Bock zum Gärtner?

Ölprinz soll Klimakonferenz COP28 in den VAE leiten

Ab November 2023 wird in den Vereinigten Arabischen Emiraten die UN-Klimakonferenz COP28 abgehalten. Der Chef eines der größten Ölkonzerne der Welt ist zu ihrem Präsidenten ernannt worden. Sultan Ahmed al Dschabir ist derzeit Vorstandsvorsitzender der Abu Dhabi National Oil Company. Er ist als Gastgeber der COP28 außerdem Minister für Industrie und Hochtechnologie der Vereinigten Arabischen Emirate. In einer offiziellen Erklärung hieß es, dass Sultan al-Jaber „die Tagesordnung der Konferenz und die zwischenstaatlichen Verhandlungen mitgestalten wird, um einen Konsens zu erzielen“.

Hotel Burgj Al Arab, Dubai – Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft, für Solarify

Im Rahmen der nächsten UN-Klimakonferenz in Dubai wollen die Delegierten darüber diskutieren, wie die Erderwärmung verlangsamt werden kann. Dschabir gilt als ein Vertrauter von Präsident Scheich Mohammed bin Sajid Al Nahjan und ist zugleich Industrieminister der Emirate und deren Sonderbeauftragter für den Klimawandel. Al Dschabir habe über zwei Jahrzehnte Erfahrung als Geschäftsführer und in führenden Regierungspositionen gesammelt, schreibt die staatliche Nachrichtenagentur WAM.

„Dies wird ein entscheidendes Jahr sein in einem entscheidenden Jahrzehnt beim Kampf für das Klima“, sagte al Dschabir zu seiner Ernennung. „Wir werden einen pragmatischen, realistischen und lösungsorientierten Ansatz einbringen, der transformative Fortschritte für das Klima und ein kohlenstoffarmes Wirtschaftswachstum ermöglicht“, versprach er in einer Regierungsmitteilung.

Er sei der „festen Überzeugung, dass der Klimaschutz heute eine immense wirtschaftliche Chance für Investitionen in nachhaltiges Wachstum“ darstelle, sagte al Dschabir. Die Finanzierung sei der Schlüssel, der Klimaschutzmaßnahmen ermögliche, fügte al Dschabir hinzu.

Der Technokrat sammelte in der Vergangenheit nicht nur Erfahrung im Ölgeschäft, sondern auch im Bereich der erneuerbaren Energien. Einst leitete er eine Initiative für den Bau der autolosen, „klimaneutralen“ Stadt Masdar am Rand von Abu Dhabi. Das ehrgeizige Projekt wurde letztlich zurückgefahren, als die Emirate ab 2008 besonders hart von der globalen Finanzkrise getroffen wurden.

Noch heute fungiert al Dschabir jedoch als Vorsitzender von Masdar, einem auf saubere Energien spezialisierten Unternehmen, das aus dem Öko-Vorhaben erwuchs und nun in mehr als 40 Ländern aktiv ist. Die Emirate zählen zu den zehn größten Ölproduzenten der Welt. Dort eröffnet am 30. November in der Metropole Dubai die Weltklimakonferenz COP28. Erwartet werden rund 70.000 Teilnehmer.

Umweltschützer sehen Fortschritte in Gefahr

Die am 30. November beginnende Konferenz war bereits zuvor umstritten, da die Vereinigten Arabischen Emirate einer der größten Öl- und Gasproduzenten der Welt sind. Zahlreiche Klima-Aktivisten und Wissenschftler haben die Ernennung  denn auch bereits kritisiert und fordern, dass al Dschabir zumindet seine Rolle im Ölgeschäft während seiner Amtszeit als Präsident aufgeben muss, um einen offensichtlichen Interessenkonflikt zu vermeiden. Dass jemand, der so in der Ölindustrie verwurzelt ist, die Teilnehmerländer wie benötigt dazu bringen kann, Produktion und Verbrauch fossiler Brennstoffe rasch zu reduzieren, erscheint ihnen wenig wahrscheinlich.

Die Berufung al Dschabirs zum Präsidenten der Klimakonferenz in Dubai zeigt aus Sicht von Beobachtern den Balanceakt, der auf die erdölproduzierenden Emirate im Hinblick auf die Erwartungen an das Treffen zukommt. Die UN erhoffen sich Impulse für eine weitere Begrenzung des Kohlendioxid-Ausstoßes. Umweltschützer kritisieren die Ernennung des Chefs der Ölgesellschaft und warnten, dass dadurch Fortschritte im Kampf gegen die Erderwärmung verlangsamt werden könnten.

Bei der COP27 in Ägypten waren laut der Umweltorganisation Global Witness und des Corporate Europe Observatory zufolge mehr als 600 Lobbyisten für Öl, Gas und Kohle registriert. Die Emirate hatten bei der COP27 mit mehr als 1.000 Delegierten die meisten Teilnehmer angemeldet. Global Witness stufte 70 davon als Öl-Lobbyisten ein.

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