Officer bei Wintershall Dea, Europas führendem unabhängigen Gas- und Ölunternehmen. Beide Projektpartner sehen großes Potenzial in der Produktion von Wasserstoff durch Methanpyrolyse. „Diese Kooperation mit VNG wird dabei helfen, das Potenzial der Technologie zu realisieren und einen Wasserstoffmarkt zu etablieren, denn Märkte entstehen nicht von allein. Sie müssen aufgebaut und organisiert werden – technologieoffen“, so Dijkgraaf. VNG verfüge über umfassende Erfahrungen über die gesamte Wertschöpfungskette von Erdgas und insbesondere den Endkundenzugang. Das macht das Leipziger Unternehmen zu einem äußerst wertvollen Partner für Wintershall Dea in diesem Bereich.

„Um Wasserstoff als Energieträger voranzutreiben und als festen Bestandteil im Energiemix zu etablieren, braucht es starke Partnerschaften, zwischen Unternehmen ebenso wie zwischen Industrie und Politik. Es ist eine großartige Entwicklung für uns, dass wir jetzt mit einem führenden internationalen Akteur wie Wintershall Dea enger zusammenarbeiten“, ergänzt Hans-Joachim Polk, Vorstandsmitglied für Infrastruktur/Technik bei VNG. Wintershall Dea und VNG wollen die Energiewende aktiv unterstützen und haben die Themen Wasserstoff und Dekarbonisierung bereits in ihren langfristigen Konzernstrategien verankert.

Laut pv-magazine-Autor Diermann teilen Klimaschützer „die Begeisterung für den türkisen Wasserstoff allerdings nicht – anders als grüner Wasserstoff ist er nicht wirklich klimafreundlich, da bei der Förderung und beim Transport des benötigten Erdgases ein kleiner Teil davon in die Atmosphäre entweicht. Auch wenn die Mengen nicht groß sind, so sind die Folgen für das Klima nicht zu unterschätzen. Denn Methan trägt laut Weltklimarat IPCC je nach Betrachtungsweise 28 bis 84 Mal stärker zur Erderhitzung bei als Kohlendioxid. Einer Studie der TU Hamburg und der TU Berlin zufolge werden bei der Methanpyrolyse etwa 15mal mehr CO2-Äquivalente freigesetzt als bei der Elektrolyse mit erneuerbaren Energien“.

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