Luftverschmutzung schuld an erhöhter Säuglingssterblichkeit

Bericht „State of Global Air 2020“ stellt fest: Fast 500.000 sterben im ersten Lebensmonat

Eine Untersuchung des Bostoner Health Effects Institute kommt zu dem Ergebnis, dass die Luftverschmutzung durch Feinstaub im Freien und im Haushalt zum Tod von fast 500.000 Kleinkindern im ersten Lebensmonat beigetragen hat. Nahezu zwei Drittel dieser Todesfälle standen im Zusammenhang mit der Verwendung fester Brennstoffe in Entwicklungsländern wie Holzkohle, Holz und Tierdung zum Kochen. Der neu erschienene Bericht State of Global Air 2020 berichtet über die erste umfassende Analyse der globalen Auswirkungen der Luftverschmutzung auf die Neugeborenensterblichkeit.

Smog - Luftverschmutzung in Delhi - Foto © Gerhard Hofmann für Solarify

Smog – Luftverschmutzung in Delhi – Foto © Gerhard Hofmann für Solarify

Zwar habe die Berechnung „Schwächen, am grundsätzlichen Problem ändert das aber nichts“, urteilt der SPIEGEL über die Untersuchung. Dabei geht es um die Zählung vorzeitiger Todesfälle (Years of Live lost – YLL): Die werde vielfach kritisiert, weil das dahinterstehende Berechnungsmodell problematisch sei. Es lasse sich nämlich nicht präzise sagen, ob die Betroffenen aufgrund anderer Einflussfaktoren kurze Zeit später ohnehin gestorben wären. 

Das Health Effects Institute ist eine gemeinnützigen Forschungsorganisation, die unter anderem von der amerikanischen Umweltbehörde EPA finanziert wird. Die 2020er Aktualisierung des Berichts bezieht sich auf das Jahr 2019, als die Coronakrise noch keine Effekte auf die Luftqualität hatte. Wie in den vergangenen Jahren bietet die Untersuchung über den Zustand der globalen Luftqualität und der begleitenden Website ein umfassendes globales Berichtsschema über die Niveaus und Trends der Luftqualität und Gesundheit für jedes Land der Welt. Bericht und Website sind in Zusammenarbeit zwischen dem Health Effects Institute und dem Projekt des Institute for Health Metrics and Evaluation’s Global Burden of Disease (GBD), mit fachlicher Unterstützung der Universität von Britisch-Kolumbien. Die vollständigen Ergebnisse für GBD 2019 wurden am 15.10.2020 in der internationalen medizinischen Fachzeitschrift The Lancet veröffentlicht.

In der interaktiven App State of Global Air 2020 kann man Daten und Grafiken zu den neuesten Luftverschmutzungswerten und der damit verbundenen Krankheitslast für über 200 einzelne Länder, Gebiete und Regionen untersuchen, vergleichen und herunterladen sowie Trends von 1990 bis 2019 verfolgen.