„Der Talanoa-Dialog – Giftpille für Polen“

Ironie: Kohle-Stadt richtet COP24 aus

Aline Robert – Foto © Euractiv

„Wenn bei der COP23 in Bonn etwas herauskam, dann ist es eine Giftpille. Zumindest für Polen,“ schreibt Aline Robert, die Chefredakteurin des Pariser Euractivbüros in The Brief am 22.11.2017. Denn das „kohlesüchtige Land“ sei Gastgeber des nächsten Gipfels COP24 im Dezember 2018 in der Bergbaustadt Kattowitz. Viele Klimaaktivisten fänden die Ironie dieser Situation wenig unterhaltsam.

Die europäischen Diplomaten sind laut Robert der ständigen Opposition Polens in Sachen Klima müde: Denn „die Klima- und Erneuerbare-Energien-Ziele für 2030 sind in der Schwebe, die Reform des Kohlenstoffmarktes ist so kastriert, dass sie den Kohlenstoffpreis kaum in Bewegung setzt.
Und die Glaubwürdigkeit der EU in Bezug auf den Klimawandel gerät in Vergessenheit“. Indien und weniger entwickelte Länder hätten dies in Bonn hervorgehoben, indem sie die EU aufgefordert hätten, den zweiten Teil des Kyoto-Protokolls zu ratifizieren. Das aber habe Polen verhindert. So haben einzelne Länder – auch Deutschland – zugestimmt (siehe solarify.eu/deutschland-ratifiziert-zweite-kyoto-periode).

Miguel Arias Cañete – Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft für Solarify

Aber Robert schränkt ein: Natürlich seien nicht nur die Polen verantwortlich: „Es hilft nicht, dass Klimakommissar Miguel Arias Cañete aus einem Land kommt, das die EU während des Gipfels beschämt hat; Iberdrola, sein wichtigstes Elektrizitätsunternehmen, entschied sich zu Beginn der COP23 für den Rückzug aus der Kohle, aber Madrid beschloss, gegen den Schritt gegen die Kohle sein Veto einzulegen.“

Dies habe den Verhandlern vor Augen geführt, dass die Haltung der EU in Sachen Klima eine Qual sein könnte. Und sie reagierten, indem sie in Bonn als neue Methode den Talanoa-Dialog vorschlugen: Das fidschianische Wortes Talanoa bedeutet, ein Gespräch zu führen, indem jeder Redner respektiert wird, am Ende versucht man, zu einem Ergebnis zu kommen. Der neue Diskussionsraum, in dem die Länder nachvollziehen können, wer was zum Thema Klima tut, hat damit einen regulären Status bekommen.

Die Klimaverhandlungen sollen an einem kritischen Punkt geschützt werden. Nach dem Pariser Abkommen sollen die Länder ihre Instrumente definieren, um die Klimaziele bis Ende 2018 zu erreichen. Andernfalls könnten die Chancen in Gefahr geraten, den Klima-Ehrgeiz nach 2020 zu steigern. Robert: „Ursprünglich war geplant, dass der Talanoa-Dialog in fidschianischer Hand bleiben sollte, um Polens Amtszeit während seiner Präsidentschaft zu umgehen. Doch jetzt wird die Talanoa-Präsidentschaft zwischen Fidschi und Polen geteilt. Und das wird hoffentlich die Fähigkeit Polens, Verwüstungen anzurichten, verringern. Das ist eine Situation, die eine gewisse Bescheidenheit in den europäischen Mix einbringen sollte, denn jetzt stehen wir bei den internationalen Klimaverhandlungen vor dieser Situation: Ein EU-Land, das einen COP-Gipfel veranstaltet, muss außen vor gelassen werden. Schande über uns.“

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