Japan wieder atomar

Sicherheit an letzter Stelle

Ein Problem, das beim Erstellen des Gutachtens außer Acht gelassen wurde, ist die Sicherheit. Bislang gibt es nämlich keine verlässliche Einschätzung der Risiken des Vulkankraters Aira–Caldera, vor allem des Sakurajima, weltweit einer der aktivsten Vulkane. Es gibt weiter keine effektiven Evakuierungspläne für die Bevölkerung im Katastrophenfall. Dies belegten Bürgerumfragen und Simulationen, die Greenpeace Japan durchgeführt hat. Schließlich existiert keine gegen Strahlung geschützte, funktionierende Notrufzentrale.

„Anstatt sich mit allen wichtigen Fragestellungen auseinander zu setzen, hat die Atomaufsichtsbehörde leider versagt und bewiesen, dass die Sicherheit zweitrangig ist, ganz im Gegensatz zu den kommerziellen Interessen der Energieversorgungsunternehmen. Genau das ist der Grund, warum die Atomkatastrophe von Fukushima eintreten konnte“, so Kazue Suzuki von Greenpeace Japan.

Doch Döschner ist skeptisch im Bezug auf den weiteren Gang: „Wenn nun das Atomkraftwerk Sendai 1 wieder hochgefahren wird, dann ist dies allerdings keineswegs die von Regierung und Industrie so sehr gewünschte und von manchen Beobachtern auch so genannte ‚Rückkehr Japans zur Atomkraft‘. Dafür sprechen gleich mehrere Gründe:“

  • Zuerst der Widerstand in der Bevölkerung. Laut Umfrage der Zeitung Mainichi Shimbun  sind 57 Prozent gegen die Wideranschaltung des AKW Sendai, anderen Umfragen folgend sind 70 bis 80 Prozent für den endgültigen Atomausstieg. Aber ohne Zustimmung der lokalen Bevölkerung dürfen AKW nicht wieder ans Netz.
  • Eingemottete AKW nach mehr als vier Jahren Stillstand wieder hochzufahren berge unkalkulierbare Risiken, sei ein in dieser Dimension weltweit einzigartiges Experiment, schreibt der Wirtschaftsdienst „Bloomberg“.
  • Denn niemand kann wissen, wie Rohre, Pumpen oder Dichtungen nach so langer Zeit auf Belastung reagieren. Ganz abgesehen von dem Personal, das genauso lange keine praktischen Erfahrungen im Betreiben eines AKW mehr hat.
  • Gegen ein Comeback der Atomkraft in Japan sprechen auch wirtschaftliche Argumente. TEPCO zum Beispiel, der Betreiber des AKW Fukushima, ist pleite und überlebt nur am Staatstropf. Andere stöhnen unter Kosten der Atompause und den hohen Kosten für Gas oder Kohle, die sie nicht voll an die Verbraucher weitergeben dürfen.
  • Hinzu kommen Nachrüstungs-Forderungen der japanischen Atomaufsicht in Sachen Sicherheitstechnik, die in Einzelfällen in die Milliarden gehen. Dabei erreichte die Energieeffizienz bereits Erfolge: Japan hat seit Fukushima den Stromverbrauch um mehr als 20 Prozent verringert –  und die  Konkurrenz durch Eerneuerbare Energien macht den Atomkonzernen das Leben zusätzlich schwer.

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