IEA schlägt Alarm

Energieagentur unzufrieden mit Fortschritt beim Klimaschutz

Die IEA (Internationale Energie-Agentur) schlägt Alarm: Die Fortschritte im Kampf gegen den Klimawandel seien in zehn von elf Bereichen ungenügend. Lediglich der Ausbau der erneuerbaren Energien liege im Plan.

Gebetsmühlenartig geloben die Staats- und Regierungschefs bei jedem internationalen Gipfel, die Klimaerwärmung auf zwei Grad zu begrenzen, aus Sicht der Klimawissenschaften wird sich der Klimawandel jenseits dieser Grenze selbst immer mehr verstärken.

So beginnen die Permafrostböden in Sibirien zu tauen und setzen  gigantische Mengen Methan frei. Schon heute befindet sich das Nordpoleis in einer Abwärtsspirale:  Das Eis spiegelt das Sonnenlicht zurück ins All. Schmilzt es, absorbiert das Wasser mehr Sonnenlicht als vorher und wird wärmer. Dadurch verschwindet noch mehr Eis, der Prozess verstärkt sich. Wissenschaftler fürchten, dass  der Nordpol schon 2030 im September eisfrei ist. Allerdings bleibt das Eis der Antarktis dagegen relativ stabil.

Und die Regierungen der Welt versagen bis heute. Die IEA schätzt, dass Energieverbrauch und CO2-Emissionen bis 2020 um ein Drittel wachsen  und sich bis 2050 verdoppeln werden – mit der Folge  einer Klimaerwärmung um sechs Grad. Teile Südeuropas würden dann im Wortsinn verwüstet. Dabei stünden zwar Techniken zur Effizienzsteigerung, zur Verringerung des Energiebedarfs und der CO2-Emissionen zur Verfügung, werden aber nicht schnell genug eingesetzt. Von elf durch die IEA untersuchten Bereichen verläuft lediglich der Ausbau der erneuerbaren Energien planmäßig. Seit der Jahrtausendwende ist die installierte Leistung von On-Shor-Windgeneratoren jährlich um 27 Prozent gewachsen, von Solarzellen gar um 40 Prozent. Mit der Folge sinkender Preise: Eine private Solaranlage kostet heute ein Viertel des Preises von vor drei Jahren.

In allen  anderen Bereichen hinkt die Entwicklung hinter dem Notwendigen her. Die IEA geht eigentlich davon aus, dass die Produktion von Atomstrom bis 2025 knapp verdoppelt werden müsste, um die Zwei-Grad-Grenze nicht zu überschreiten. Doch nach der Atomkatastrophe von Fukushima haben drei Länder den Ausstieg aus der Atomkraft angekündigt (Deutschland, Belgien, Schweiz).  Dr einstige Atomstrom-Vorreiter Japan ist seit dem 08.05.2012 atomstromfrei.  Thailand, Malaysia, die Philippinen und Indonesien werden wohl auf den Bauihres ersten Atomkraftwerks verzichten. Damit gehen laut IEA 15 Prozent der erwarteten Atomstrommenge verloren. Dramatisch ist die Lage bei der Kohle-Verstromung. Knapp die Hälfte der seit dem Jahr 2000 gebauten Kraftwerke verfeuert Kohle, und die Hälfte dieser neuen Kohlekraftwerke arbeitet mit veralteter Technik. Hinzu komme, dass die Technik zur Abscheidung und Verpressung von CO2 (CCS) keine Fortschritte mache. Von den 120 Anlagen, die im Jahr 2020 in Betrieb sein müssten, stehen erst vier. Alerdings ist CCS hoch umstritten wegen extrem hoher Kosten und mangelnder Akzeptanz in der Bevölkerung.

Wachsender Wohlstand lässt die Energienachfrage steigen

Miserabel ist die Bilanz beim Energieverbrauch von Gebäuden und Fahrzeugen: Wegen des Wachstums der Weltbevölkerung bei steigendem Wohlstand nimmt die Energienachfrage rasant zu. Dadurch werden die jährlichen Effizienzgewinne wieder aufgefressen. Im Jahr 2020 müssten  20 Millionen Elektrofahrzeuge auf den Straßen fahren. Das setzt voraus, dass sich die Verkäufe jedes Jahr verdoppeln. Doch vergangenes Jahr waren die Verkäufe enttäuschend. Hoffnung macht hier der Preis für Batterien: Dank Überkapazitäten der Hersteller ist der Preis für Batterien 2011 um 14 Prozent gefallen.

Aus Sicht von IEA-Chefin Maria van der Hoeven ist die derzeitige Situation völlig unakzeptabel. „Unsere Sucht nach fossilen Brennstoffen wird jedes Jahr stärker. Eigentlich sind viele saubere Techniken vorhanden, aber diese werden nicht schnell genug eingesetzt.“ Und so ist das IEA-Zeugnis ziemlich ernüchternd: einmal „genügend“ und zehn Mal „ungenügend“.
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