Divestment: Allianz dekarbonisiert

Vorbilder Axa und Rockefeller

Bereits im Mai hatte der französische Allianz-Konkurrent Axa angekündigt, ein Kohle-Divestment in Höhe von 500 Millionen Euro umzusetzen. Dass auch der größte Staatsfonds der Welt aus Norwegen und der größte Versicherer der Welt ihre Investitionen abziehen, dürfte die Kohleindustrie unter Druck setzen und für einen immer weiter sinkenden Ruf der Kohle als Investitionsobjekt sorgen. Der nun umgesetzte Divestment-Ansatz von urgewald sieht nicht nur einen Schwellenwert für den Umsatz mit Kohle vor, sondern gilt auch für Kohlestrom. Außer Minenbetreiber treffen die Divestment-Strategien also auch große Kohlestromerzeuger wie RWE und Vattenfall.

Prominentes Divestment-Beispiel ist laut Frontal21 die Rockefeller-Dynastie in den USA: 144 Jahre nach der Gründung von Standard Oil kündigt die Stiftung der Familie an, ihr Geld aus der Förderung fossiler Energieträger abzuziehen. Valerie Rockefeller Wayne ist Bevollmächtigte der Stiftung und eine Ururenkelin von John D. Rockefeller, einem der Mitbegründer einer Erdölraffinerie, aus der 1870 die Standard Oil Company hervorging. Sie sagte gegenüber Frontal21: „Als Stiftung unterstützen wir den Kampf gegen den Klimawandel finanziell, da macht es keinen Sinn, in fossile Brennstoffe und schmutzige Energie zu investieren.“ Divestment sei außerdem ein notwendiger Schritt, um auch in Zukunft sichere Gewinne erzielen zu können.

Deutsche Bank unter Druck

Andere deutsche Finanzinstitute investierten dagegen weiter im Milliardenumfang in die Kohle, kritisiert Kathrin Petz von der Umweltorganisation Urgewald. „Allein die Deutsche Bank hat in den letzten fünf Jahren mit zehn Milliarden die internationale Kohleindustrie finanziert und heizt damit aktiv den Klimawandel an.“ Erst Anfang des Jahres habe die Deutsche Bank, so Petz, eine Kapitalerhöhung für Coal India durchgeführt, den größten Kohleminen-Betreiber Indiens. Aus einer neuen Studie, die Urgewald am Dienstag veröffentlichen wird, geht hervor, dass die Deutsche Bank in den vergangenen fünf Jahren allein 3,3 Milliarden Euro in die Braunkohle investiert hat. Bis Redaktionsschluss hat sich die Deutsche Bank dazu nicht geäußert.

Nun steht vor allem die Deutsche Bank als größter deutscher Kohle-Finanzierer im Blickpunkt. „Leider ist der größte deutsche Kohle-Finanzierer Deutsche Bank noch immer nicht bereit, sich den Divestment-Vorbildern anzuschließen. Ob Klimaschutz oder schwindende finanzielle Perspektiven, kein Argument scheint ihr stark genug zu sein“, so Ganswindt. Die Großbank wehrt sich weiterhin standhaft, die massiven Folgen für Umwelt und Klima und die schwindende finanzielle Perspektiven anzuerkennen. Eine am 23.11.2015 von urgewald vorgestellte Studie („Europas größte Klima-Killer – Braunkohle und ihre Geldgeber“) belegt zudem, dass die Deutsche Bank mit 3,3 Milliarden Euro die extrem klimaschädliche Braunkohle finanziert. Damit ist die Bank der größte deutsche Finanzierer von Braunkohle in Europa, gefolgt von der Commerzbank mit 3,1 Milliarden und der BayernLB mit 830 Millionen Euro. Insgesamt haben deutsche Banken und Investoren die europäische Braunkohle von 2010 bis Mitte 2015 mit 8,7 Mrd. Euro unterstützt. Besonders RWE profitiert von der Finanzierung der Banken enorm, gefolgt von Vattenfall und dem tschechischen Kohle-Konzern CEZ.

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