IEA-WEO verharrt im alten Denken

Der neue World Energy Outlook (WEO) der IEA beklagt starke Verwerfungen: „Die Diskrepanz zwischen gut versorgten Ölmärkten und wachsenden geopolitischen Spannungen“ – nun gut, das Öl muss über kurz oder lang sowieso im Boden bleiben. Dann: „Die Kluft zwischen den immer höheren Mengen an Treibhausgasemissionen und der Unzulänglichkeit der Politik zur Eindämmung dieser Emissionen im Einklang mit den internationalen Klimazielen.“ Damit muss die IEA nicht nur die Trumps und Bolsonaros dieser Welt meinen – die wollen ja gar nicht – sondern auch die deutsche Regierung, die so tut, als wolle sie, aber in Wirklichkeit nicht kann und ihr „Klimapäckchen“ gar als Durchbruch feiert. Schließlich beklagt die IEA noch „die Kluft zwischen dem Versprechen von Energie für alle und dem Mangel an Zugang zu Strom für 850 Millionen Menschen.“ Doch weit mehr: Die IEA benimmt sich auf schwer erträgliche Weise scheinheilig: Sie unterschätzt in ihrem Outlook Kostensenkungen und Wachstum der Erneuerbaren Energien deutlich und leitet daraus die langanhaltende Notwendigkeit für fossile Energieträger ab. Sie wischt damit das eigendynamische, weltweite Wachstum von Wind und Sonne vom Tisch, die in Verbindung mit Speicheroptionen schon längst die günstigsten Energieträger sind. Doch die IEA redet lieber über die mit den Erneuerbaren einhergehenden Risiken – nachdem sie widerwillig ihr Wachstum zur Kenntnis genommen hat: Weil Strom zunehmend im Zentrum moderner Versorgungs-Sicherheit stehe, eröffneten Erneuerbare Energien und fortschrittliche digitale Technologien „enorme Möglichkeiten für den Umbau des Energiesystems, lassen aber auch neue Risiken der Versorgungssicherheit entstehen“. In einem WEO-Szenario entfällt 2040 zwar mehr als die Hälfte der zusätzlichen Stromerzeugung auf Windkraft und PV, in einem andern fast das gesamte Wachstum. Daher fordert die IEA: „Politische Entscheidungsträger müssen schnell handeln, um mit dem Tempo des Wandels und dem wachsenden Flexibilitätsbedarf des Netzbetriebs Schritt zu halten. Speichermärkte, Schnittstellen, Datenschutz  – all diese Fragen könnten die Verbraucher mit neuen Risiken konfrontieren.“ Eingangs hatte der WEO genau dieser Politik „Unzulänglichkeit“ attestiert…

-Gerhard Hofmann-