Das Gespenst der angeblich hohen Kosten der Erneuerbaren

„Erneuerbarer Strom ist teuer!“

Betrachtet man die Entwicklung des Marktpreises für elektrischen Strom an der Leipziger Strombörse seit 2008 kehrt sich diese These ins Gegenteil. Dort kostete die Kilowattstunde elektrischen Stroms im April 2008 über acht Cent. 2013 ist er unter vier Cent gefallen, also glatt halbiert.

Auch wenn sie nicht die alleinigen Verursacher für den Strompreisverfall sind, so tragen sie doch den Hauptanteil ? Wind und Sonne. Sie sind nicht die Preistreiber sondern die Preisdrücker. Das Problem dabei ist, dass von den Stromversorgern diese Preisreduktionen nicht an den Endkunden weiter gegeben werden. Dort ist man an fette Gewinne gewohnt und bei elf Prozent beginnt man bereits Krisengeschrei anzustimmen und bei RWE  „werden Einsparungsmaßnahmen getroffen“ (Wirtschaftsblatt 28.11. 2003). Die Ursachen für die Leiden der alten Energieversorger sind relativ leicht diagnostiziert. Den fetten Rahm schöpften die alten Stromversorger vor allem im Sommer und in den Mittagstunden ab. Wenn die Klimaanlagen auf vollen Touren liefen und die E-Herde glühten, stieg der Börsenpreis auf bis zu zwei Euro pro Kilowattstunde an. In den fossilen Kraftwerken wurde kräftig geheizt, um Strom zum Kühlen zur Verfügung zu haben.

Ein System, das man aus Klimasicht als Todesspirale bezeichnen könnte. Speziell durch Sonnenstrom wurden diese goldenen Spitzenwerte gekippt. Besonders betroffen waren auch die Pumpspeicherkraftwerke, die in der Nacht mit billigem Atomstrom vollgepumpt wurden und mittags Spitzenpreise abkassierten. Die alte E-Wirtschaft hatte die Entwicklung vollkommen unterschätzt. Ist ihrer eigenen jahrelangen Propaganda, der nach Erneuerbare bestenfalls kleine Nischen füllen könnten aufgesessen und mussten zusehen wie ihre Kraftwerke von den erneuerbaren Preisdrückern unrentabel geworden sind.

Echte Lösungen gesucht

Grundsätzlich glaubte man wohl an die Unendlichkeit fossiler und nuklear Primärenergie, oder dachte zumindest nicht über den eigenen Zeithorizont hinaus. Es wird auch noch dauern, bis sich in diesen Kreisen der Grundgedanke durchsetzt, dass jede Energiediskussion, die ohne Überlegung nach Herkunft, Preis und Verfügbarkeit von Primärenergie geführt wird, nicht zukunftsträchtig, sondern sinnlos ist.

Anstatt die Zeichen der Zeit zu erkennen setzt die E-Wirtschaft auf riskante Beschaffungsmethoden, die zwar das Problem der sich verknappenden Primärenergie vorübergehend lindern kann, aber keine Lösung ist. Bohrungen unter schwierigen Bedingungen in der Arktis, ökologisch katastrophale Schieferöl und-gas Exploration, werden die Energiepreise mittelfristig massiv nach oben treiben. Die Abermillionen Euro, die man in falsche Studien zur Rechtfertigung überholter Energiepolitik investiert, werden ebenso als gestrandete Kosten in den Bilanzen der Versorger enden wie Propaganda über gewaltige Vorräte. Die erste Propagandalüge, die man als magische Trumpfkarte immer wieder ausspielen konnte, ist geplatzt. Ökostrom ist nicht mehr teuer, sondern auf Dauer durch die kostenlose Primärenergie unschlagbar billig.
Folgt: Erneuerbar, sagt der Hausverstand