Atom-Stromer protestieren gegen Grafenrheinfeld-Aus

Atom-Fans wiederholen altes CO2-Freiheits-Märchen des Atomstroms 

Während Kernkraftgegner bundesweit die Abschaltung des AKWs Grafenrheinfeld begrüßten, protestierte Atomstrom-Händler Maxatomstrom in der Nacht zum 28.06.2015 mit einer Lichtprojektion gegen die Stilllegung – und verbreitete seinen „Protest“ sogleich per Pressemitteilung und „honorarfreiem“ Foto. Ab 1 Uhr wurde zwei Stunden lang mit einem Projektor der Schriftzug „DANKE! Wir danken für 300 Milliarden kWh CO2-armen Strom“ an die Kühltürme geworfen.

Laut Maxatomstrom-Pressesprecher Jan Pflug soll mit der Protestaktion auf die ökologischen Folgen der Abschaltung hingewiesen werden: „Nur drei Wochen nach dem historischen Klimaversprechen von Elmau wird in Grafenrheinfeld ein Kraftwerk stillgelegt, das 3,8 Millionen Haushalte mit CO2-armem Strom versorgte. Das Kernkraftwerk sparte jedes Jahr 6 Millionen Tonnen CO2 ein. Das entspricht in etwa den jährlichen Emissionen von ganz Paraguay.“ Dass die CO2-Emissionen infolge der Abschaltung steigen werden, steht für Pflug fest: „In Zukunft soll die Stromversorgung unter anderem durch die ‚Thüringer Strombrücke‘ sichergestellt werden, die neben Windenergie Braunkohlestrom aus der Lausitz liefern wird.“

Pflug sieht durch die Abschaltung des Kernkraftwerks auch die Versorgungssicherheit bedroht: „Die Abschaltung Grafenrheinfelds reißt ein empfindliches Loch in die Stromversorgung. Wenn die verbleibenden acht Kernkraftwerke ab 2017 in schneller Folge vom Netz gehen, spitzt sich die Lage weiter zu.“ Eine Sorge, die längst nicht mehr nur von Kritikern des Atomausstiegs geteilt wird. So erklärte Franz Untersteller, der grüne Umweltminister Baden-Württembergs, dass es ab 2022 in ganz Deutschland zu „temporären Versorgungslücken kommen kann“.

Die Darstellung von Maxatomstrom darf nicht unwidersprochen bleiben: Green WiWio schrieb zum Beispiel zum Start der Atomstrom-Kampagne unter der Überschrift: „Klimafreundlicher Atomstrom: Neuer Anbieter erzählt altes CO2-Märchen“: „Kernenergie auf diesem Informationsstand als klimafreundlich zu bezeichnen, sie über andere Formen der Energiegewinnung zu stellen, die weder einen kostenintensiven Uranabbau, noch ein vergleichbares Unfallrisiko und schließlich auch keine jahrtausendelange Endlagerung erfordern, ist mindestens gewagt. Vielleicht aber auch nur PR“.
Die taz fragte: „Damit stellt sich natürlich die Frage, wie ernst es dem Unternehmen mit dem Klimaschutz ist – oder ob dieser nur als Marketing-Gag im Sinne der Atomlobby genutzt wird.“
Und der nicht in Öko-Extrem-Verdacht stehende FOCUS konstatierte schon 2012: „Mit der Aussage ‚0 CO2‚ wirbt die Atomindustrie gern auf Plakaten und in Anzeigen. Dies ist, gelinde gesagt, stark irreführend. Denn es gilt allenfalls für den Betrieb von AKW, keineswegs aber für die der Stromerzeugung vorgelagerte Prozesskette. Sie umfasst den Bau der Meiler, die Produktion der Baustoffe sowie des Brennstoffs Uran. Die Kernkraft hat somit durchaus Klimaauswirkungen. Im Zuge der Bereitstellung von Atomstrom, so errechnete das Öko-Institut 2007, fallen für deutsche AKW 31 Gramm des Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) pro Kilowattstunde (kWh) an, in russischen sogar über 60 Gramm. Der Block C des AKW Gundremmingen mit einer Stromproduktion von elf Milliarden kWh pro Jahr ist demnach für den Ausstoß von 352 000 Tonnen CO2 verantwortlich.
Auf Grafenrheinfeld entfallen somit 9.302.325 Millionen Tonnen CO2 – CO2-frei? .

Clement: Gefahr für die Wirtschaft und schädlich für Klimaschutz

Kritik an der Abschaltung wurde laut Maxatomstrom auch von Wirtschaftsvertretern geäußert. Der ehemalige Bundeswirtschaftsminister Clement habe Maxatomstrom auf Nachfrage mitgeteilt, dass „der vorgezogene Atomausstieg eine Gefahr für wesentliche Teile unserer Industrie darstellt und unter dem Gesichtspunkt des Klimaschutzes ausgesprochen schädlich ist.“ Auch der ehemalige Linde-Chef Wolfgang Reitzle habe gemahnt, dass „eine sichere, verlässliche und bezahlbare Energieversorgung die Voraussetzung ist, um als Industriestandort nachhaltig erfolgreich zu bleiben. Wenn wir den Strompreis über ein bestimmtes Niveau nach oben treiben, beeinträchtigen wir unsere Wettbewerbsfähigkeit.“

Dass Kernenergie einen Beitrag zur Lösung der Klimaproblematik leisten kann, allerdings nur, wenn man das Kleingedruckte überliest – denn dort steht, dass die Maxatomstrom-Rechnung „ohne Rückbau und Endlagerung“ gemacht wurde – ist unter Wissenschaftlern angeblich unumstritten. Rajendra Pachauri, Nobelpreisträger und langjähriger Leiter des Weltklimarats IPCC, soll gegenüber Maxatomstrom auf den Fünften Sachstandsbericht des IPCC verweisen haben. Der Bericht zeige zwar auch Nachteile der Kernenergie auf, stellt allerdings gleichzeitig klar, dass Kernenergie eine der wenigen CO2-armen Energietechnologien ist, die zur Abdeckung der Grundlast verwendet werden könnten.

Selbstdarstellung:

  • MAXATOMSTROM ist eine Marke der MAXENERGY GmbH, ein mittelständischer Energieversorger mit Sitz in Augsburg.
  • Maxatomstrom bietet für den deutschen Markt sortenreinen Atomstrom an.
  • Maxatomstrom stellt nachweislich sicher, dass der Strom in Kernkraftwerken produziert wurde.

Solarify meint: Wozu sich Maxatomstrom wohlweislich nicht auslässt, ist die nach wie vor offene Frage, wie und wo der hochgefährliche strahlende Müll mindestens 100.000 Jahre terrorsicher aufgehoben werden soll. Einen so langen Zeitraum überblicken wir nicht einmal in die Vergangenheit, geschweige denn in die Zukunft. Die Ethikkommission hat sich zu Recht für einen Ausstieg aus der Atomkraft ausgesprochen. Wir dürfen aus ethischen Gründen unseren Nachkommen dieses Risiko nicht aufbürden. Von Tschernobyl und Fukushima ganz zu schweigen.

->Quellen: