Der Standard: „Kann Atomenergie das Klima retten?“

Dennoch Hoffen auf Minireaktoren

Der Wiener Standard fragte am 10.03.2021 rhetorisch, ob Kernenergie das Klima „retten“ könne, und beantwortete die Frage gleich selbst: „Es sieht nicht danach aus.“ Andreas Schnauder glaubte allerdings in seinem Text, „CO2-freie Atomenergie könnte einen großen Beitrag zum Klimaschutz leisten“, aber er schätze die „Realität vorerst anders“ ein. Nur „vorerst“, denn Atomkraft-Anhänger setzten ihre Hoffnungen auf Minireaktoren.

AKW Isar 2 Ohu – Foto © Dieter Fichtner für Solarify

Zehn Jahre nach Fukushima sei der „Rückschlag für den Energieträger langsam überwunden“, der mit zum Rückgang der Kernenergie auf lediglich zehn Prozent der weltweiten Stromerzeugung beigetragen habe. Eine Ursache sieht Schnauder im Klimaschutz. Der „beflügelt die CO2-freie Stromerzeugung via Kernspaltung“, zeigt sich Schnauder überzeugt – „trotz der ungelösten Frage des radioaktiven Restmülls“. Keine Rede vom militärischen Nutzen der Atomenergie. Aber „die Energiewende allein mit dem Ausbau der Erneuerbaren anzutreten zu wollen, könnte ins Auge gehen, warnen viele Experten“. Einer davon sei der früher in der Internationalen Atomenergieagentur tätig gewesene Kernenergie-Experte Holger Rogner vom Laxenburger Forschungszentrum IIASA, der zweifelt, ob mittels erneuerbarer Energie die Erderwärmung auf 1,5 Grad begrenzt werden könne.

Aber obwohl weltweit derzeit gut 100 Reaktoren geplant seien,würden die wohl kaum alle ans Netz kommen. Denn die sündteuren Bauten verzögerten sich immer weiter und kämen die Länder viel teurer zu stehen als ursprünglich angesetzt. So werde etwa am französischen Flamanville 3 seit 2007 gebaut – die erwarteten Baukosten hätten sich inzwischen annähernd vervierfacht, ebenso bei Hinkley Point in Großbritannien und Olkiluoto 3 in Finnland.

Atom-Renaissance verfehlt

Fazit: Die vielfach beschworene Atom-Renaissance sei auch deshalb verfehlt,“ weil zwischen Plänen und Inbetriebnahme von AKWs Welten liegen“. Dass 2020 nur zwei Reaktoren ans Netz gingen, lasse Rogner vorsichtig werden: Er rechnet nur mit den tatsächlich in Bau befindlichen rund 50 AKW und erwarte einen Rückgang der Atomkraft in den kommenden 20 bis 30 Jahren um zehn bis 15 Prozent – die IAEA erwarte dagegen einen geringen Anstieg, aber das sei viel zu wenig für den Klimaschutz – die Atomkraft habe in den vergangenen Jahrzehnten fast so viel CO2 vermeiden geholfen, wie die Menschheit in zwei Jahren emittiert habe.

Hoffnungsschimmer der Atomfreaks: Mini-AKW (SMRs – Small Modular Reactor), viel kleiner, vorgefertigt und je nach Bedarf in Reihen oder auf Schiffen betrieben. Die USA setzen laut Schnauder schon lange auf die SMRs, auch Bill Gates investiere in die Technologie, Großbritannien fördere die Entwicklung des Triebwerkkonzerns Rolls-Royce massiv.

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