Bioenergie kann „Bio“ werden

UFZ-Forscher entwickeln Beratungswerkzeug

Aus Mais, Raps oder anderen Pflanzen kann Energie gewonnen werden, der großflächige Anbau von Energiepflanzen ist jedoch nicht automatisch umweltfreundlich. „Bioenergie wird in vielen Regionen der Erde eine Rolle spielen, aber es wird sehr darauf ankommen, wie diese Bioenergie gewonnen wird“, sagt Dr. Daniela Thrän vom Department Bioenergie des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung – UFZ in Leipzig. Die UFZ-Forscher arbeiten dabei eng mit dem Deutschen Biomasse-Forschungszentrum zusammen und untersuchen, wie sich durch den Anbau von Energiepflanzen die Böden und der Wasserhaushalt verändern und wie sich dies auf Landschaften und ihre Artenvielfalt auswirkt. Dabei schätzen sie auch die Klimagasbilanzen ab, bewerten die unterschiedlichen Nutzungstechnologien und ihre Märkte und arbeiten Empfehlungen für die Politik aus.

So gehen durch riesige Anbauflächen zum Beispiel Lebensräume für Tiere und Pflanzen verloren und die Artenvielfalt schwindet gerade in landwirtschaftlich genutzten Regionen besonders schnell. Eine Lösung könnten breitere Streifen zwischen den Feldern sein, die mit Wildpflanzen und Bäumengenügend Rückzugsräume für Kleintiere bieten. Und das könnte sich auch finanziell lohnen, meint Thrän. Denn Holz werde in Zukunft als Energieträger noch stärker nachgefragt, und auch der Wildwuchs am Ackerrand könnte im Prinzip gemäht und in Biogasanlagen verwertet werden. Die Mikrobiologen im Department Bioenergie arbeiten zum Beispiel daran, die bakteriellen Prozesse in Biogasanlagen so zu verbessern, dass sie ein weites Spektrum an pflanzlichen Reststoffen nutzen können. „Es ist wichtig, dass dies nicht nur in Hightech-Anlagen wie Bioliq am KIT gelingt, wo hochwertige Kraftstoffe produziert werden, sondern dass auch kleine Biogasanlagen vor Ort Reststoffe zur Erzeugung von Strom und Wärme besser nutzen können“, erläutert Thrän. In Deutschland könnten Bioenergieträger in Zukunft etwa 15 Prozent des Primärenergiebedarfs decken, wobei Bioenergie sowohl bei der Produktion von Heizwärme und Strom als auch bei der Nutzung als Treibstoff Vorteile gegenüber fossilen Energieträgern bringt.

„Wir modellieren aber auch, wie sich der Stoffwechsel der Böden, die Kohlenstoffkreisläufe und das Wassermanagement durch den Anbau von Energiepflanzen verändern“, erklärt Thrän. Vorteile bringen zum Beispiel mehrjährige Energiepflanzen wie Hölzer oder Gräser oder Mischkulturen aus unterschiedlichen Pflanzen, die weniger Düngemittel benötigen als Nahrungsmittel. Denn Dünger wird mit hohem Energieaufwand hergestellt und verschlechtert die CO2-Bilanz der Energiepflanzen.

Die UFZ-Forscher um Thrän entwickeln ein Beratungswerkzeug, aus dem sich Empfehlungen für die Nutzung bestimmter Pflanzen für verschiedene Regionen und ihre speziellen Böden und klimatischen Bedingungen ableiten lassen. Mais braucht zum Beispiel regelmäßige Niederschläge und gerade in Mitteldeutschland könnte es im Lauf der nächsten Jahrzehnte deutlich trockener werden. „Unsere Forschungsergebnisse werden in neue gesetzliche Vorgaben und Förderbedingungen für den Anbau von Energiepflanzen einfließen“, hofft Thrän.

Einheitliche Lösungen für alle Regionen wird es dabei nicht geben, es kommt vielmehr darauf an, mehr als bisher vorhandene Reststoffe effizient zu nutzen und die Gegebenheiten vor Ort zu berücksichtigen, um Dünger zu sparen und Böden sowie Wasserkreisläufe nicht zu belasten. Dann aber kann Bioenergie sehr viel umweltfreundlicher werden.
->Quelle: www.helmholtz.de