„Light & Sound“: Gravitationswellen verschmelzender Neutronensterne

Überraschung: Zeitunterschied von etwa zwei Sekunden

Eine weitere Überraschung: die Gammastrahlen und die Gravitationswellen wurden nicht exakt zur gleichen Zeit detektiert, sondern mit einem Zeitunterschied von etwa zwei Sekunden. „Diese und die anderen Beobachtungen geben uns einzigartige Einblicke in die Physik rund um dieses Ereignis“, so von Kienlin.

Energiereiche Strahlung aus der Verschmelzung hatte auch Integral beobachtet, eine weitere Gammastrahlenmission mit einem Max-Planck-Instrument – dem SPI – an Bord. „Das von uns beobachtete Signal war zwar nicht sehr hell, aber wir können das Fermi-Ereignis mit einer völlig unabhängigen Gammastrahlendetektion bestätigen“, sagte Roland Diehl, Wissenschaftler am Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik und Co-Experimentator des SPI. „Beim Zusammenhang von Gammastrahlenausbruch und Gravitationswellensignal finden wir uns dadurch auf sicherem Terrain. Außerdem können wir einen kurzen Gammablitz zum ersten Mal eindeutig mit einer Neutronenstern-Kollision in Verbindung bringen“, so Diehl.

[note Während sich Astronomen in mehreren Städten auf der ganzen Welt für Pressekonferenzen versammelten, wurde ein Wust von Artikeln veröffentlicht, darunter einer in den Astrophysical Journal Letters mit 4.155 Autoren  von 910 Institutionen- das ist ein Drittel aller professionellen Astronomen der Welt. ‚Dieser Artikel hat das Autoren-Team beinahe umgebracht‘, sagte Vicky Kalogera, Astrophysikerin der Northwestern University, eine von zehn Wissenschaftlern, die den Artikel zu redigieren hatten.“ (NYT)]

130 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt

Die sehr präzise Lokalisierung der LIGO-Virgo-Beobachtung erlaubte es einer Handvoll von Observatorien rund um den Globus, nur wenige Stunden später den Himmelsbereich abzusuchen, aus dem das Signal kam. Optische Teleskope, darunter das GROND-Instrument am 2,2-Meter-Teleskop der Max-Planck-Gesellschaft am La Silla-Observatorium der Europäischen Südsternwarte (ESO), entdeckten einen neuen Lichtpunkt, ähnlich einem Stern in der Nähe der Galaxie NGC 4993. Dieses linsenförmige Milchstraßensystem ist etwa 130 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt.

Folgt: Mehr als 70 Observatorien bobachteten