Geothermie Berlin: An kalten Wintertagen die Sommerwärme nutzen

Die ersten Tests waren erfolgreich, jetzt soll der Speicher ans Fernwärmenetz. 400 Meter unter der Erde entsteht Deutschlands größter unterirdischer Wärmespeicher.

Das GFZ Team annalysiert das gespeicherte Wasser Fotos. (Foto: Lioba Virchow, GFZ) .

Probenanalysen in Berlin-Adlershof bestätigen: Die geologischen Bedingungen für die langfristige Speicherung der Sommerwärme sind ideal. (Foto: Lioba Virchow, GFZ)

Fast kochendes Wasser, 400 Meter tief im Berliner Untergrund. Was futuristisch klingt, ist seit November 2025 Realität. Das Projekt „GeoSpeicher Berlin“ hat gerade eine entscheidende Testphase abgeschlossen. Von Juli bis Anfang November pumpten Forschende rund 250.000 Liter kochend heißes Wasser in die Tiefe und holten es Wochen später wieder herauf. Das Ergebnis überzeugte: Das Gestein erreichte die Zieltemperatur von etwa 95 Grad Celsius, ohne Zersetzungserscheinungen zu zeigen. Deutschlands größter Wärmespeicher funktioniert erfolgreich und effizient.
Das Prinzip ist einfach: Im Sommer wird die überschüssige Wärme aus dem Holzheizkraftwerk Neukölln unter die Erde in eine Sandschicht gepumpt. Im Winter holt ein Wärmepumpensystem die gespeicherte Energie zurück. Wenn es weiter nach Plan läuft, wird sie in ab Ende 2027 in Berlins Fernwärmenetz eingespeist.

Die Dimensionen sind beeindruckend. Zwei Bohrungen in etwa 400 Metern Tiefe bilden das Herzstück des Systems. Mit einer Speicherkapazität von über 30 Gigawattstunden können nach der Fertigstellung rund 85 Prozent der eingespeicherten Wärme zurückgewonnen werden. Das ist deutlich mehr als bei konventionellen Speichersystemen, die oft nur 75 Prozent zurückgewinnen können. Ein Viertel der Winterwärme für Südost-Berlin könnte künftig aus diesem regenerativen Speicher stammen.
Die Klimabilanz überzeugt. Das System wird helfen, jährlich rund 10.000 Tonnen CO2 einzusparen und soll den schrittweisen Ausstieg aus der Kohleenergie beschleunigen. Anstelle fossiler Brennstoffe liefert Abfallholz aus dem Holzheizkraftwerk die Wärme. Also eine Warmwasserquelle ohne zusätzliche klimaschädliche Emissionen. „Dadurch können wir einen erheblichen Teil der Fernwärmeleistung ersetzen, die bislang aus Kohle stammt“, erklärt Johannes Hinrichsen, Projektleiter bei der Berliner Blockheizkraftwerks-Träger- und Betreibergesellschaft (BTB).

Der Wärmeversorger BTB investiert gemeinsam mit dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz insgesamt über 21 Millionen Euro, davon 12,15 Millionen Euro aus Bundesmitteln. Wissenschaftliche Partner sind das Geoforschungszentrum Potsdam (GFZ) und die TU Dresden. Die Projektlaufzeit ist bis Oktober 2027 angesetzt.
Jetzt steht nach den erfolgreichen Tests die Hauptbohrung an. Die Ergebnisse haben gezeigt: Die geologischen Bedingungen sind ideal und die Technologie funktioniert. Berlin wird somit zum Vorreiter für eine Energiezukunft, in der Wärme nicht mehr verloren geht, sondern tief unter unseren Füßen gespeichert werden kann.

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