Circular Valley weckt „schlafenden Riesen“ Kreislaufwirtschaft

Großes Finale der aktuellen Förderrunde: 14 Start-ups präsentierten Ideen, die Milliarden Tonnen von Emissionen verhindern können – Rückenwind aus Wirtschaft und Politik. 

Im Gegensatz zu allen anderen Emissionen schätzt Circular Valley® eine sehr: Den Pegel des Beifalls aus dem Publikum nach den Präsentationen der internationalen Start-ups beim DemoDay der Initiative für Kreislaufwirtschaft. Der war am 23.03.2023 im Mendelssohnsaal der Historischen Stadthalle in Wuppertal wiederholt besonders hoch: Die jungen Unternehmen aus der ganzen Welt präsentierten Ideen, mit denen sich Milliarden Tonnen von „Abfällen“ und CO2 vermeiden sowie Milliarden Kubikmeter Wasser retten lassen. Entsprechend groß war das Interesse aus der etablierten Wirtschaft, aus Politik und Wissenschaft. Die Startups hatten unter anderem eine Wasserentsalzung mit Solarenergie, eine Plattform für den Handel mit industriellen Abfällen und wiederverwertbare Boxen für den E-Commerce entwickelt.

Circular Valley-Demo Day, Historische Stadthalle Wuppertal – Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft, für Solarify

Mona Neubaur, stellvertretende Ministerpräsidentin des Landes NRW und Schirmfrau des Circular Valley®, verdeutlichte beim DemoDay per Video, was die Startups leisten: „Unser Wirtschaftsleben auf den Kopf zu stellen, von der Linie zum Kreis zu bringen – das ist die Aufgabe, derer sich das Circular Valley® annimmt. Und welches Potenzial hier zusammenkommt, das sehen wir heute wieder an vielen beeindruckenden Beispielen.“ Neubaur erläuterte den Weg zu Klimaneutralität, Rohstoffleichtigkeit und Nachhaltigkeit. „Wir brauchen funktionierende Geschäftsmodelle, die eine Kreislaufführung möglich machen: Nutzen statt Besitzen, intelligente Matching-Plattformen, auf denen Produkte ein zweites, drittes oder viertes Leben führen, und viele mehr“, sagte die Landeswirtschaftsministerin.

„Matching“ ist eines der zentralen Ziele von Circular Valley®. Die Initiative macht die erweiterte Rhein-Ruhr-Region zum globalen Hotspot der Kreislaufwirtschaft, zum Silicon Valley der Circular Economy. Sie bringt Start-ups aus der ganzen Welt nach NRW und unterstützt sie dabei, ihr Geschäftsmodell zu präsentieren und weiterzuentwickeln – mit hochkarätigen Coaches und Mentoren und, indem sie sie mit möglichen Partnern aus Unternehmen und Forschungseinrichtungen zusammenbringt. Die 14 Start-ups, die nun im Circular Valley® waren, brachten für die möglichen Matches Ideen zu grünem Bauen, erneuerbaren Energien, Plattformen, Wasseraufbereitung und Abfallmanagement mit.

Viktor Haase, Staatssekretär im NRW-Umweltministerium, ordnete diese Entwicklung beim DemoDay in den politischen Kontext ein. Die Circular Economy sei ein „schlafender Riese“ in Nordrhein-Westfalen, den man nun wecken wolle. Die Landesregierung werde in den nächsten Monaten ebenso wie der Bund eine Strategie zur Kreislaufwirtschaft vorlegen. „Wenn wir schon Rohstoffe importieren müssen, dann sollten wir das nur einmal machen und sie dann im Kreis führen“, sagte Haase. Und an die Circular-Valley®-Startups gerichtet: „Ihr wirtschaftlicher Erfolg ist die Sicherung unserer Zukunftsgrundlagen.“

Wer beim Wecken des schlafenden Riesen wesentlich helfen kann, erläuterte Dr. Andreas Eurich, Vorstandsvorsitzender der Barmenia Versicherungen, die von Anfang an Teil der Initiative Circular Valley® sind. Die Summe, die für den Klimaschutz zusätzlich pro Jahr erforderlich sei, könne der Staat unmöglich allein aufbringen, dafür brauche es auch die Privatwirtschaft, sagte Eurich. Versicherungen seien in diesem Kontext verlässliche Kapitalgeber. Sie managten insgesamt rund 1,8 Billionen Euro und werden diese immer stärker in nachhaltige Projekte investieren. Die Barmenia hat dazu sogar eine Gesellschaft für innovative Geschäftsmodelle gegründet: BNS, kurz für Barmenia next strategies.

