COP26: Besser als ihr Ruf

Durchbrüche sind eher selten – und halten meist nicht, was sie versprechen. Beharrliche Kleinarbeit dagegen zahlt sich nicht so sehr in Schlagzeilen aus, wirkt aber längerfristig. Das lehrte die vielfach geschmähte Weltklimakonferenz COP26 schon vor ihrem Ende am 13.11.2021. Trotz des Kurzkommentars der kindlichen Klimaschutz-Ikone Greta Thunberg: „Bla, bla, bla“. Thunberg ist zu Recht unzufrieden – diese Haltung ist ihr Markenzeichen. Aber: Die Politik muss für das Bohren dicker Bretter viel Kraft einsetzen, sie muss Schritt für Schritt vorgehen. 200 Länder zur Zustimmung zu bewegen erfordert eine weltöffentliche Diskussion. Darin liegt der Second Sense der COP26: Behutsam ein Umdenken anzustoßen und einzuleiten. Abseits der Politik entstanden in Glasgow mindestens 11 große Initiativen – zugegeben, mit teils sehr langen Realisierungsfristen.
Beispiele: die neuen Marktmechanismen für die Übertragung von Treibhausgas-Minderungen aus Klimaschutzprojekten. Demnach dürfen Treibhausgasminderungen nur einmal angerechnet werden, entweder im Käuferland oder im Land, in dem die Klimaschutzmaßnahme erfolgt. So soll sichergestellt werden, dass der Handel wirklich zu mehr Klimaschutz führt. Um die Integrität des Handels mit Minderungsgutschriften zu stärken, wird ein unabhängiges Beschwerdeverfahren etabliert.
Oder die „Weltweite Methan-Verpflichtung“ (Global Methane Pledge), zu dem EU und USA den Anstoß gegeben haben. Die unterzeichnenden Staaten wollen ihre Methanemissionen bis 2030 um 30 Prozent senken. Und: 23 Länder werden aus der Kohle aussteigen. Außerdem standen zum ersten Mal Wasserstoff und schwer zu defossilisierende Sektoren wie die Stahlindustrie bei einer Klimakonferenz im Zentrum.
Es war also nicht alles nur „Bla, bla“ – das heißt aber nicht, dass die „Futures“ der Welt am Ziel wären. Ihre Funktion heißt: Immer wieder, immer weiter den Finger in die Wunde legen, den Mächtigen mit ihrer Unzufriedenheit auf die Nerven gehen, unbequem bleiben. Am 11.11.2021 hatte Solarify ein Foto mit einem Transparent an der Berliner Akademie der Künste auf der Seite: „Nichts ist erledigt“. Und die Erledigung drängt. -gh-