Wirklichkeit und Versprechen klaffen weit auseinander

Die meisten Firmen waschen green

Fast 18 Monate nach der Zusage der Regierung im Rahmen der COP26, dass börsennotierte britische Unternehmen bis 2023 Dekarbonisierungspläne veröffentlichen müssen, haben nur 5 % der Unternehmen an der britischen Börse FTSE 100 (Financial Times Stock Exchange) Net Zero-Pläne veröffentlicht, die nach den Leitlinien der Regierung für Übergangspläne als „glaubwürdig“ gelten würden – sagt Rob Joyce von der Beratungsfirma Ernst and Young auf deren Internetseite (als eine der vier umsatzstärksten Wirtschaftsprüfungsgesellschaften der Welt zu den sogenannten Big Four zählend). Dabei erklären mehr als 80 % der börsennotierten Unternehmen im Vereinigten Königreich, sie hätten sich verpflichtet, bis 2050 den Netto-Nullpunkt zu erreichen, die Mehrheit (95 %) hat jedoch noch keine ausführlichen Pläne für den Übergang veröffentlicht.

1,5-Grad-Grenze – Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft, für Solarify

78 % der FTSE 100-Unternehmen haben zwar teilweise ausgearbeitete Pläne veröffentlicht, die aber noch nicht auf die wichtigsten Fragen zu Strategie und Umsetzung eingehen, während sich 17 % noch in einem frühen Stadium der Planentwicklung befinden. Und von den 5 %, die detaillierte Pläne veröffentlicht haben, haben viele noch zu tun, um vollständig den Leitlinien der britischen Transition Plan Taskforce nzu genügen.

EY analysierte die von den FTSE 100-Unternehmen bis zum 31.01. 2023 veröffentlichten Net Zero-Übergangspläne und bewertete sie anhand des Draft Disclosure Framework der Transition Plan Taskforce (TPT). Das Rahmenwerk, das nach einer Konsultation der Branche noch in diesem Jahr fertiggestellt werden soll, enthält Leitlinien für Unternehmen zur Erstellung von Dekarbonisierungsplänen, die als „glaubwürdig, nützlich und konsistent“ gelten können. Die TPT des Finanzministeriums wurde bei der COP26 im November 2021 angekündigt: Damals wurde zugesagt, alle börsennotierten Unternehmen und Finanzinstitute im Vereinigten Königreich würden bis 2023 Pläne für den Übergang zu einer kohlenstofffreien Wirtschaft (Net Zero) veröffentlichen müssen, auch wenn kein konkretes Datum festgelegt wurde.

Die EY-Analyse zeigt, dass 78 % der FTSE 100-Unternehmen zwar teilweise ausgearbeitete Pläne veröffentlicht haben, die öffentliche Ziele zur Erreichung von Netto-Null-Emissionen bis 2050 beinhalten, aber noch nicht ausreichend dargelegt haben, wie sie diese Ziele erreichen wollen, und somit wichtige Anforderungen des aktuellen TPT-Rahmens in Bezug auf Strategie und Umsetzung nicht erfüllen. Siebzehn Prozent der FTSE 100-Unternehmen befinden sich noch in der Phase der Zielsetzung und haben noch keine umsetzbaren Pläne öffentlich bekannt gegeben.

Der Studie zufolge haben nur 5 % der FTSE-100-Unternehmen Pläne offengelegt, die nach Ansicht von EY ausreichend detailliert sind, um die Vorgaben des TPT-Rahmens zu erfüllen, oder haben mit der Umsetzung dieser Pläne begonnen. Doch selbst in dieser Gruppe haben die Unternehmen noch mehr zu tun, bevor ihre veröffentlichten Pläne als vollständig TPT-konform angesehen werden können, da sie in einer Reihe von Bereichen wie der Finanzplanung oder der Definition von Finanzkennzahlen und -zielen Lücken aufweisen.

Fünf Schlüsselelemente notwendig für Glaubwürdigkeit

Das TPT-Rahmenwerk umreißt fünf Schlüsselelemente, die für die Erstellung eines glaubwürdigen Plans für den Übergang zu Net Zero erforderlich sind. Laut der Studie erzielten die FTSE 100-Unternehmen die besten Ergebnisse (78 %) in der ersten Phase des TPT-Rahmens, in der die Unternehmen ihre Umstellungsziele und -prioritäten sowie die Auswirkungen auf die Geschäftsmodellierung veröffentlichen müssen.

Am schwächsten schnitten die FTSE-100-Unternehmen bei der „Umsetzungsstrategie“ des TPT-Rahmens ab, die von den Unternehmen verlangt, dass sie offenlegen, wie sie ihre Geschäftsplanung und -abläufe anzupassen gedenken, und die geplanten Änderungen an Produkten und Dienstleistungen darlegen. Nur 11 % der Unternehmen haben Materialien veröffentlicht, die sich auf begrenzte Elemente dieses Abschnitts beziehen.

Rob Doepel, Managing Partner für Nachhaltigkeit bei EY UK&I, kommentierte die Ergebnisse mit den Worten: „Die Regierung hat zwar bereits angekündigt, dass von börsennotierten Unternehmen erwartet wird, dass sie ihre Umstellungspläne in diesem Jahr veröffentlichen, ein endgültiges Datum wurde jedoch nicht bekannt gegeben. Mit der Festlegung eines Termins würde die Regierung den größten Unternehmen des Vereinigten Königreichs die dringend benötigte Gewissheit geben und die klare Botschaft senden, dass Untätigkeit keine Option ist.

„Der Entwurf des TPT-Rahmens bietet wichtige Anhaltspunkte für die Ausarbeitung detaillierter, ehrgeiziger Übergangspläne, aber derzeit scheint nur eine Handvoll der größten Unternehmen des Vereinigten Königreichs auf dem richtigen Weg zu sein. Wir gehen davon aus, dass das Rahmenwerk nach einer Konsultation durch die Regierung noch in diesem Jahr fertig gestellt wird, und angesichts des Lobes, das es im jüngsten Skidmore-Bericht erhalten hat, wird es voraussichtlich verbindlich werden. Die Unternehmen sollten sich jetzt darüber im Klaren sein, wie glaubwürdige, detaillierte Pläne aussehen müssen, und sie sollten eine gute Vorstellung davon haben, in welche Richtung sich die Regulierung bewegt. Es gibt keine Entschuldigung dafür, unvorbereitet zu sein, und die größten Unternehmen Großbritanniens müssen die Entwicklung detaillierter, umsetzbarer Pläne vorantreiben, die es ihren Organisationen ermöglichen, den Übergang zu vollziehen und die Vorteile von Net Zero zu nutzen.“ (EY unterstützt Unternehmen in allen Phasen der Umstellung auf Netto-Null.)

->Quelle: ey.com/only-five-percentage-of-ftse-100-have-published-net-zero-plans