Wie Startups und etablierte Wirtschaft besser zusammenkommen können, diskutierte Circular-Valley®-Initiator Dr. Carsten Gerhardt zum Abschluss des DemoDays mit Dr. Johannes Velling. Er hat in verschiedenen Projekten von Bund und Land (unter anderem „Exist“ und mit dem HighTech-Gründerfonds) rund 5000 junge Unternehmen gefördert. Seine Ratschläge: Mehr klappern, um die eigenen Ideen noch besser zu verkaufen. Größer denken, also über die eigene Region hinaus. Und eine gemeinsame Kultur mit den großen Unternehmen finden.

Auch nach dem DemoDay geht die Arbeit für die Kreislaufwirtschaft im Circular Valley® mit vollem Schwung weiter. Dabei weiß die Initiative einen weiteren Partner an ihrer Seite, mit dem sie nun eine Kooperationsvereinbarung unterzeichnete: mit dem Global Entrepreneurship Centre (GEC). Die Gesellschaft hilft Startups, ihr Geschäftsmodell zu skalieren und fit zu machen für die nächsten Investorenrunden. Unter den Startups, die ihre Ideen beim DemoDay vorgestellt haben, waren gleich mehrere, die nun vom GEC unterstützt werden. Auch ein Thema, das für den angenehm hohen Geräuschpegel bei den Gesprächen im Circular Valley® sorgte.

Plattformen für industrielle Abfälle und Recycling – Startups:

Clickwaste (Heidelberg) – Für Abfallerzeuger gibt es kein Verzeichnis, das angibt, welches Recyclingunternehmen ein bestimmtes Material verarbeitet. Außerdem werden die Preise für recycelte Materialien oft willkürlich festgelegt. Der Abfall- und Recyclatmarkt hat daher einen starken Spotmarktcharakter. Clickwaste stellt die Verbindung zwischen Entsorgern und Kunden her. Dies geschieht durch die Durchführung von Auktionen auf der Clickwaste-Plattform, zu denen die in Frage kommenden Bieter automatisch eingeladen werden, um Angebote abzugeben. Die daraus resultierende offene Preisstruktur führt zu mehr Wettbewerb, niedrigeren Rezyklatpreisen und höheren Quoten.

Cyrkl (Tschechien) –  Cyrkl ist ein internationales Technologie- und Beratungsunternehmen, das sich auf die zirkuläre Abfallwirtschaft spezialisiert hat. Mit dem Aufbau der agiobai-Plattform für Sekundärrohstoffe will es die globale Kreislaufwirtschaft voranbringen und beschleunigen. Mit fortschrittlichen Technologielösungen hilft es Unternehmen, Abfall in Ressourcen und damit in Umsatz zu verwandeln – mit Europas größtem digitalen Marktplatz für Abfall und Reststoffe.

LiveLoveRecycle – Libanon – Die Abfallwirtschaft ist einer der wenigen Sektoren, die noch nicht digitalisiert wurden. LiveLoveRecycie ermöglicht einfaches Recycling für jedermann, indem er seine Wertstoffe bequem von zu Hause aus über eine App abholen lässt und dafür eine Belohnung erhält. Die Sammler-App ermöglicht es jedem, mit seinem privaten Fahrzeug Wertstoffe zu sammeln, was neue Arbeitsplätze schafft und die Möglichkeit bietet, ein Geschäft zu eröffnen, in dem andere/Sammler Wertstoffe abgeben können

MikaCycle (Frankreich) – MikaCycie schafft ein vertikales Ökosystem für die Lieferkette, das Marken, Sammler, Recycler und Verbraucher in die Lage versetzt, gemeinsam zu handeln, Klarheit in den undurchsichtigen Markt zu bringen und alle Beteiligten für ihr Handeln verantwortlich zu machen. Das Ökosystem verbindet Plastikmüllsammler, Recycler, Prüfer, Transporteure, Logistiker, Compliance-Beauftragte, Hersteller von Plastikgutschriften und Marken zu einem unwiderlegbaren, geschlossenen und verteilten digitalen Kreislaufsystem. In diesem Kreislauf haben Abfallsammler und Armutsprogramme denselben Wert und dieselbe Verantwortlichkeit wie die Marketingmarke

Grünes Bauen</strong

RecycleX (Indien) – Da der Markt für umweltfreundliches Bauen weiter wächst, suchen Betonanwender nach zuverlässigen Materialien, die den Zementverbrauch reduzieren. RecycleX hat Bausteine entwickelt, die gleichwertige oder bessere mechanische Eigenschaften, die gleiche Wasseraufnahmefähigkeit, eine höhere Druckfestigkeit und eine bessere Frost-Tau-Beständigkeit aufweisen als herkömmliche Betonsteine. Darüber hinaus hat RecycleX-Beton einen kohlenstoffnegativen Fußabdruck.

Wasseraufbereitung und-entsalzung:

Colea AgriTech (Palästina) – Colea Biothech hat eine innovative und nachhaltige Lösung für die Abwasserbehandlung in der Olivenölproduktion entwickelt. Diese Innovation hilft den Olivenölproduzenten im Mittelmeerraum, effizienter und rentabler zu arbeiten und gleichzeitig ihren ökologischen Fußabdruck zu minimieren. Das Hauptnebenprodukt dieser Technologie ist ein organischer Dünger, der mit Hilfe einer biologischen Innovation aus dem Abwasser von Olivenmühlen gewonnen wird und eine nachhaltige Alternative zu chemischen Düngemitteln darstellt.

CyFract (München) – Moderne Zyklone sind nicht in der Lage, Partikel abzutrennen, die eine ähnliche Dichte wie Wasser haben. Dies wird hauptsächlich durch Filtertechnologien realisiert. Im Gegensatz zu bestehenden Zyklonabscheidern nutzt der CyFract-Zyklon die dominanteren Strömungskräfte anstelle der herkömmlich genutzten Zentrifugalkräfte und ermöglicht so die Abscheidung von Mikropartikeln mit einer Dichte ähnlich oder gleich der von Wasser. Das Gerät hat ein kompaktes Design, enthält keine beweglichen Teile, ist robust und skalierbar. Reinigungs- und Austauschzyklen sowie der Einsatz von Chemikalien werden deutlich reduziert.

Desolenator (Niederlande) – Die Technologie von Desolenator wandelt Meerwasser in sauberes Wasser um und nutzt dabei ausschließlich Sonnenlicht und hocheffiziente PV/T-Paneele. Die Energiespeicherung erfolgt durch zuverlässige, kostengünstige thermische Batterien, die einen kontinuierlichen Prozess ermöglichen. Das Verfahren eignet sich für den Betrieb in großem Maßstab und für netzunabhängige Anlagen. Der Betrieb der Entsalzungsanlage in einem geschlossenen Kreislauf gewährleistet eine optimale Effizienz und kommt ohne schädliche Chemikalien aus, so dass sie für die Schifffahrt sicher und ZLD-fähig ist.

Bio-Recycler (Kenia) – Bio-Recycler hat ein modernes, unterirdisches Abwasserreinigungssystem entwickelt, das für zahlreiche Anwendungen in Privathaushalten, Institutionen und der Industrie geeignet ist. Das System ist umweltfreundlich, leicht zu warten und energieeffizient. Es verbessert die Qualität des Abwassers, beseitigt Gerüche und entfernt suspendierte und gelöste Feststoffe. Das Klärsystem ist in verschiedenen Größen erhältlich und verfügt über das Internet der Dinge für PAYGO-Dienste und Nutzungsdatenberichte. Das so gewonnene saubere Wasser kann für die Gartenarbeit, die Toilettenspülung und die Wäsche verwendet werden.

Hydroleap (Singapur) – Hydroleap bietet zwei Hauptprodukte für die Abwasserbehandlung an (Elektrokoagulation und Elektrooxidation), die die chemischen und Teile der biologischen Wasseraufbereitungsprozesse ersetzen, um Schwebstoffe, organische Stoffe (CSB, BSB), Schwermetalle und Krankheitserreger zu entfernen. Die Kunden profitieren von geringeren Betriebskosten (bis zu 60 %), weniger Arbeitskräften (bis zu 90 %), Wassereinsparungen (bis zu 50 % bei Kühltürmen) und Nachhaltigkeit. Die Technologie wurde in der Lebensmittel- und Getränkeindustrie, bei Blue-Chip-Unternehmen und in der Industrie installiert.

