Thema Wasserkraft – Stiefkind der Erneuerbaren?

Warum gibt es dann solche Widerstände von den Fischereiverbänden?

Teilweise wird das nicht richtig verstanden. Auf der unteren Ebene mit den örtlichen Fischpächtern kommen wir immer ganz gut aus. Nur eben mit den obersten, mit den Präsidenten, die schießen immer gegen uns – manchmal glauben wir, sie repräsentieren nur als Autorität die Verbände.

Es wird behauptet, Fische würden durch die Kraftwerke getötet…

Angeblich werden durch unsere Turbinen die Fische gehäckselt – was nicht der Realität entspricht. Und es sind auch keine roten Blutströme – wie des öfteren behauptet – im Wasser zu finden. Oft sind die Kraftwerke nahe beieinander, da müssten tote Fische beim nächsten Kraftwerk angespült werden, oder zumindest Überreste, aber das ist nicht der Fall, das ist reine Polemik. Außerdem ist vor jeder Turbine ein Rechen installiert, der so eng ist, dass die Fische nicht hindurchschwimmen können.

Dann dürften in Flüssen mit Wasserkraftwerken ja auch kaum mehr Fische leben…

Genau, und das ist nicht der Fall, man muss die Strecke zwischen zwei Wehren als Lebensraum für Fische sehen. Die Fischer werfen beispielsweise Tonnen von Fisch dort hinein, nur um sie wieder herauszuangeln. Und es gibt ja auch genügend Fälle, wo die Fischer wirklich froh waren, dass keine Durchgängigkeit da war, weil es dann abgeschlossene Fischbereiche gab, so ist weder der eigene Fisch weggeschwommen, noch sind fremde Raubfische hereingekommen. Das hören sie zwar nicht gerne, dennoch ist es so. Würden die gesunden Fische in den Turbinen zerhäckselt, würde dann ein Fischer freiwillig seine Fische dort hineinsetzen?

Warum verschwinden dann aber teilweise die Fischbestände?

Natürlich gibt es auch Fälle, wo die Fische auch weniger geworden sind. Aber das muss nicht an den Wasserkraftwerken liegen. Es existieren viele weitere Gründe für das Verschwinden von Fischbeständen: Beispielsweise der Fischotter, oder, dass die Gewässer wärmer werden, dass teilweise die Fische unfruchtbar werden aufgrund der Einbringung von Anti-Baby-Pillen, eigentlich unglaublich, aber es ist so. Solche Sachen kommen über die Kläranlagen in die Gewässer, dafür können wir aber nichts.

Es ist nicht unsere Schuld, dass es zu einer Verschlammung kommt, weil Ackerboden abgespült wird, das ist eine Sache der Landwirtschaft. Aber es wird immer alles nur auf die Wasserkraft abgeschoben, weil diese angeblich die Fische tötet. Aber man muss auch einmal die genauen Ursachen suchen, warum gibt es beispielsweise keine Laichgründe? Durch Klimaerwärmung und starke Regenfälle, da werden sehr viele Feinteile eingeschwemmt, die verschlammen natürlich die Kiesbänke, aber dafür können wir ja nichts.

Muss mehr in die Forschung investiert werden?

Der Turbinenbau ist bereits seit 100 Jahren am Markt, das ist eine ausgereifte Technik. Aber es gibt neue Turbinentypen, die langsamer laufen, bei denen der Fisch ohne Schaden hindurch schwimmen kann, aber auf der anderen Seite bauen wir auch enge Rechen, das ist mittlerweile eine Auflage. Das ist unser Pluspunkt, wir haben eine sehr ausgereifte langlebige Technik.

Ich sage es etwas provokant, wir müssen unsere Bauteile nicht nach 20 Jahren entsorgen. In der Photovoltaik-Branche müssen die kompletten Module entsorgt werden, wenn – nach zwanzig Jahren – der Wirkungsgrad beginnt, nachzuzulassen. Wir wissen nicht, wie lange die Flügel der Windräder halten, ob es Materialermüdung gibt. Wir haben praktisch die solideste Art von Turbinentechnik. Unsere Potenziale werden allerdings nicht so hoch sein, weil ich nicht auf der grünen Wiese oder einem Dach einfach ein neues Kraftwerk hinstellen kann.

Weltweit ist die Wasserkraft die führende Energieform. Sie produziert mehr Strom als sämtliche Atomkraftwerke der Welt.

Folgt: Kann die Politik bei der Erneuerung bestehender Anlagen unterstützen?