Chemische Industrie als Klimaleugner

VCI-Chef hofiert Leugner des Klimawandels

Fast unbemerkt von der Öffentlichkeit ging in München die Jahrestagung des „Europäischen Instituts für Klima und Energie“ (EIKE – Selbstdarstellung: „das einzige deutsche Klima- und Energie Institut“) und des US-amerikanischen Heartland-Instituts über die Bühne. Dabei versammelte sich „eine kleine Gruppe von ‚Experten‘, um ihre selbstgestrickte Verschwörungstheorie zu diskutieren. Ihrer Ansicht nach ist der Klimawandel ein einziger großer Schwindel“, (Kevin Grandia vom Center for Democracy in Politics in einem Gastbeitrag für klimaretter.info). Die Veranstaltung wurde in diesem Jahr aufgewertet durch einen Vortrag von Utz Tillmann, Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Chemischen Industrie (VCI) zum Thema „Die Auswirkungen des deutschen Energiekonzepts auf die deutsche Wirtschaft“.

Heftige Kritik von Klima-Alllianz

Jürgen Maier, Sprecher der Klima-Allianz (eines Bündnisses von mehr als 110 Entwicklungs- und Umweltorganisationen) und Geschäftsführer des Forums Umwelt und Entwicklung, kritisiert den VCI heftig dafür, dass sich der Verband „vor den Karren der Klimawandelleugner spannen lässt“. Das sei skandalös – die Tatsache, dass der Chef eines der wichtigsten Industrieverbände Deutschlands auf dem Treffen spreche, sei geradezu bestürzend. „Die Klimaskeptiker befriedigen ein Bedürfnis nach einfachen Wahrheiten. Die gibt es in der Energie- und Klimapolitik nicht.“

Das Heartland Institute hat nach eigenen Angaben ein Jahresbudget von sechs Millionen Euro, davon stammen 46 Prozent aus Stiftungsmitteln und 29 Prozent von Unternehmen, darunter die Konzerne Exxon, Bayer, Microsoft und General Motors (klimaretter.info). Über die Finanziers des im thüringischen Jena ansässigen Instituts EIKE ist bisher wenig bekannt. Nach Erkenntnissen von Michael Schwarz vom Arbeitskreis Klima und Energie des BUND Thüringen steht hinter EIKE die US-amerikanische Öl- und Bergbau-Lobbyorganisation CFACT.

Katharina Habersbrunner, Sprecherin der Klima-Allianz und Energieexpertin der „Women in Europe for a Common Future“ (WECF), sagte: „Wir bedauern, dass die klare naturwissenschaftliche Ausrichtung des VCI künftig stärker hinterfragt werden muss.“ Mit derartigen Auftritten unterstreiche der Verband seine eigene Rückwärtsgewandtheit. Sollte sich der VCI nicht deutlich von den EIKE-Thesen distanzieren, sei der Verband als Gesprächspartner nicht mehr glaubwürdig.

taz verbellt den Auftritt

Die Berliner taz dazu: „Gastauftritt bei Klimaskeptiker-Tagung – Chemieindustrie hofiert Klimaleugner.“ Hinter EIKE stünden nur etwa 100 aktive Mitglieder, die einander „vor der Ökodiktatur warnen und um ihre Freiheit bangen“. Tatsächlich sei Eike aber nicht ganz harmlos. Die Gruppe hole sich immer wieder einflussreiche Unterstützer – aus der deutschen Industrie. So VCI-Geschäftsführer Tillmann, der 1.650 Chemieunternehmen mit einem Gesamtumsatz von knapp 170 Milliarden Euro vertrete. Tillmann liefer „das übliche Schreckensszenario: Wenn Deutschland zu teuer werde, müsse man die Produktion verlagern.“ Der VCI und er selbst stünden natürlich zum „gesellschaftlichen Konsens“, versichert auch Tillmann: „Wir unterstützen die Energiewende.“ Er wolle „eben auch bei den Skeptikern von Eike Verständnis schaffen. Für seine Branche. Nicht für den Klimawandel.“
->Quelle: www.klimaretter.info; www.taz.de; www.forumue.de