Erneuerbare Energien aus Kreislauf-Sicht

1s1 Energy (USA) – 1s1 Energy produziert grünen Wasserstoff durch Wasserelektrolyse mit Hilfe der Protonenaustauschmembrantechnologie, die unter anderem die Vorteile einer hohen mechanischen und chemischen Stabilität, eines geringen Gasübergangs und einer verbesserten Protonenaktivität vereint. Die Lösung von 1s1 Energy ist zirkulär und verbessert die Haltbarkeit und Effizienz von Elektrolyseur- und Brennstoffzellenprodukten, wodurch die Wirtschaftlichkeit und die Schonung von Ressourcen verbessert werden.

CO2NVERT (Italien) – CO2NVERT produziert und bringt kohlenstoffnegative chemische Ressourcen auf den Markt. Die Produkte werden durch die Nutzung von atmosphärischem CO2 durch Katalyse hergestellt, wodurch Kohlenstoffemissionen reduziert und neue Emissionen vermieden werden. Die zertifizierbaren kohlenstoffnegativen Produkte werden den Kunden angeboten und helfen ihnen, zur technologischen Substitution beizutragen, die notwendig ist, um die Industrie nachhaltig und die grüne Wirtschaft lebensfähig zu machen. Colea Biothech – Palästina Colea Biothech hat eine Vielzahl von Produkten und Dienstleistungen entwickelt, die in den letzten Jahren auf den Markt gebracht wurden.

Abfallmanagement und Verpackung

Lixo (Frankreich) – Ziel ist die Entwicklung der Kreislaufwirtschaft durch die Entwicklung intelligenter Bildverarbeitungslösungen für die Abfallwirtschaft und die Recyclingindustrie. Die Kombination von Bildsensoren und visuellen Erkennungsalgorithmen ermöglicht es allen Akteuren der Abfallwirtschaft, ihre Abfallströme zu analysieren und kontinuierlich Daten über den verarbeiteten Abfall in Echtzeit zu sammeln und zu analysieren. Die Lösung ermöglicht es allen Akteuren der Branche, intelligente Daten nahtlos in ihre betrieblichen Entscheidungsprozesse zu integrieren, um Abfälle in industriellem Maßstab besser zu verwalten, zu sortieren und zu recyceln.

Rhinopaq (Essen) – rhinopaq hat eine nachhaltige Versandverpackung für Online-Shops erfunden, die ihren Kunden die Möglichkeit gibt, wiederverwendbare Verpackungen zu nutzen und sich an den Kosten zu beteiligen. Mit jeder Sendung in rhinopaq profitieren die teilnehmenden Online-Shops von einem Cross-Marketing-Effekt. Durch Scannen des QR-Codes in der Verpackung können Endverbraucher sowohl die CO2-Einsparung als auch die bisherigen Sendungen anderer Online-Shops in unserer digitalen Sendungshistorie einsehen. Bei 10 Nutzungen spart ein rhinopaq bereits 50% CO2 im Vergleich zu Einwegverpackungen und reduziert die benötigte Kartonmenge um 1,5 kg

Circular Valley Delivery (Deutschland) – Eine ständig wachsende Fülle von Lieferdiensten deckt die „letzte Meile“ zum Verbraucher ab – von Waren über Lebensmittel bis hin zum Transport von Personen. Wenige bis gar keine dieser Lieferungen in die Haushalte nehmen auch bac postconsumer Material mit, sondern die Verbraucher müssen dies selbst organisieren. Circular Valley“ Delivery ist ein Konzept eines hotistischen Lieferdienstes, der sich ohne zusätzliche Kosten auch um den Weg aus dem Haus kümmert, wenn es um Recycling geht. Durch die Bündelung mehrerer Zustellungsarten kann eine Größenordnung erreicht werden, und die verschiedenen Zusatzleistungen können ohne zusätzliche Kosten erbracht werden.

->Quellen: