Paläoklima: Die letzten 2000 Jahre

Klimamodelle sind Computerprogramme, die auf Basis der Gleichungen von Thermo- und Hydrodynamik aus solchen Antrieben den Klimaverlauf berechnen. Im letzten IPCC-Bericht sind 18 derartige Modellrechnungen für das letzte Jahrtausend von unterschiedlichen Forschergruppen zusammengestellt, die fast alle den aus Proxidaten rekonstruierten Verlauf gut wiedergeben (siehe IPCC Abb. 6.13 und 6.14). Die Modelle zeigen auch, dass es ohne den anthropogenen Antrieb keine Erwärmung in den letzten 150 Jahren gegeben hätte.

Die erste vergleichbare Hockeyschläger-Kurve wurde 1998 und 1999 von Michael Mann, Ray Bradley und Malcolm Hughes publiziert, damals noch auf Grundlage von Daten nur aus der Nordhalbkugel. Abb. 4 vergleicht den neuen Hockeyschläger (aus Panel b in Abb. 3) mit diesem Ur-Hockeyschläger. (Die Daten zum ursprünglichen hockey stick sind seit 1999 ebenfalls auf der NOAA Paleoclimatology Webseite frei verfügbar.)

In der Wissenschaft ist diese Bestätigung des alten hockey stick keine Überraschung; zahlreiche andere Klimarekonstruktionen mit ähnlichem Verlauf sind seit damals bereits erschienen. Mann et al. hatten seinerzeit wegen der begrenzten Datengrundlage und einer möglichen Unterschätzung der Varianz durch ihre Methode vorsichtshalber eine breite Unsicherheitsmarge (hellblau) angesetzt; spätere Rekonstruktionen verlaufen weitgehend innerhalb dieser Marge. Die Arbeit von Mann und Kollegen hat höchste Anerkennung erfahren; Bradley wurde z.B. 2007 mit der Oeschger-Medaille der European Geosciences Union ausgezeichnet und Mann 2012; beide wurden (ebenso wie Hughes) zum Fellow der American Geophysical Union gewählt.

Mancher deutsche Zeitungsleser mag dennoch überrascht sein. Woran das liegt besprechen wir hier.

p.s. (17.5.): Auf Leserwunsch hat mein Doktorand Klaus Bittermann (danke!) hier nochmal zum direkten Vergleich weitere Rekonstruktionen zusammengestellt. Das ermöglicht einmal den Vergleich Mann alt gegen Mann neu (blau gegen grün), zum anderen Nordhalbkugel gegen global (grün gegen gelb). Natürlich zeigen solche Rekonstruktionen je nach Methode, Datenbasis und regionaler Abdeckung immer gewisse Unterschiede – dies ändert aber nichts an der entscheidenden Aussage auch des PAGES 2k-Papers, dass die moderne globale Erwärmung einen längerfristigen natürlichen Abkühlungstrend abgelöst hat.

Stefan Rahmstorf ist Klimatologe und Abteilungsleiter am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung und Professor an der Universität Potsdam. Er ist Mitautor des 4. IPCC-Klimaberichts und gehört dem Wissenschaftlichen Beirat der Bundesregierung für „Globale Umweltveränderungen“ (WBGU) an. Sein Forschungsschwerpunkt liegt auf Klimaänderungen in der Erdgeschichte.
->Quelle(n): scilogs.de; realclimate.org; pages-igbp.org