Verfehlte Klimaziele könnten Deutschland über 100 Milliarden Euro kosten

Deutschland droht bis 2030 eine Rechnung von über 100 Milliarden Euro, weil vor allem Gebäude- und Verkehrssektor die Emissionsvorgaben nicht einhalten.

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Der Bausektor verursacht rund 40 Prozent der deutschen Emissionen. Bis 2030 drohen Deutschland milliardenschwere Ausgleichszahlungen für den überschüssigen CO2-Ausstoß.  Foto: Nikguyo

Deutschland wird die Emissionsreduktionsziele der EU-Klimaschutzverordnung (Effort Sharing Regulation, ESR) bis 2030 voraussichtlich verfehlen. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung des Bundesverbands energieeffiziente Gebäudehülle (BuVEG). Besonders der Gebäude- und Verkehrssektor bleiben weit hinter den politischen Zusagen zurück. Bis 2030 wird Deutschland nach aktueller Prognose rund 350 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten zu viel ausstoßen. Dieser Ausstoß muss durch den Ankauf von Emissionsrechten aus anderen EU-Staaten ausgeglichen werden. Auf Basis eines angenommenen Zertifikats-Preises von 300 Euro pro Tonne, orientiert am Umweltbundesamt, ergibt sich ein Finanzrisiko von etwa 105 Milliarden Euro. Steigt der Preis oder das Defizit weiter, wachsen die Belastungen entsprechend..

Der größte Teil des Problems liegt im Gebäudebestand. Rund 40 Prozent der deutschen Emissionen entstehen in Wohnungen und Häusern. Etwa 30 Prozent der Gebäude gehören zu den schlechtesten Effizienzklassen G und H. Die Sanierungsquote liegt bei lediglich 0,7 Prozent pro Jahr, notwendig wären mindestens zwei Prozent. Die Zwischenziele des Sektors wurden schon über viele Jahre verfehl.
Jan Peter Hinrichs, Geschäftsführer des BuVEG, formuliert es deutlich: „Deutschland muss dringend den Sanierungs-Turbo für energetisch schlechte Gebäude zünden. Diese Gebäude sind nicht nur eine Energiekostenfalle für ihre Bewohner, sondern werden auch zu einer unnötigen Belastung für alle Steuerzahler.“ Eine konsequente Umsetzung der EU-Gebäuderichtlinie EPBD wäre seiner Einschätzung nach ein notwendiger erster Schritt. Die Mittel, die nun für Ausgleichszahlungen eingeplant werden müssen, wären aus seiner Sicht sinnvoller in Energieeffizienz investiert.

Die ESR verpflichtet Deutschland gesetzlich zu sinkenden Emissionen bis 2030. Die Regeln sind streng, um zu verhindern, dass Staaten Klimaschutz aufschieben und später teuer kompensieren. Sanktionen sind möglich, wenn der Rechtekauf nicht reicht oder Vorgaben wiederholt missachtet werden. Hinzu kommt, dass viele mögliche Übererfüllungen anderer Staaten bereits gebunden sind. Der Spielraum schrumpft. Der Bericht sieht eine Investitions-Chance. Die energetische Sanierung trägt rund 2,5 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei und schafft Wertschöpfung im Inland. Jede Modernisierung mindert die Abhängigkeit von fossilen Energien und stärkt eine Branche, in der Fachkräfte, Unternehmen und Kommunen an einem Strang ziehen. Klimaschutz wird hier zu einer Investition in Stabilität und Zukunftsfähigkeit.

Am Ende steht ein nüchternes Fazit. Ohne sichtbare Fortschritte im Gebäudebestand und verlässliche Minderungen im Verkehr, wird Deutschland seine europäischen Pflichten nicht erfüllen. Das finanzielle Risiko ist erheblich und politisch selbst verursacht. Die kommenden Jahre entscheiden, ob das Land in Effizienz investiert oder Milliarden für Emissionsrechte überweist.

Quellen: