„Was bewegt die Jugend“

Leuphana Sustainometer – Transdisziplinäre Messung nachhaltiger Entwicklung

Die „Leuphana Sustainometer“ haben das Ziel, den Praxisstand und Fortschritt nachhaltiger Entwicklung in ihren zahlreichen Facetten zu untersuchen und abzubilden. Dazu werden von verschiedenen Professuren der Fakultät Nachhaltigkeitswissenschaften der Leuphana Universität Lüneburg vertiefende Studien durchgeführt. Aktuell umfasst das Spektrum die Bereiche Unternehmen, Jugend, Politik und Chemie. Das Leuphana Sustainometer setzt sich aus folgenden Teilbarometern zusammen:

Corporate Sustainability Barometer  – Prof. Dr. Stefan Schaltegger, Centre for Sustainability Management (CSM )Initialzündung für das Leuphana Sustainometer war das „Corporate Sustainability Barometer“ (CSB), das vom Centre for Sustainability Management (CSM) durchgeführt wird. Seit 2002 wird regelmäßig der Stand zur Praxis des Nachhaltigkeitsmanagements in deutschen Unternehmen erhoben. Für das Projekt wurden in den Jahren 2002, 2006, 2010 und 2012 die größten Unternehmen in Deutschland befragt. An der jüngsten Studie im Jahr 2012 nahmen 152 Unternehmen in Deutschland an der Befragung teil. Darüber hinaus wurde 2012 die Befragung auf internationaler Ebene in Kooperation mit Partnerinstitutionen in zehn Ländern aus Europa, Asien, Australien und Nordamerika durchgeführt.

Die methodisch vergleichbare Datenerhebung zur Intention (Ziele, Themen Strategien), Integration (ins Kerngeschäft, unterschiedlicher Abteilungen usw.) und Implementation (von Managementmethoden, Messung usw.) von Nachhaltigkeitsmanagementpraktiken ermöglicht eine vertiefte Analyse und ein Zeitvergleich der Entwicklung über die letzte Dekade. Zur Untersuchung der zukünftigen Entwicklungen und Trends unternehmerischer Nachhaltigkeit sollen weitere, regelmäßige Erhebungen erfolgen.

Nachhaltigkeitspolitikbarometer – Prof. Dr. Harald Heinrichs, Institut für Umweltkommunikation (INFU )Ein Projekt im Rahmen des Leuphana Sustainometers ist das Nachhaltigkeitspolitikbarometer. Die Evaluation von Ländern oder Gesellschaften hinsichtlich ihrer Nachhaltigkeit, der Vergleich zwischen verschiedenen Gesellschaften und ihre Einordnung in internationale Rankings, nimmt immer stärker zu. Das Projekt des Nachhaltigkeitspolitikbarometers nimmt dieses Interesse am Thema Nachhaltigkeit auf und fokussiert sich auf die wissenschaftliche Analyse der Entwicklung von Instrumenten und der Institutionalisierung von Nachhaltigkeit unter Berücksichtigung von strategisch-politischen Überlegungen. Mit der Analyse dieser bisher weniger ausgeprägt untersuchten Dimension im Bereich „Nachhaltigkeit und Politik“  sollen der Zustand und die Entwicklungsmöglichkeiten von Nachhaltigkeitspolitik in Deutschland stärker in das Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt werden. Das Barometer soll in regelmäßigen Abständen fortgeführt werden, damit ein Vergleich in der zeitlichen Entwicklung möglich gemacht wird. Einen Schwerpunkt des ersten Nachhaltigkeitspolitikbarometers wird das Thema Biodiversität bilden.

Barometer nachhaltige Landwirtschaft – Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Ruck und Prof. Dr. Klaus Kümmerer, Institut für Umweltchemie (IEC )Die Konstruktion eines Barometers für nachhaltige Landwirtschaft ist ein wichtiges Instrument für Vergleiche von land- und forstwirtschaftlichen Betrieben und der Land- und Forstwirtschaft in Regionen horizontaler und vertikaler Art. Die hochkomplexe Materie Landwirtschaft fordert zur Erstellung eines Barometers eine Vielzahl von Indikatoren. Die größte Herausforderung besteht in der Bewertung und Einordnung der Indikatoren einerseits, andererseits aber auch in der Aufnahme strukturspezifischer Daten, die abhängig von Betrieb bzw. Region zusätzlich erhoben werden müssen und entsprechend der Anforderung der Vergleichbarkeit zu gewichten sind. Während die Berechnung des Barometers in einer Periode lediglich horizontale Vergleichsmöglichkeiten bietet, so wird die Anwendung über mehrere Perioden zu einem Instrument, mit dem sich Entwicklungen dokumentieren lassen. Die Anpassung des Barometers nachhaltige Landwirtschaft an neue politisch und rechtlich vorgegebene Rahmenbedingungen muss gegeben sein, wenn es als langfristiges Instrument benutzt werden soll. Da die Land- und Forstwirtschaft einen immensen Einfluss auf Struktur und Entwicklungspotential ländlicher Regionen hat, ist eine spätere Einbindung des Barometers nachhaltige Landwirtschaft in ein Barometer regionale Entwicklung/nachhaltige Region sinnvoll.

„Greenpeace Nachhaltigkeitsbarometer – Was bewegt die Jugend?“ – Jugendnachhaltigkeitsbarometer – Prof. Dr. Gerd Michelsen, Institut für Umweltkommunikation (INFU )

Ein Bestandteil des Leuphana Sustainometers ist das Forschungsprojekt „Nachhaltigkeitsbarometer: Was bewegt die Jugend?“. Das Vorhaben wird durchgeführt vom Institut für Umweltkommunikation (INFU) in Zusammenarbeit mit dem Projektpartner Greenpeace e.V. Es nahm 2011 zum ersten Mal das Nachhaltigkeitsbewusstsein von Jugendlichen und jungen Erwachsenen mittels einer großangelegten bundesweiten Repräsentativbefragung in den Blick. Die mehr als 1000 nach demoskopischen Merkmalen ausgewählten Teilnehmer erlaubten einen differenzierten Einblick in die Einstellungen gegenüber Nachhaltigkeitsdimensionen sowie deren Wahrnehmungen. Es ist vorgesehen, durch weitere Erhebungswellen zukünftige seismographische Entwicklungen zu verfolgen. Dabei werden konstante Befragungsinhalte mit wechselnden aktuellen Themenschwerpunkten kombiniert und schließlich weitere nach sozialen Milieus aufgefächerte Fein-Analysen ermöglicht.

68 % der 15 bis 24 – jährigen haben ein Bewusstsein für nachhaltige Entwicklung: Sie wissen, dass eine intakte Umwelt die Grundlage für jede weitere wirtschaftliche, soziale und kulturelle Entwicklung ist. Zu diesem Ergebnis kommt eine bundesweite repräsentative Erhebung, bei der 1070 Befragte zufällig ausgewählt und im Juli 2011 befragt wurden. Im Auftrag von Greenpeace erschließen die Forscher Neuland und stellen fest: Die Jugend denkt umweltbewusst, etwa 40 % der Befragten können sogar als entschiedene Befürworter von nachhaltiger Entwicklung bezeichnet werden. Aktuelle gesellschaftliche Probleme erkennen die Jugendlichen und jungen Erwachsenen deutlich, sie wollen sich engagieren und nehmen die Regierung und die Industrie in die Pflicht, die Weichen in Richtung Nachhaltigkeit jetzt zu stellen. Zurzeit fällt es jedoch einer Vielzahl der Befragten schwer, die komplexen Ursachen von aktuellen Problemen zu verstehen und mit Schlussfolgerungen für die eigenen Handlungen zu verbinden.

Unter der Leitfrage, wie die junge Generation zur Perspektive nachhaltiger Entwicklung steht, wie sie dieses Konzept versteht und welche Handlungsbereitschaft bei ihnen vorliegt, wurden in der Studie die Bedeutung gesellschaftlicher Themen und die Zuschreibung von Verantwortlichkeiten für die Lösung von Problemen erfragt. Zusätzlich umfasst der eingesetzte Fragebogen weitere Themenbereiche: Die Beurteilung wichtiger Aspekte nachhaltiger Entwicklung (Umwelt, Wirtschaft, internationale Gerechtigkeit), die Einschätzungen, ob sehr strikte oder eher lockere Varianten einer zukünftigen nachhaltigen Entwicklung verfolgt werden sollten sowie Fragen zum Klimawandel und Konsum.

Ein besonderer Schwerpunkt der Studie liegt im Bereich der Bildung: Wie wird nachhaltige Entwicklung in der Schule thematisiert? Wie läuft der darauf bezogene Unterricht im Vergleich zu anderen Unterrichtsinhalten ab und wie bewerten ihn die Schüler? Welche Effekte hat die Behandlung von nachhaltiger Entwicklung im Schulunterricht? Die Kombination des Themas mit der Zielgruppe der jüngeren Generation auf Basis einer großen Befragung führt die Studie in bislang nicht untersuchte Bereiche.

Die Perspektive Nachhaltigkeit ist angekommen

Insgesamt zeigt die Studie ein positives Bild der jüngeren Generation hinsichtlich der Bereitschaft, sich auf einen zukunftsfähigen Fortschritt einzulassen. Von einem breiten Ausmaß an Desinteresse, Egoismus oder gar Unwissen findet sich keine Spur.

Eine große Mehrheit der Befragten zeigt eine ausgeprägte Verbundenheit mit nachhaltiger Entwicklung. Zwar führt dies nicht automatisch zu einem Anstieg der Zahl engagierter junger Menschen, macht jedoch deutlich, dass diese Auffassung nicht nur einige „Exoten“ teilen, sondern weite Teile der 15 bis 24 – jährigen. Unabhängig von politischen Orientierungen, Schichten, dem Geschlecht und dem Alter ist sie überall relevant. Diese breite grundsätzliche Akzeptanz ist eine wertvolle Basis für die Zukunft. Initiativen, Ideen, Innovation, technischer Fortschritt und Demokratie, all das gedeiht auf diesem Boden sehr gut.

In Konkurrenz steht die Orientierung an Nachhaltigkeit jedoch mit den direkt empfundenen Problemen der jüngeren Generation, wie die Sorge um die eigene berufliche und ökonomische Zukunft, also die Ausbildungs- und Arbeitsplatzsuche. Ist die Sorge in diesem Bereich groß, so wird die Bedeutung von nachhaltiger Entwicklung im eigenen Umfeld deutlich geringer.

->Quellen: